Die Drehbuchautoren streiken in Hollywood bereits seit Wochen. Nun könnten auch die Schauspieler folgen.
Quelle: Getty Images / AFP
Fans beliebter Serien wie "Stranger Things" oder "Yellowjackets" müssen lange auf neue Staffeln warten. Auch Filme wie der dritte Teil der "Avatar"-Reihe oder der neue "Captain America" liegen momentan auf Eis. Denn schon seit fast zehn Wochen streiken die Drehbuchautoren in Hollywood. Die Situation könnte sich noch weiter verschärfen, wenn nun auch noch die Schauspieler in den Streik treten.
Danach sieht es nun immer mehr aus: In den Verhandlungen mit den großen Filmstudios wurde bis zum Ablauf einer Frist in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) keine Einigung erzielt, wie die US-Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) mitteilte. Die Vereinigung der Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP) sei nach mehr als vierwöchigen Verhandlungen "immer noch nicht bereit", auf die wichtigsten Forderungen der Gewerkschaft einzugehen und einen "fairen Abschluss" anzubieten. Gespräche mit Schlichtern führten zu keinem Ergebnis.
Die Welt spricht über die chinesische Oscar-Preisträgerin Chloe Zhao und ihren preisgekrönten Film Nomad-Land. In ihrer Heimat wird ihr Erfolg totgeschwiegen. 2013 hatte sie China als Land der Lügen bezeichnet.02.05.2021 | 2:58 min
Furcht vor künstlicher Intelligenz
Die Schauspielerinnen und Schauspieler verlangen angesichts der hohen
Inflation unter anderem höhere Gagen und Folgevergütungen von Disney, Netflix und Co. Wiederholungen bei Streaming-Anbietern bringen für die Kreativen, anders als im Fernsehen, geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen. Das Ergebnis: unter dem Strich bleibt für Schauspieler und auch Drehbuchschreiber in Hollywood weniger Geld hängen.
Die Screen Actors Guild fordert zudem Zusagen zum Umgang mit
Künstlicher Intelligenz (KI). Die Schauspieler fürchten, dass ihre Auftritte und Stimmen als Daten für KI genutzt werden könnten, ohne dass sie dafür Geld erhalten.
Viele Schauspieler beklagen auch die Zunahme von selbst aufgezeichneten Castings seit der
Corona-Pandemie. Solche Castings sind für sie mit höherem Aufwand verbunden und berauben sie einer direkten Rückmeldung durch die Casting-Agentur. Häufig wissen Schauspieler nicht einmal, ob ihre eingereichten Videos angeschaut wurden.
97,9 Prozent votierten für Streik
Die Gewerkschaft SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik beträfe aber nur Schauspieler und Schauspielerinnen für Serien und Filme. Er wäre für sie alle bindend, sie dürften dann nicht vor der Kamera arbeiten.
Rund 65.000 Mitglieder hatten an einer Urabstimmung am 7. Juni teilgenommen, 97,9 Prozent hatten sich für einen Streik ausgesprochen. Aufsehen erregte auch ein offener Brief mit mehr als 1.000 Unterschriften, in dem viele Stars die Gewerkschaft aufforderten, unnachgiebig zu verhandeln. Unter anderem haben Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Ben Stiller und Pedro Pascal diese Solidaritätbekundung unterzeichnet.
Einige Filmstarts bereits verschoben
Theoretisch könnten Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielern weitergehen, aber SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen auch abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern zählte.
Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten einige Produktionsfirmen bereits angekündigte Filmstarts nach hinten verlegt. Darunter sind neue Marvel-Superheldenfilme zu Captain America oder Blade, Disneys Realverfilmung des Animationshits "Vaiana" und die geplanten "Avatar"-Fortsetzungen.
Weil Filme aber einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben, dürften sich die Folgen eines Streiks frühestens in einigen Monaten bemerkbar machen. Das Schreiben vieler Fernsehserien liegt dagegen wegen des Autoren-Streiks ohnehin schon auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat außerdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, so dass kein Drehbetrieb aufrecht erhalten werden konnte - weshalb mehrere Serien und Filme aktuell nicht produziert werden.
Quelle: AFP, AP, dpa