Erbitterter Drogenkrieg: In Mexiko verbreiten Kartelle Angst und Schrecken
Quelle: AP
Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas sind Menschenrechtlern zufolge seit Jahresbeginn bereits Tausende Menschen vor der organisierten Kriminalität geflohen.
Banden, die um die territoriale Kontrolle an der Grenze zu Guatemala kämpfen, trieben ganze Dörfer in die Flucht, erklärte das Netzwerk "Alle Rechte für Alle" in einem Bericht.
Gewalt in Chiapas spitzt sich zu
In diesem Jahr seien schon rund 3.000 Menschen gewaltsam vertrieben worden. Bereits zwischen 2021 und 2023 mussten den Angaben zufolge 7.500 Menschen ihren Wohnort zumindest zwischenzeitlich verlassen. Seit Monaten seien die Schulen und Gesundheitszentren in mehreren Gemeinden geschlossen.
Doch nun spitze sich die Gewalt weiter zu, warnte Sandra Suaste Ávila von dem Netzwerk der Menschenrechtsorganisationen. Die kriminellen Banden könnten trotz der starken Präsenz der mexikanischen Streitkräfte und der Nationalgarde vielfach ungehindert agieren, heißt es in dem Bericht.
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Tausende Tote, rivalisierende Kartelle
In Mexiko tobt seit Jahren ein erbitterter Drogenkrieg zwischen rivalisierenden Kartellen. Seit dem Einsatz des Militärs gegen die Kartelle im Jahr 2006 wurden dabei mehr als 420.000 Menschen getötet, die Mordrate in dem Land hat sich seitdem verdreifacht. 2022 wurden in dem lateinamerikanischen Land mit rund 126 Millionen Einwohnern fast 32.000 Tötungsdelikte registriert. Die meisten Verbrechen werden nie aufgeklärt. Nach Angaben der Organisation Crisis Group gibt es in Mexiko mindestens 200 Kartelle und kriminelle Organisationen.
Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte erst in der vergangenen Woche eingeräumt, dass Drogenschmuggel, Menschenhandel, Migration und Erpressung in der Region ein Problem seien. Doch die Zahl der Menschen, die durch die Gewalt in Chiapas vertrieben wurden, bezeichnete López Obrador als "nicht signifikant".
Die Menschenrechtsorganisationen verwiesen auf die Verantwortung des Staates, die Bevölkerung vor Angriffen bewaffneter Gruppen zu schützen. Sie fordern die internationale Gemeinschaft auf, die mexikanischen Behörden mit einer Mission in der betroffenen Region dazu zu bringen, ihre Verantwortung für den Schutz der Menschenrechte wahrzunehmen.
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Bevölkerung in Angst vor Banden
In Chiapas gibt es immer wieder Gewaltausbrüche. Im Juni 2023 wurden sieben Menschen erschossen. Bewaffnete hatten laut Generalstaatsanwaltschaft in der Ortschaft Polhó Menschen angegriffen, die dort vor Gewalt Zuflucht gesucht hatten.
Chiapas grenzt an Guatemala und hat einen hohen indigenen Bevölkerungsanteil. Einige Gemeinden werden de facto von autonomen Räten unter der Führung der Zapatistischen Streitkräfte der Nationalen Befreiung (EZLN) regiert. Der stets vermummte "Subcomandante Marcos" machte den bewaffneten Aufstand der linken indigenen Rebellengruppe 1994 international bekannt.
Im Oktober wurden in sozialen Netzwerken mehrere Videos aus Dörfern in Chiapas veröffentlicht, auf denen Bauern zu sehen waren, die Straßen säumten und Konvois bewaffneter Männer des Sinaloa-Kartells zujubelten. Beobachtern zufolge zwingen Drogenbanden Anwohner mitunter dazu, gegen die Armee und die Nationalgarde zu demonstrieren. Präsident Obrador forderte seine Landsleute dazu auf, die Zusammenarbeit mit Drogenkartellen zu beenden.
Quelle: epd, AP, Reuters