Immer mehr Jagdscheine:Halali 2.0: Jagen im Wandel - aber wo?
von Nikolas Winter
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Immer mehr junge Menschen in Deutschland machen den Jagdschein - und inszenieren die Jagd in den Sozialen Medien. Aber wo dürfen sie eigentlich auf die Pirsch gehen?
Jagen erfreut sich wachsendem Zulauf durch junge Jäger und Jägerinnen (Symbolbild)
Quelle: picture alliance / Countrypixel
Jagen liegt voll im Trend: Fast 24.000 Deutsche sind im vergangenen Jahr zum "grünen Abitur" angetreten, unter ihnen auch immer mehr Frauen und Menschen aus dem urbanen Raum.
Insbesondere seit der Corona-Pandemie hat eine ganz neue Klientel den Reiz der heimischen Natur und der Selbstversorgung für sich entdeckt. Jagdschulbetreiber und Berufsjäger Daniel Bastian aus der Eifel berichtet:
Über 400.000 Jagdscheininhaber gibt es in Deutschland, Tendenz weiter steigend.
Cool, selbstbewusst: So zeigt sich eine neue Generation von jungen Jägerinnen und Jägern in den sozialen Medien. Streben sie nach Klicks und Likes oder nachhaltigem Fleischgenuss?22.10.2023 | 28:47 min
Auf der Jagd - aber wo?
Vielen Jungjägern, die gerade ihre Prüfung bestanden haben und nicht aus Jägerfamilien stammen, stellt sich die Frage, wo sie jagen können. Denn auch wer den Jagdschein hat, kann nicht einfach im nächsten Wald jagen.
Der Jagdleiter des Ferienhofes Domäne Groschwitz in Thüringen, Florian Hollburg, weiß aus eigener Erfahrung: "Als ich 2008 die Jägerprüfung gemacht hab, stand ich da, hatte den Jagdschein und einen ausgebildeten Hund und habe gefragt: 'Wo kann ich denn jetzt mal rausgehen und wirklich jagen?'. Dann hieß es: 'Tja, wissen wir auch nicht so genau.'"
Das habe sich in den letzten Jahren geändert, sei abwechslungsreicher geworden. Es gebe mehr Möglichkeiten, zum Beispiel, dass Leute, die kein Revier hätten, sich mal vom Berufsjäger führen lassen oder eine Kurzzeiterlaubnis bekommen könnten. Heute führt Groschwitz selbst Jagdgäste im Revier des Ferienhofes.
Die hohen Temperaturen und der anhaltende Wassermangel machen dem Wald zu schaffen. Viele einheimische Bäume sind von Trockenschäden betroffen.02.09.2022 | 0:42 min
Auf vielen Wegen zur Pirsch
In Deutschland gilt das Reviersystem gemäß Bundesjagdgesetz §3 Abs.3. Danach ist das Jagdausübungsrecht an das Grundeigentum gekoppelt, das zudem eine Mindestfläche von 75 Hektar aufweisen muss. Hat ein Grundbesitzer mit entsprechender Fläche den Jagdschein, kann er dort die Eigenjagd ausüben. Er kann das Jagdrecht aber auch an einen Jagdscheininhaber verpachten, der dann für die Jagdausübung samt Hege und Pflege verantwortlich ist - was einen hohen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordert.
Oft vergeben Jagdrevierpächter daher so genannte "Begehungsscheine" an Jäger ohne eigene Pacht. Der Begehungsscheininhaber übernimmt im Gegenzug meist Arbeiten im Revier oder zahlt dem Pächter ein Entgelt. Dafür darf er dann Wild nach Vorgabe des Pächters erlegen. Und im Idealfall bekommt er von seinem so genannten "Jagdherren" zusätzliches Praxiswissen vermittelt.
Eine alternative Anlaufstelle für Jungjäger sind die staatlichen Forstbetriebe der Bundesländer, die große Waldflächen verwalten und zeitlich befristete Jagderlaubnisscheine für so genannte Pirschbezirke vergeben. In dem ihm zugeteilten Pirschbezirk ist der Jäger eigenverantwortlich für die Erfüllung der Abschussvorgaben verantwortlich. Dafür zahlt er ebenfalls ein Entgelt. Bei diesem Modell fehlt meist eine jagdliche Praxisbetreuung für den Jungjäger.
Kurzjagdangebote, Einzelabschüsse und geführte Jagden als Jagdgast
Eine letzte Möglichkeit zur Jagdausübung sind geführte Jagden oder Kurzzeiterlaubnisscheine. Hier kauft der Jagdscheininhaber einen einzelnen Abschuss und wird dann als "Jagdgast" vom Pächter oder einem Berufsjäger in dessen Revier auf einem Jagdausflug begleitet.
Sehen Sie die "planet e."-Doku "Jagen, shooten, posten – mit jungen Jägern unterwegs" am 22. Oktober 2023 um 15:45 Uhr im ZDF oder in der ZDF-Mediathek.
Das Ziel ist die gezielte Erlegung eines bestimmten Stückes Wild unter Betreuung des Jagdführers. Oder der Jäger darf in einem bestimmten Revier für ein paar Tage und gegen Gebühr auf bestimmtes Wild jagen.