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Interview
Augenzeugen über Brände in LA:"Sie schickte mir ein letztes Foto"
von K. Schuster, C. Harz, B. Hartig
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Was gestern ein Zuhause war, ist morgen nur noch Schutt und Asche - in Los Angeles wüten schwere Waldbrände. ZDFheute hat mit Anwohnern gesprochen.
Die verheerenden Waldbrände in und um Los Angeles haben sich weiter ausgebreitet. Mindestens fünf Menschen starben, mehr als 150.000 sind auf der Flucht.09.01.2025 | 1:32 min
Brielle Catrinar, 25 Jahre, Arcadia
"Ich wohne etwa drei Meilen vom 'Eaton Fire' entfernt. Gestern Nacht war es besonders beängstigend. Von meinem Fenster aus konnte ich die Feuer draußen auf dem Berg sehen. Mein erster Gedanke war: 'Ich muss sofort packen, was ich brauche'. Ich packte wichtige Dokumente und Erbstücke in mein Auto - bereit zu fliehen.
Der Blick auf das Eaton-Feuer aus dem Fenster von Brielle.
Quelle: Brielle Catrinar
Vor meiner Wohnung ist ein riesiger Baum auf die Straße gestürzt. Das größte Risiko war, dass ein Funke durch den Wind herüberweht und ein Feuer in meiner Nähe entfacht. Ich hatte große Angst. Sowas habe ich noch nie erlebt. Meine Katze Liah ist ausgeflippt. Normalerweise gibt es solche Brände in anderen Gebieten. Ich war völlig unvorbereitet, und ich hatte keine Ahnung, wie schnell sich das Feuer ausbreiten könnte.
Die ganze Nacht lang war ich immer wieder wach, checkte News zu den Feuern und Evakuierungen auf meinem Handy. Im Endeffekt konnte ich nichts tun außer warten. Glücklicherweise musste ich nicht evakuiert werden. Meine Wohnung blieb verschont. Jetzt, nach der ersten Angst, mache ich mir Sorgen um meine Freunde, deren Häuser verbrannt sind, darunter auch das Haus ihrer Großeltern.
Es ist erschütternd, so nah dran zu sein, und ich fühle mit denen, die viel verloren haben. Meine Katze Lilah und ich sind okay. Ich hoffe, es bleibt so."
Quelle: Brielle Catrinar
... ist in Michigan geboren und aufgewachsen. Jetzt lebt sie in Kalifornien und arbeitet als Social-Media-Marketing-Strategin. Wenn sie nicht arbeitet, liebt sie es, Tiktoks zu machen, in den schönen Vierteln in Los Angeles spazieren zu gehen, mit Freunden essen zu gehen und mit ihrer Katze Lilah zu kuscheln.
Birgit Haas, 42 Jahre, Pasadena
"Ich war allein zu Hause. Mein Mann holte die Kinder ab. Sie fuhren in Richtung Berg und sahen, wie das Feuer ausbrach. Es soll ausgesehen haben, als ob ein Vulkan einfach nur Feuer spuckt. Mein Mann rief mich an. Ich bin bei uns in der Straße direkt zu allen Häusern und habe angeklopft, dass wir aufgrund der Winde vorsichtshalber sofort packen und zum Evakuieren bereit sein müssen.
Flammen wüten in Pasadena - Blick aus dem Haus von Birgit Haas.
Quelle: Birgit Haas
In dem Moment, in dem ich Pässe, Geld und Wechselkleidung für die nächsten zwei Tage gepackt habe, war mir nicht bewusst, wie extrem es innerhalb von wenigen Stunden sein wird. Ich versuchte, ruhig und positiv zu bleiben - auch wegen unserer zwei Kinder. Sie hatten richtig Angst. Besonders unsere achtjährige Tochter, die sehr sensibel ist. Im Hotel liefen die Nachrichten voller Bilder der Verwüstungen. Wir sind mit Hunderten anderen dort, und ich glaube, niemand hat heute Nacht viel geschlafen.
