Libyen: Tausende Tote nach Unwettern befürchtet

    Libyen: Tausende Tote erwartet:"Leichen im Meer, in Tälern, unter Gebäuden"

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    Sturmtief "Daniel" hat im Bürgerkriegsland Libyen zu schweren Überflutungen geführt. Vor allem die Stadt Darna ist verwüstet. Rund 10.000 Menschen gelten weiterhin als vermisst.

    Nach den verheerenden Unwettern in Libyen haben Helfer allein in der Stadt Darna mindestens 1.000 Tote geborgen. Das teilte der Libysche Rote Halbmond an diesem Dienstag mit. Etwa 10.000 Menschen werden nach Angaben des Roten Kreuzes noch vermisst. Die Zahl der Toten dürfte auf mehrere Tausend zunehmen, sagte der Leiter der Libyen-Delegation beim Internationalen Verband der Gesellschaften des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, Tamer Ramadan.
    Nach Angaben der Rettungskräfte sind allein in der Stadt Darna mehr als 2.300 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 7.000 weitere Menschen seien verletzt worden. In Darna hat die Überschwemmung nach Sturm "Daniel" zwei Dämme zum Bersten gebracht und ganze Stadtteile wegschwemmt. Luftfahrtminister Hichem Chkiuat bezeichnete die Zahl der Toten als "wirklich, wirklich hoch". "Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass 25 Prozent der Stadt verschwunden sind." Die Lage in der Stadt war nach Angaben des Gemeinderats außer Kontrolle.
    Zerstörter Fahrzeuge und beschädigter Gebäude in der östlichen Stadt Darna, aufgenommen am 12.09.2023.
    Eine Küstenstraße in der Stadt Derna nach schweren Überschwemmungen, aufgenommen am 11.09.2023.
    Ein Auto hängt teilweise in den Bäumen, nachdem es von den Fluten in Darna, Libyen, mitgerissen wurde, aufgenommen am 11.09.2023.
    Libyen, Darna: Auf diesem von der libyschen Regierung zur Verfügung gestellten Bild liegen Autos und Trümmer in einer Straße in Darna, Libyen, nachdem sie durch starke Regenfälle überflutet wurde
    Menschen sitzen auf einer Straße fest, als ein starker Sturm und heftige Regenfälle die Stadt Shahhat in Libyen heimsuchten, aufgenommen am 11.09.2023.
    Libyschen Roten Halbmond-Mitglieder arbeiten an der Öffnung von überschwemmten Straßen, aufgenommen am 11.09.2023.
    Ein Auto hängt teilweise in den Bäumen, nachdem es von den Fluten in Darna, Libyen, mitgerissen wurde, aufgenommen am 11.09.2023.

    Zerstörte Hafenstadt

    Es waren die schwersten Regenfälle in Libyen seit mehr als 40 Jahren: Besonders schlimm hat es die Hafenstadt Darna getroffen.

    Quelle: AFP


    Die Lage ist sehr katastrophal. Überall liegen Leichen - im Meer, in den Tälern, unter den Gebäuden.

    Hichem Chkiua, Luftfahrtminister

    Hamad, Chef einer von zwei rivalisierenden Regierungen in Libyen, sagte, dass viele Bewohner vermutlich von den Wassermassen weggerissen worden seien, als zwei Dämme brachen. Sein Gesundheitsminister Othman Abduldschalil ergänzte, weitere Opfer seien vermutlich unter Trümmern begraben. Die Regierung erklärte die Gegend zur Katastrophenzone.

    "Wasserwand" verschluckte Stadtzentrum von Darna

    Bewohner von Darna posteten im Internet Videos von der gewaltigen Zerstörung. Am Ufer des Flusses Wadi Darna wurden ganze Wohnblocks weggerissen. Mehrstöckige Häuser, die zuvor in deutlichem Abstand zum Fluss gestanden hatten, waren teilweise eingestürzt und unter einer Schlammschicht begraben. Ein Bewohner von Darna, Ahmed Abdalla, sagte, nach dem Bruch der Dämme sei eine Wasserwand auf das Stadtzentrum zugekommen, die alles in ihrem Weg ausgelöscht habe.
    Karte: Libyen - Darna, erstellt am 12.09.2023
    Quelle: ZDF

    Gesundheitsminister Abduldschalil sagte der staatlichen Nachrichtenagentur, die Stadt sei unzugänglich. Die Lage sei viel schlimmer als zunächst erwartet. "Ein internationales Eingreifen ist nötig", wurde er zitiert.

    EU und andere Länder bieten Hilfe an

    Rund 50 weitere Tote wurden aus der Stadt Al-Baida gemeldet, wie das größte örtliche Krankenhaus mitteilte. Die Klinik wurde ebenfalls überschwemmt und musste evakuiert werden. Aus den Städten Sussa, Mardsch und Schahatt wurden ebenfalls Tote und Zerstörung gemeldet.
    Die Türkei organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit.
    Auch die EU hat bereits Hilfe angeboten: "Wir sind bereit, unsere Partner vor Ort umgehend zu unterstützen", teilte der für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstag auf X mit.

    EU-Kommissar Janez Lenarcic auf X

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    Ähnlich äußerte sich auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

    Libyen: Zwei verfeindete Regierungen

    In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen bis heute zahlreiche Milizen um Einfluss.
    Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen mit jeweils einem Sitz im Osten und Westen um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher.

    Regierung in Tripolis: Schwerste Regenfälle seit mehr als 40 Jahren

    Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libyen, Georgette Gagnon, forderte die internationale Gemeinschaft zu schneller Hilfe auf.

    Post von Georgette Gagnon bei X

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    "Ersten Berichten zufolge wurden Dutzende von Dörfern und Städten durch den Sturm schwer in Mitleidenschaft gezogen", schrieb Gagnon auf X, ehemals Twitter.
    Laut den Rettungsdiensten wurde vor allem der Nordosten getroffen. In der Stadt Darna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats "außer Kontrolle". Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein.
    Neben Darna waren auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. Der Bürgermeister in Schahat sprach von rund 20 000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete, einer Fläche etwa so groß wie Sachsen-Anhalt.

    Betroffene Regionen zu "Katastrophengebieten" erklärt

    Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts zum Teil schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu "Katastrophengebieten" erklärt.
    "Daniel" war zuvor mit extremem Starkregen über Griechenland, der Türkei und Bulgarien hinweggezogen. Vor allem im griechischen Thessalien sorgte das Sturmtief für Überschwemmungen. Bis Sonntag meldeten die griechischen Behörden 15 Todesopfer, zwei Menschen wurden nach Angaben des Zivilschutzes noch vermisst. In der Türkei und Bulgarien kamen laut den Behörden zwölf Menschen ums Leben.
    Quelle: dpa, AFP, AP
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