Denkmalschutz oder Ökostrom?:Warum diese Solaranlage das Denkmalamt stört
von Dorte Störmann
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In Brandenburg produziert eine PV-Anlage seit sieben Jahren Strom. Doch sie soll weg. Laut Denkmalschutzbehörde störe sie ein Schloss nebenan. Das ist eine unbewohnte Ruine.
Eine Familie aus Brandenburg hat sich vor sieben Jahren eine Solaranlage aufs Dach gebaut. Der Denkmalschutzbehörde ist sie ein Dorn im Auge. Grund ist die angebliche Beeinträchtigung des Nachbargrundstücks.04.11.2024 | 1:49 min
Inzwischen ist es schon ein ganzer DINA-4 Ordner, gefüllt mit Korrespondenz. "Sinnlose Zeit, die man hier verplempert," schimpft die Rentnerin und ehemalige Landwirtin Stefanie Klage beim Durchblättern.
Denkmalschutz fordert Entfernung der PV-Anlage
Doch sie muss die Zeit investieren, denn die Denkmalschutzbehörde Elbe-Elster will, dass die Solaranlage, die ihr Sohn Matthias vor sieben Jahren auf ihrem Hof in Neudeck bei Herzberg errichten ließ, verschwindet.
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Fünf Jahre lang war die Anlage in Betrieb. Dann - vor zwei Jahren - flatterte auf einmal das erste Schreiben des Denkmalamtes ins Haus. Reaktion der Klages:
Der Grund, warum die PV-Anlage weg soll, liegt weniger als 100 Meter neben dem Hof der Klages: Schloss Neudeck, laut Behörde "eine der bedeutendsten Schlossanlagen im Land Brandenburg". Das Schloss finden auch die Klages per se toll. Wäre es doch nur in Schuss. Defacto ist es seit über 20 Jahren unbewohnt.
Schloss Neudeck bröckelt vor sich hin
Ein Förderverein betrieb es bis 2015, mit Weihnachtsmärkten oder Osterfeuern für die Dorfgemeinschaft. Doch dann löste sich der Verein auf und keiner kümmerte sich mehr. Auch nicht nach 2017, als Neudeck an einen Berliner Investor verkauft wurde. Laut Denkmalamt macht der seit dem Kauf nur auf Aufforderung das Nötigste.
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Und so rottet das Schloss vor sich hin: heute bröckelt der Putz, das Dach ist marode, die Fassade grau und heruntergekommen. Die alte Pracht ist nur noch mit Fantasie zu erahnen. Eine Halbruine, in die Millionen gesteckt werden müsste.
Und trotzdem sorgt sich die untere Denkmalschutzbehörde Landkreis Elbe-Elster um den Anblick. Auf ZDF-Anfrage heißt es schriftlich:
Im Vordergrund Schloss Neudeck, im Hintergrund der Hof von Familie Klage mit Solaranlage auf dem Dach.
Quelle: ZDF
Baugesetz: Solaranlagen brauchen keine Baugenehmigung
"Wild angeordnet" liegt wohl im Auge des Betrachters - die 66 schwarzen Einzelmodule mit silbernen Leisten auf rotem Dach könnten auch als äußerst symmetrisch angeordnet bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz ist den Klages wichtig: sie hätten nicht einfach so Solar aufs Dach gesetzt. Sondern sich vorher "natürlich" über nötige Genehmigungen informiert:
"Ich habe mir 2016, vor dem Bau der Anlage, sogar das Baugesetz des Landes Brandenburg rausgesucht", sagt Stefanie Klage, "und da steht drin, dass Solaranlagen keine Baugenehmigung brauchen."
Denkmalschutzbehörde bemängelte Solarmodule zunächst nicht
Eine Baugenehmigung nicht - aber: weil der Hof zur erweiterten Schlossanlage gehört, hätte das Denkmalamt tatsächlich noch mitmischen können. Nur habe das nirgends im Baugesetz gestanden, das Stefanie Klage sorgfältig ausgedruckt und in ihrem Ordner abgeheftet hat. Und der Denkmalschutzbehörde fiel fünf Jahre nicht auf, dass da eine Solaranlage ist, die das Erscheinungsbild stören könnte.
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Einen Kostenvoranschlag für den Abbau der Anlage haben sich die Klages übrigens längst geholt: mindestens 5.000 Euro, davon abgesehen wäre der gratis Strom weg, die 58.000-Euro-Anlage hat sich längst noch nicht amortisiert.
Solaranlage: Landkreis und Denkmalamt wollen beraten
Aber vor allem finden die Klages die Forderung des Denkmalamtes unverhältnismäßig: "Wen soll denn die PV-Anlage stören? Das Schloss liegt doch im Dornröschenschlaf," sagt Stefanie Klage. "Wenn das jetzt ein Schloss wäre, das herausgeputzt wäre und jeden Tag Tausende von Zuschauern kommen würden, könnte ich mir das noch vorstellen. Aber hier ist doch niemand."
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Das Denkmalamt hat zwar noch keine Frist mit Strafandrohung gesetzt - will darüber aber mit dem Landkreis beraten. Egal ist den Klages das nicht. Doch auch, weil sie alles so absurd finden, steht für sie fest: "Die Anlage bleibt, wo sie ist." Das letzte Wort im Streit Solar versus Ruine scheint also noch nicht gesprochen.
Dorte Störmann arbeitet im ZDF-Studio in Potsdam.
Quelle: ZDF
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