"Queen of less": Mode-Ikone Jil Sander wird 80 Jahre alt
Mode-Ikone Jil Sander:"Queen of less" wird 80 Jahre alt
von Carolina Pfau
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Jil Sander veränderte mit Minimalismus die Modewelt. Doch nicht nur die Entwürfe der "Queen of less" waren der Zeit voraus. Nun feiert die Modemacherin ihren 80. Geburtstag.
Seit über 45 Jahren kleidet sie Menschen in kühle, klare Mode, die sich vor allem durch ihre teuren Stoffe auszeichnet. Stilikone Jil Sander wird nun 80 Jahre alt.27.11.2023 | 2:43 min
Mit ihrem puristischen Chic schrieb Heidemarie Jiline Sander - kurz Jil Sander - in der Modebranche Geschichte. Als "Queen of less" sollte die norddeutsche Stilikone die Kleidung von Frauen und damit auch die Rollenbilder revolutionieren.
Bis heute steht Jil Sander für einen ganz bestimmten Stil: minimalistisch, zeitlos, elegant. Geboren im norddeutschen Dithmarschen war es der kühle, hanseatische Stil, der sie erfolgreich machte. Schon als Kind soll sie ihre Familie in Modefragen beraten haben.
Erster Laden mit 24 Jahren
Ihre Leidenschaft führte sie nach ihrer Ausbildung zur Textilingenieurin zu Modezeitschriften in Los Angeles, New York und Hamburg. Autorin Maria Wiesner, die ein Buch über die Stilikone schrieb, sagt:
Mit gerade einmal 24 Jahren eröffnete Sander ihre erste Modeboutique: Ein schwarz lackiertes Gebäude in Hamburg-Pöseldorf. Dafür verkaufte sie ihr Auto und nahm einen Kredit über 200.000 Mark auf und legte so den Grundstein für ihr Unternehmen.
Jil Sander hatte eigene Läden - hier steht sie 1997 in ihrem Flagshipstore in Hamburg.
Quelle: dpa
Markenzeichen: Purismus und klare Linien
Für Wiesner die größte Leistung Sanders: Die Designerin schuf mit ihrem eigenem Geld ein weltumspannendes Modeimperium - in einer Zeit, in der Frauen nicht einmal ohne die Erlaubnis ihrer Männer arbeiten durften. Damals sollte Frauenkleidung vor allem weiblich und dekorativ sein.
Sanders Vision von Mode aber war ihrer Zeit weit voraus: schnörkellose, klare Linien ohne viel Schnickschnack. Die Präsentation ihrer puristischen Kreationen war in Paris zunächst wenig erfolgversprechend. Doch dass sich die Stücke auch kollektionsübergreifend miteinander kombinieren ließen, war neu. Damit gelang der Durchbruch.
Die sonst medienscheue und zurückhaltende Frau trat nun sogar selbst vor die Kamera und warb als erste deutsche Designerin mit ihrem Gesicht für ihre Parfümlinie, die bis heute Erfolg hat.
Blütezeit der Marke Jil Sander in den 90er Jahren
Ihr Durchhaltevermögen und ihr Perfektionismus waren ihr Erfolgskonzept, bis tief in die Nacht arbeitete sie an letzten Details. Die Materialien für ihre Kollektionen suchte Sander selbst aus. Feinste Seide, beste Tuchstoffe und kostbares Cashmere unterstrichen die schlichte, zeitlose Eleganz ihrer Stücke.
Als sie mit ihrem Unternehmen an die Börse ging, war sie wieder eine Vorreiterin - als erste deutsche Frau im Vorstand eines Aktienunternehmens. Die 1990er-Jahre waren die Blütezeit für die Marke Jil Sander. Es eröffneten Stores in Hamburg, Paris, Tokio und Hongkong. Und es folgte eine Herrenmode-Kollektion. Die Hanseatin machte sich einen Namen in der ganzen Welt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war ihr Name untrennbar mit moderner Schlichtheit verbunden.
In einem Interview sagte Sander einmal, dass ihre Mode für Frauen sei, "die sich nicht püppchenhaft verkleiden wollen". Wohin das führen sollte, sei für sie damals nicht abzusehen gewesen.
1999 verkaufte sie die Aktienmehrheit für geschätzte 200 Millionen Mark an den italienischen Konzern Prada. Immer wieder scheiterte die Zusammenarbeit, auch Sanders eigene Firma wechselte mehrmals den Besitzer. 2014 starb ihre langjährige Lebenspartnerin Angelica "Dickie" Mommsen und Sander zog sich zurück. Später arbeitete sie wieder als Kreativ-Direktorin für die japanische Textilkette Uniqlo.
"Queen of less"
Viel ist über das Privatleben der Modemacherin nicht bekannt, doch sie soll eine leidenschaftliche Gärtnerin sein und sich für moderne Kunst und Autos interessieren. Interviews gibt sie selten. In einem ihrer wenigen Interviews sagte sie:
Die hat sie gefunden und bleibt damit für immer die "Queen of less".