Paris hat die Wahl: Autos raus aus hunderten Straßen?

    Bürgerbefragung:Autos raus aus hunderten Straßen in Paris?

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    Am häufigsten sind die Menschen in Paris zu Fuß unterwegs. Jetzt soll abgestimmt werden, ob 500 Straßen für Autos gesperrt werden. Das Votum spaltet.

    Viele Straßen in Paris sind eng, an ihren Rändern drängen sich parkende Autos.
    Seit 2002 ist der Autoverkehr in Paris um fast 50 Prozent gesunken.
    Quelle: dpa

    Schmale Fußwege, überall parkende Wagen am Straßenrand und kein Radweg: Etliche Straßen in Paris sind trotz Verkehrswende noch immer vor allem auf Autos ausgerichtet. Das könnte sich nun stückweise ändern: Die Pariserinnen und Pariser können heute darüber abstimmen, ob Autos aus hunderten Straßen der Stadt verbannt werden sollen.
    Mitbestimmung, Raum für die Bürger und weniger Verschmutzung schwärmen die einen. Propaganda, hohe Kosten und krasse Einschränkungen schimpfen die anderen.
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    Die schleppende Umsetzung der Verkehrswende ist ein zentrales Thema in der Diskussion um nachhaltige Mobilität. "Gerade bei der Verkehrswende ist viel zu wenig passiert", so Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.03.01.2025 | 4:35 min

    Pariser gehen gerne zu Fuß

    Am häufigsten sind die Menschen in Paris zu Fuß unterwegs. Nach Angaben der Stadt legen sie fast zwei Drittel ihrer Wege gehend zurück. Das Auto werde auf innerstädtischen Strecken nur selten genutzt, nehme aber noch immer mehr als die Hälfte des öffentlichen Raums ein.
    Seit 2002 ist der Autoverkehr in Paris um fast 50 Prozent gesunken. Die Zeiten, in denen Autos etwa direkt neben der Seine entlangfuhren, sind längst vorbei. Und auch auf zahlreichen großen Straßen, die die Stadt durchziehen, mussten Fahrspuren Radwegen und breiteren Fußwegen weichen.
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    Nun nutzen unter 25-Jährige den öffentlichen Nahverkehr kostenlos, Rentnerinnen und Rentner zahlen die Hälfte. Damit wird Genf zum Vorreiter einer umweltfreundlichen Verkehrswende.21.01.2025 | 1:54 min

    Pariser Rathaus um Verkehrswende bemüht

    In großen Teilen der sozialistisch regierten Stadt gilt nun Tempo 30, in der Innenstadt ist neuerdings eine Zone für den Durchgangsverkehr gesperrt, an Sonntagen gehören hier und dort Straßen Radlern und Fußgängern. Und schon jetzt sind rund 220 der mehr als 6.000 Pariser Straßen autofreie Zone - viele von ihnen in der Nähe von Schulen.
    Paris geht es dabei auch um Anpassung an den Klimawandel. Die Fußgehzonen sind kleine grüne Orte in der sonst dicht bebauten Stadt. Paris hat inzwischen erheblich weniger mit schlechter Luft zu kämpfen als noch vor zehn Jahren.
    Zwischen 9.00 Uhr und 19.00 Uhr können die knapp 1,4 Millionen eingetragenen Wählerinnen und Wähler nun entscheiden, ob 500 weitere Straßen in der ganzen Stadt bepflanzt und zur autofreien Zone gemacht werden sollen.
    10.000 Parkplätze würden damit wegfallen, Autofahrer müssten sich auf Umwege einstellen. Erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige mitwählen. Das Ergebnis wird am späten Abend erwartet.
    Auf dem Bild ist eine umfunktionierte Straße mit Spielfläche zu sehen.
    Auf der Kolumbusstraße im Herzen Münchens findet eine Verkehrswende auf Zeit statt. Kinder spielen auf der Straße, Anwohner treffen sich. Möglich ist das durch den Verzicht aufs Auto oder Carsharing. Doch nicht alle finden das Pilotprojekt gut.28.07.2023 | 2:01 min

    Umsetzung dauert wohl drei bis vier Jahre

    Sollten die Pariser sich bei der Bürgerbefragung für die autofreien Straßen aussprechen, könnten davon in jedem der 20 Arrondissements, also Stadtbezirke, bald circa 25 weitere entstehen. Welche Straßen genau das sein könnten, steht noch nicht fest. Die Umsetzung würde laut dem stellvertretenden Pariser Bürgermeister Patrick Bloche wohl etwa drei bis vier Jahre dauern.
    Jedoch: Im kommenden Jahr stehen in Paris Wahlen an. Möglich, dass dann die konservativen Pariser Kräfte das Rathaus von der bisherigen sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo übernehmen. Dass die Konservativen die Umwandlung der Straßen weiterverfolgen würden, ist äußerst fraglich. Ihr Sprecher Aurélien Véron kritisierte die Bürgerbefragung als Kommunikationskampagne und Propaganda.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: dpa

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