Überflutungen in Libyen: Totenzahlen steigen immer weiter
Katastrophe nach Überflutungen:Totenzahlen in Libyen steigen immer weiter
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Die Lage in Libyen nach den Überflutungen ist verheerend, von mehr als 5.300 Toten wird gesprochen. Tausende Menschen werden noch vermisst - die UN haben ihre Hilfe zugesichert.
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen zeichnen sich weiter steigende Opferzahlen ab. Die staatliche Nachrichtenagentur zitierte einen Sprecher des Innenministeriums der ostlibyschen Regierung, Mohammed Abu-Lamuscha, mit den Worten, dass allein in der besonders betroffenen Stadt Darna mehr als 5.300 Menschen gestorben seien.
Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren. Allein in Darna seien mehr als 30.000 Menschen obdachlos geworden, teilte die Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf X (ehemals Twitter) mit. Mehrere Tausend weitere seien in anderen Teilen des Landes betroffen.
Während die Dimension der Katastrophe langsam deutlich wird, bieten immer mehr Länder ihre Unterstützung an. Auch die Vereinten Nationen wollen helfen. Man arbeite mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zusammen, "um den Menschen in den betroffenen Gebieten dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen", sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres in New York. Ein UN-Team sei vor Ort. Man kooperiere mit den Behörden, um Bedarf zu ermitteln und laufende Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Millionenhilfe aus Tripolis zugesagt
Die betroffenen Regionen wurden zu Katastrophengebieten erklärt. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, es werde gemeinsam mit anderen Organisationen geprüft, "wie wir unsere Programmarbeit am besten für die von den Überschwemmungen betroffenen Menschen aufstocken können". "Die Lage in Libyen hat sich aufgrund jahrelanger Konflikte und Instabilität stetig verschlechtert, was durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt wurde", sagte IRC-Vizepräsident Ciaran Donnelly.
Quelle: ZDF
Die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung in der Hauptstadt Tripolis sagte Millionenhilfen für die Katastrophengebiete zu - obwohl sie die Region nicht kontrolliert. Zwei Milliarden libysche Dinar (rund 384 Millionen Euro) Unterstützung stelle die Regierung unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba bereit, meldete die staatliche libysche Nachrichtenagentur Lana am Dienstag.
Unterdessen hat das nordafrikanische Land seine Öl-Exporte wieder aufgenommen. Die staatliche Ölgesellschaft (NOC) berichtete am Mittwoch von einem Produktionsvolumen von rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Die Exporte waren in dem ölreichen Land am Sonntag unterbrochen worden, nachdem Sturm "Daniel" das Land getroffen hatte.
Die Flutkatastrophe in Libyen in Bildern:
Zerstörungen, Tote und Vermisste
Schlammlawinen, Trümmer und tausende Tote: Nach den katastrophalen Überschwemmungen in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Bei Darna brachen Dämme, Stadtteile wurden weggeschwemmt.
Quelle: dpa
Tote, Trümmer und Schlamm in Darna
Der Mittelmeersturm hatte für heftige Regenfälle gesorgt und bei Darna Dämme zum Bersten gebracht, ganze Stadtteile wurden weggeschwemmt. Am Dienstag wühlten sich Helfer durch Trümmer und Schlamm, um weitere Tote zu bergen. Einige waren mit Schlauchbooten im Einsatz und zogen ständig neue Leichen an Bord.
Nach den schweren Überschwemmungen und der Zerstörung durch das Sturmtief Daniel im Osten Libyens brauchen die Menschen Hilfe.
Darna ist bekannt für seine weißen Häuser und Palmgärten. Ein Großteil der Stadt wurde errichtet, als Libyen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Italien besetzt war. Nach dem Sturz Gaddafis wurde Darna zur Bastion islamischer Extremisten. Derzeit wird die Stadt kontrolliert von den Truppen von General Chalifa Haftar, der mit der ostlibyschen Regierung verbündet ist. Aus den Städten Sussa, Mardsch und Schahatt - die Gegend gilt als die grünste und regenreichste Libyens - gab es ebenfalls Berichte über Tote und Zerstörung.
Infrastruktur durch Bürgerkrieg marode
Libyen ist nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 zwischen rivalisierenden Regierungen im Osten und Tripolis im Westen geteilt. Durch den Konflikt wurden vielerorts Infrastruktureinrichtungen vernachlässigt.