Interview
Artgerechte Tierhaltung:Réserve Africaine: Ein Zoo in der Wildnis
von Sophie Scheufen
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Zoos gibt es in vielen größeren und kleineren Städten. Doch leben die Tiere dort artgerecht? In Frankreich kämpft Zoodirektor und Tiermediziner Antoine Joris für Zoos in der Natur.
Savannengehege im Réserve Africaine de Sigean.
Quelle: Justus Engelhard
Er leitet einen der größten Tierparks in Europa: Der 47-jährige Antoine Joris kümmert sich im Réserve Africaine de Sigean an der südfranzösischen Küste auf einer Fläche von über drei Quadratkilometern um mehr als 140 afrikanische Tierarten. Diese leben dort in riesigen, naturnah gestalteten Gehegen - fast wie in freier Wildbahn.
Das Ziel dieses etwas anderen Zoos: Die Tiere sollen ihr wildes Verhalten weitgehend beibehalten können. Die Zoogehege bieten den rund 3.000 Tieren neben weiten Flächen auch Rückzugsmöglichkeiten, artgerechte Lieblingsplätze, natürliche Sozialpartner und Beschäftigung.
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"Wohngemeinschaften" wie in freier Wildbahn
Deshalb teilen sich im Réserve Africaine verschiedene Tierarten einen Lebensraum. Antoine Joris, Direktor des Réserve Africaine und Tiermediziner, hat die Wohngemeinschaften in seinem Zoo genau durchdacht: "Das sieht so einfach aus, aber wir planen alles bis ins kleinste Detail."
Zoodirektor Antoine Joris inmitten des Réserve Africaine.
Quelle: Justus Engelhard
Seine Idee für einen guten Zoo geht weit über eine reine "Tier-Präsentation" hinaus. Er möchte den Menschen vor allem die Natur nahebringen, um sie für ihren Schutz zu sensibilisieren: "Pädagogik und Bildung sind genauso wichtig wie Naturschutz und Forschung. All das sind heute wesentliche Aufgaben von Tierparks", betont der Zoodirektor.
Doch das Tierwohl steht für Joris immer an erster Stelle. Daher gibt es beispielsweise seit 2017 keine Elefanten mehr im Réserve Africaine - dem Park waren die eigenen Haltungsbedingungen nicht artgerecht genug.
Artenschutz und artgerechte Haltung
Trotz großzügiger Gehege und möglichst artgerechter Haltung ist ein Zoo immer eine begrenzte Umgebung. Denn die Tiere sind nicht frei und können nicht beliebig weiterziehen, wenn ein Gebiet abgegrast ist.
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Deshalb funktioniert es auch im Réserve Africaine nicht ganz ohne menschliche Eingriffe. Wie in jedem anderen Zoo sorgen Tierpfleger*innen täglich für frisches Futter und reinigen die Gehege.
Neben der alltäglichen Versorgung der Tiere steht der Artenschutz im Fokus. Immer wieder gelingt dem Tierpark die Zucht von vom Aussterben bedrohter Arten, wie dem Afrikanischen Wildesel, von dem es nur noch weniger als 200 Exemplare in freier Wildbahn gibt.
Zoo-Erlebnis ohne Tier-Garantie
Die Gäste des Réserve Africaine können die Gehege auf einer über sieben Kilometer langen Tour im eigenen Auto entdecken. Um den Tieren ausreichend Ruhe zu bieten, dürfen die gekennzeichneten Wege nicht verlassen werden. Das aber hat auch Folgen: Es gibt keine Garantie, die Tiere zu sehen.
Safari in Frankreich: Mit dem eigenen Auto durch den Tierpark.
Quelle: Justus Engelhard
Alle Tiere entscheiden selbst, ob sie sich den Besucher*innen zeigen oder nicht. Dennoch geht Antoine Joris' Konzept auf. Viele Gäste finden die naturnahe Safari-Tour durch den Zoo so oder so spannend.
Quelle: ZDF
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Naturnahe Lebensräume zunehmend auch in deutschen Zoos
Auch in vielen deutschen Tierparks werden nach und nach Relikte alter Zoogehege zu modernen, weitläufigeren Tieranlagen umgebaut. Beton und Gitterstäbe sind heute aus den meisten Tiergärten verschwunden und werden durch natürliche "Lebensraumausschnitte" ersetzt.
Wie im Réserve Africaine de Sigean streben viele deutsche Zoos zudem eine Vergesellschaftung von Tierarten aus dem gleichen natürlichen Lebensraum an. Das ermöglicht den Tieren größere Gehege und natürliche, soziale Interaktionen.
Aufziehen, Aufklären, Auswildern
In der 25.000 Quadratmeter großen Kiwara-Savanne des Leipziger Zoos leben seit 2004 unter anderem Giraffen, Strauße, Antilopen und Zebras friedlich zusammen. Bis 2027 sollen weitere Umbaumaßnahmen stattfinden, die den Tiergarten zu einem Zoo der Zukunft machen.
Auch Exemplare der seltenen Breitmaulnashörner leben im Réserve Africaine.
Quelle: Justus Engelhard
Trotz möglichst artgerechter Haltung: Ein Zoo heißt am Ende immer Gefangenschaft. Doch durch Zucht und Auswilderung in der freien Natur tragen Zoos zumindest zur Rettung bedrohter Arten bei und können Besucher*innen für die Belange der Tiere sensibilisieren.
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