Hier soll Jesus gekreuzigt worden sein: Jerusalem. (Archivbild)
Quelle: Imago
Historiker arbeiten nach dem Grundsatz, dass es mindestens zwei unabhängige Quellen geben muss, um historische Sicherheit zu einem Sachverhalt zu bekommen. Da ist zunächst das Neue Testament, das von Jesu Wirken und seinem Tod am Kreuz spricht. Klar ist, dass es sich bei den Autoren um Anhänger von Jesus gehandelt hat.
Breite Quellenlage zu Jesus
Heute würde man "Follower" oder "Influencer" sagen. Sicherlich haben sie sich auch an den Fakten orientiert. Sie beriefen sich auf mündliche Traditionen und schriftliche Quellen. In der Zeit als zum Beispiel Paulus seine Briefe schrieb, gab es noch Zeitzeugen von Jesus.
Und dann existieren auch außerbiblische Quellen, wie vom römisch jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus, der vom Kreuzestod berichtet - genauso wie es der römische Historiker Tacitus tut. Dass es Jesus gab und er gekreuzigt wurde, gilt also als sicher.
Im christlichen Altstadtviertel von Jerusalem liegt die Grabeskirche. Hier soll Jesus gekreuzigt und begraben worden sein. Doch lässt sich das historisch belegen?09.04.2023 | 17:58 min
Steinbruch unter Grabeskirche in Jerusalem als Kreuzigungsort
Aber wo fand die Kreuzigung statt? Jerusalem ist voller Orte, die an das Wirken Jesu erinnern, aber viele von ihnen halten einem historischen Check nicht stand.
Die Grabeskirche ist deshalb interessant, da sich an diesem Ort schon eine sehr frühe Gedenkstätte befand. Und unter der Grabeskirche sind Archäologen auf einen Steinbruch gestoßen. Das weiche Gestein, das unbrauchbar für das Bauen war, wurde stehen gelassen und bildete eine Art Hügel. Er diente der römischen Besatzungsmacht als Kreuzigungsstätte. Sie lag vor den Toren der Stadt.
Hier vermuten Archäologen die Stelle, wo Jesus gekreuzigt wurde und die in der Bibel "Golgatha" genannt wird. Noch heute ist ein Teil des Kalksteinhügels in der Grabeskirche zu sehen und wird als der Ort verehrt, an dem die Kreuzigung Jesu stattgefunden haben soll.
Kreuzigungen: Schreie waren unüberhörbar
Von der Stadt konnte man die Kreuze auf der Erhöhung sehen. Die Schreie der Sterbenden waren zu hören, so der Archäologe Dieter Vieweger. Dies diente der Abschreckung. Die Kreuzigung ist eine römische Art der Todesstrafe, bei der die Füße auch durch den Sprunggelenkknochen angenagelt wurden.
Die Arme wurden an den Querbalken gefesselt oder genagelt. Oft ging die öffentliche Geißelung des Verurteilten und das Tragen des Querbalkens zum Hinrichtungsplatz der Kreuzigung voraus. Das Sterben war qualvoll und lange.
Keiner weiß, wie Jesus Christus aussah, wie er lebte und wer er wirklich war. Dennoch wurde er zur Hauptfigur einer Weltreligion. Hat es ihn wirklich gegeben?25.03.2021 | 15:45 min
Kreuzigung aus Angst vor Kritik?
Das Todesurteil am Kreuz durfte in Jerusalem nur durch den römischen Präfekten ausgesprochen werden. Pontius Pilatus, den eine gefundene Inschrift "praefectus Judaeae" nennt, muss das Urteil gefällt haben, eine Strafe für politische Unruhestifter.
Darüber hinaus berichtet die Bibel, dass der unmittelbare Anlass von Jesus Verhaftung die Kritik am Tempel und an dem lukrativen Geschäft mit dem Glauben war.
Die Furcht bei den Verantwortlichen für den Tempelkult war wohl groß, dass da jemand Stress macht und es in Jerusalem, das zur Zeit des Pessachfestes überfüllt war, zu Unruhen kommt. Daran konnte auch den Römern nicht gelegen sein. Zwischen 30 und 34 nach Christus starb Jesus vor den Toren Jerusalems.
Tod Jesu: Beginn einer Religion
Und was geschah danach? Hier verlassen wir den Bereich wissenschaftlich gesicherten Wissens. Die Evangelien berichten von einem leeren Grab und dass Jesus am dritten Tag auferstanden sei. Vielen Menschen sei er begegnet.
Sie kamen zur Überzeugung, dass er lebendig war. Irgendetwas musste passiert sein, dass die Anhänger Jesu nach seinem Scheitern am Kreuz weiter und mit neuer Kraft glauben konnten. Hier liegt die Geburtsstunde einer Weltreligion und hier beginnt auch der persönliche Glaube, das eigene Erleben.
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