Vargas Llosa ist tot: Peruanischer Literaturnobelpreisträger

Wichtige Stimme Lateinamerikas:Peruanischer Autor Vargas Llosa ist tot

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Er zählte zu jenen, die die Literatur Lateinamerikas auf der ganzen Welt bekannt machten. Jetzt ist der peruanische Autor Mario Vargas Llosa im Alter von 89 Jahren gestorben.

Mario Vargas Llosa, peruanischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger
Er war einer der bedeutendsten Schriftsteller Lateinamerikas und ein unbequemer politischer Geist. Seine Werke erzählen von Macht, Moral und den Widersprüchen der Gesellschaft.14.04.2025 | 2:36 min
Unter den spanischsprachigen Schriftstellern war er einer der ganz Großen. Für sein Werk erhielt er 2010 den Literaturnobelpreis. Am Sonntag starb Mario Vargas Llosa im Alter von 89 Jahren in Lima, wie seine Familie mitteilte.
Geboren wurde Vargas Llosa am 28. März 1936 in der südperuanischen Stadt Arequipa. Seine berufliche Laufbahn begann er als Journalist. 1962 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Die Stadt und die Hunde" und hatte damit sofort international Erfolg. In dem Buch verarbeitete er seine Zeit in einer peruanischen Kadettenanstalt zu einer grandiosen Studie über autoritäre Systeme.
Es war der Beginn des sogenannten "Booms", des Siegeszugs lateinamerikanischer Literatur in der Welt, zu dem auch Autoren wie Gabriel García Márquez (Kolumbien), Carlos Fuentes (Mexiko) oder Julio Cortázar (Argentinien) beitrugen. Auf Vargas Llosas Erstling folgten "Das grüne Haus" (1967) und "Gespräch in der Kathedrale" (1969).

Vargas Llosa hatte ein turbulentes Familienleben

Schon zu Beginn seiner Karriere lebte Vargas Llosa die meiste Zeit in Europa. 1955 hatte er - damals war er 19 - gegen den Widerstand seiner Familie seine zehn Jahre ältere angeheiratete Tante Julia Urquidi geheiratet. Sie zogen nach Europa, erst nach Madrid und dann nach Paris, wo die Ehe 1964 in die Brüche ging.
Ein Jahr später heiratete Vargas Llosa seine Cousine Patricia Llosa, Nichte seiner ersten Frau. Mit Patricia hatte er drei Kinder, Álvaro, Gonzalo und Morgana. Kurz nach der goldenen Hochzeit verließ er sie 2015 wegen einer anderen Frau. Das Medienspektakel war gewaltig, denn bei der Auserwählten handelte es sich um die schillernde Society-Königin Isabel Preysler (geb. 1951), Ex-Frau des Sängers Julio Iglesias und Witwe des früheren spanischen Wirtschaftsministers Miguel Boyer. Nach sieben Jahren gab Preysler Ende 2022 die Trennung bekannt. Seit dem Sommer 2023 wurde Vargas Llosa wieder häufiger mit seiner Ex-Frau Patricia gesehen.
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Als Präsidentschaftskandidat bis in die Stichwahl

Vargas Llosa verstand sich als politischer Autor. Er beschränkte sich aber nicht darauf, seine Meinung kundzutun, sondern versuchte es auch selbst in der Politik. 1990 trat er in Peru als Präsidentschaftskandidat an, hielt im Wahlkampf geschliffene Reden, die jedoch den Nerv des Volkes nicht trafen. Nach dem ersten Wahlgang lag Vargas Llosa vorn, doch in der Stichwahl unterlag er und begrub seine Ambitionen für immer.
Bei den linken Intellektuellen Lateinamerikas wurde Vargas Llosa mit seinen radikal liberalen Standpunkten zum Außenseiter. Er überwarf sich mit seinem Freund García Márquez (1927-2014), zu dessen Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" er promoviert hatte. Beim internationalen PEN-Kongress 1986 bezeichnete er den Kolumbianer wegen dessen Freundschaft zum kubanischen Revolutionsführer als "Höfling Castros". 2019 fasste er in dem Essay-Buch "Der Ruf der Horde" sein liberales Credo zusammen. 2021 unterstützte er im Wahlkampf in Chile den ultrarechten Kandidaten José Antonio Kast.
Vargas Llosa, der neben der peruanischen auch die spanische Staatsangehörigkeit besaß, wurde in Spanien zu einem wortgewaltigen Gegner der katalanischen Separatisten. Deren Nationalismus betrachtete er als kleingeistig und rückwärtsgewandt.

Nobelpreis für Vargas Llosa im Jahr 2010

Vargas Llosas Gesamtwerk erfasste mit den Jahren ein immer breiteres Spektrum und beschränkte sich thematisch nicht auf sein Heimatland Peru. Ein großer Erfolg der späteren Jahre wurde "Das Fest des Ziegenbocks" (2000), ein Roman über Leben und Tod des dominikanischen Diktators Rafael Leónidas Trujillo. 2010 erhielt er den Nobelpreis - da war er schon 74 Jahre alt.
Mit dem Roman "Harte Jahre" über die Machenschaften der United Fruit Company in Guatemala gelang ihm noch einmal ein kleines Meisterwerk. Im Herbst 2023 erschien in Spanien "Le dedico mi silencio" ("Ich widme ihr mein Schweigen"). Der Roman über die kreolische Musik in seinem Geburtsland Peru sei sein letzter, schrieb er im Nachwort.
In der Literatur sah der Schriftsteller auch einen Schlüssel auf dem Weg zu einer besseren Welt. Beim Internationalen Literaturfestival 2020 in Berlin sagte er einmal:

Die Literatur hat die Gabe, uns zu zeigen, dass etwas schiefläuft.

Mario Vargas Llosa

In seinen Werken wird Vargas Llosas wortgewaltige Stimme weiterleben.
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Quelle: dpa

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