Extremwetter: Klimawandel zwingt Kinder zur Flucht

    Unicef legt Bericht vor:Klimawandel zwingt Kinder zur Flucht

    von Christine Elsner
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    Überschwemmungen, Dürre, Stürme: Vor diesen Wetterextremen müssen täglich rund 20.000 Kinder fliehen. Ob sie jemals wieder in ihr Zuhause zurück können, ist ungewiss.

    Mohamed Ahmed Diriye kommt mit anderen in einem Vertriebenenlager an, aufgenommen am 20.09.2022 in Somalia (Afrika)
    Folgen des Klimawandels verschlimmern die Auswirkungen von Krieg und Gewalt (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Er liegt vor und sollte bei den Verhandlungen der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP 28) Beachtung finden: der Unicef-Bericht "Children Displaced in a Changing Climate". Darin hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen erstmalig die weltweite Zahl der Kinder ermittelt, die zwischen 2016 und 2021 aufgrund von Wetterextremen ihr Zuhause verlassen mussten.
    "Es ist schrecklich für Kinder, wenn ein gefährlicher Waldbrand, ein Sturm oder eine Überschwemmung ihr Umfeld verwüstet", sagt Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

    Bericht offenbart ernüchternde Fakten

    Überschwemmungen und Stürme sind Hauptursachen dafür, dass Kinder ihr Zuhause verlassen mussten. In nur sechs Jahren wurden dadurch rund 41 Millionen Kinder zu Binnenvertriebenen, das heißt, sie suchten innerhalb ihres Landes Schutz in Notunterkünften.
    Das Bild ist ein Symbolbild und zeigt eine Deutschlandkarte, die die trockensten Region in Deutschland zeigt. Nebendran ein ausgetroknetes Kornfeld und Pictogramme zu Temperatur und Wind.
    Wie Dürre entsteht und wie sie sich in den verschiedenen Bodenschichten auswirkt und welche Folgen das hat - eine Übersicht. 14.08.2023 | 1:18 min
    Dürrekatastrophen haben mehr als 1,3 Millionen Kinder bedroht und zum Aufbruch gezwungen. Etwa 810.000 Kinder wurden aufgrund von Waldbränden vertrieben - insbesondere in Kanada, Israel und den USA.
    Der aktuelle Unicef-Bericht enthält zudem Prognosen für die nächsten 30 Jahre. Da die Auswirkungen des Klimawandels ein immer größeres Ausmaß annehmen, ist zu erwarten, dass auch die klimabedingte Vertreibung zunimmt.
    Allein Überflutungen von Flüssen können dazu führen, dass schätzungsweise 96 Millionen Kinder ihr Elternhaus verlassen müssen. Im selben Zeitraum laufen rund 10 Millionen Kinder Gefahr, wegen Wirbelstürmen und 7,2 Millionen wegen Sturmfluten vertrieben zu werden.

    Flucht traumatisch für Kinder

    Eine Flucht mag den jungen Menschen zwar das Leben retten, doch die Folgen sind schwerwiegend. "Plötzlich fliehen zu müssen, kann für Kinder traumatisch sein. Vor allem, wenn unmittelbare Gefahr droht", sagt Ninja Charbonneau von Unicef Deutschland.
    Teilweise würden Familien ihr Zuhause für immer verlieren. So begleiten Angst und Ungewissheit die Kinder jeden Tag. Hinzu kommt noch: "Nach Katastrophen bleiben häufig die Schulen geschlossen und die Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischen Diensten ist unterbrochen", sagt Ninja Charbonneau.

    Kriege und Gewalt liefern den Rest

    Besonders gefährdet sind Kinder in Ländern, die von mehreren Krisen gleichzeitig betroffen sind - beispielsweise durch die Kombination von Krieg und Wetterextremen, oder die Kombination Armut, Gewalt und Wetterextreme. Meist sind die lokalen Kapazitäten begrenzt, um den Ansturm der Flüchtlinge zu bewältigen. Ninja Charbonneau von Unicef mahnt:

    Daher muss dringend mehr in den Schutz der Kinder investiert werden, unter anderem durch bessere Frühwarnsysteme, Notfallpläne und -übungen für den Fall einer Katastrophe.

    Ninja Charbonneau, Unicef

    Mark Hugo berichtet aus Dubai ins ZDF-Studio.
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    Wichtig sei zudem, dass die Notfallpläne nicht nur die Evakuierung und Unterbringung umfassen, sondern auch Gesundheitsversorgung und die Einrichtung von Notschulen berücksichtigen.

    Appell an Klimakonferenz

    So enthält der aktuelle Unicef-Bericht schließlich auch Empfehlungen an die Delegierten der 28. UN-Klimakonferenz. Kinder und Jugendliche sollten auf ein Leben in einer durch den Klimawandel veränderten Welt besser vorbereitet werden.
    Und bei der Entwicklungszusammenarbeit sollten Kinder und Jugendliche - einschließlich derer, die bereits aus ihrem Zuhause vertrieben wurden - bei der humanitären Hilfe stärker in den Mittelpunkt gestellt werden.
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