Ich bin erst vor 15 Jahren hierhergezogen, aber dein ganzes Leben ist in diesem Haus. Deine Ersparnisse sind darin. Die Kinder kennen nur dieses Haus. Für sie ist es ihr ganzes Leben. Aus den Nachrichten wissen wir, dass viele Menschen ihr Haus innerhalb kürzester Zeit verloren haben - oft blieb nichts außer ein paar Holzbalken, die lodernd zurückblieben.
Wenig Regen und trockene Wälder verursachten verheerende Brände im Norden Los Angeles, diese hinterlassen Verwüstung und Zerstörung.09.01.2025 | 2:16 min
Wir haben nur relativ schlechte Updates bekommen. Ein Freund und ein Nachbar gingen in das Evakuierungsgebiet und sprühten die Häuser mit einem Gartenschlauch ab. Sie meinten, unser Haus sei okay. Das war dann das erste verlässliche Update. Wir sind in einer sehr guten Situation, dass wir uns in ein Hotel einbuchen konnten und nicht in einem der Auffanglager sein müssen. Da herrschen ganz andere Verhältnisse."
Quelle: Birgit Haas
... ist 42 Jahre alt und lebt seit 15 Jahren im US-Bundesstaat Kalifornien. Sie hat zwei Kinder, einen elf Jahre alte Sohn und eine acht Jahre alte Tochter.
Jewel Hargrove, 40 Jahre, San Fernando Valley
"Ich kam die ganze Nacht nicht zur Ruhe. Die starken Winde machten mir Sorgen, und ich wusste, dass das Feuer sich schnell ausbreiten könnte, besonders in meiner Gegend, die nahe wichtiger Autobahnen liegt. Meine Wohnung liegt in einer Zone, die zwischen drei großen Bränden liegt, aber immerhin 14 Meilen vom schlimmsten Feuer entfernt ist. Ich hatte Angst, nicht genug Zeit zu haben, um sicher zu fliehen, falls sich das Feuer plötzlich nähert.
Um auf der sicheren Seite zu sein, packte ich eine Notfalltasche, und obwohl ich versuchte zu schlafen, ließ ich die Vorhänge offen, damit ich die Flammen draußen sehen konnte, falls sie näherkämen. Um 6 Uhr morgens bekam ich dann die Warnung: Ein neues Feuer war nur drei Meilen entfernt.
Quelle: Jewel Hargrove in Los Angeles
Auch wenn der Wind in eine andere Richtung wehte, war ich mir der Gefahr bewusst und wollte nicht riskieren, dass ich zu spät für eine Evakuierung bin. Ich kam bei einer Freundin in Hollywood unter. Die Vorstellung, in einem Meer von Autos auf der Straße stecken zu bleiben, macht mir große Angst. Bisher ist meine Wohnung sicher. Aber eine Freundin wohnt direkt am 'Eaton Fire'. Sie musste fliehen. Ich warte immer noch darauf, zu erfahren, ob ihre Wohnung noch steht.
Dieses Video schickte Jewels Freundin von ihrer Evakuierung. 09.01.2025 | 0:39 min
Sie schickte mir ein letztes Foto aus ihrem Schlafzimmerfenster, bevor sie ging - der Anblick des Feuers ist mir immer noch im Kopf. In den Gruppenchats mit meinen Freunden herrscht eine Mischung aus Angst, Besorgnis und Sorge füreinander. Wir tauschen uns aus, bieten uns Schlafplätze an und hoffen, dass alle sicher bleiben. Es ist erschütternd, wie schnell sich alles ändern kann."
Quelle: Jewel Hargrove in Los Angeles
... lebt mit ihrer Mitbewohnerin zusammen in Los Angeles. Sie ist Schauspielerin, Autorin und Produzentin. In ihrer Freizeit geht sie gerne mit einer Freundin Antiquitäten shoppen oder schreibt ihre Gedanken bei einer guten Tasse Kaffee auf.
Christian Harz, Bastian Hartig und Katharina Schuster berichten aus dem ZDF-Studio in Washington D.C.
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