Gunzenhausen: Neues Überholverbot sorgt für Aufruhr
Fahrradfahrer überholen verboten:Ärger um neues Verkehrsschild in Gunzenhausen
von Christian Thomann-Busse
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Im bayerischen Gunzenhausen verbietet ein Verkehrsschild Autofahrern, Radfahrer zu überholen und wird diskutiert. Welche Ideen es für ein Miteinander von Auto- und Radfahrern gibt.
Das Überholverbot von Fahrrädern für Autos wird in Gunzenhausen durch ein Schild angezeigt. Bei Verstoß droht eine Geldstrafe.10.04.2025 | 3:49 min
Das nordbayerische Gunzenhausen steht symbolhaft für die Probleme und Herausforderungen, vor denen viele Kommunen stehen: Jeder Verkehrsteilnehmer soll gleichberechtigt und gefahrlos unterwegs sein können.
Was ist passiert in der 17.000-Einwohner-Stadt? Auf einem rund 300 Meter langen Abschnitt der örtlichen Hauptstraße dürfen sich Radfahrer und Fußgänger nicht mehr den Gehweg teilen, denn er ist nach neuen Richtlinien zu schmal dafür. Also müssen Radler nun auf die Straße.
Das neue Verkehrsschild zeigt an, dass Fahrräder nicht überholt werden dürfen.
Neues Verkehrsschild: Fahrräder dürfen nicht mehr überholt werden
Doch auch auf diesen einigen hundert Metern der Hauptstraße ist es so eng, dass Autos die Radfahrer nicht gefahrlos überholen können. Zu deren Schutz hat die Stadt jetzt als eine der ersten Kommunen das (recht junge) Verkehrszeichen 277.1 eingesetzt: ein Überholverbot von Zweirädern für alle, die im Auto, Lkw oder auch mit einem Motorrad mit Beiwagen unterwegs sind.
Mit dem Ergebnis, dass diese nun auf dem gesamten Teilstück jedem Fahrrad, Mofa oder auch E-Scooter langsam folgen müssen - Überholen verboten.
Gunzenhausen: Debatte um Verbotsschild
"Es ist ein Schmarrn. Es staut sich alles noch mehr", schimpft ein Anwohner. Und ein anderer: "Das Schild ist für mich Unsinn." Was viele nicht wissen: Laut Straßenverkehrsordnung ist ein Überholen von Zweirädern ohnehin verboten, wenn ein Sicherheitsabstand nicht gefahrlos eingehalten werden kann. Außerorts beträgt der Abstand zwei Meter, innerorts 1,5 Meter.
Zur Verdeutlichung an solchen Stellen dient das neue Verkehrsschild 277.1, doch auch in Gunzenhausen zeigt sich: Obwohl 70 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg drohen, wird immer wieder überholt.
Wie fahrradfreundliche Städte zur klimafreundlichen Verkehrswende beitragen können.11.11.2024 | 6:09 min
ADAC und ADFC sehen Verbesserungspotential
Der ADFC als Interessenvertretung der Radfahrer begrüßt solche Schutzmaßnahmen. "Das Fahrrad ist das beste Verkehrsmittel für viele Alltagswege", sagt ADFC-Bundesgeschäftsführerin Caroline Lodemann.
Bis zu 45 Prozent Radverkehr auf Wegen unter 30 Kilometer seien möglich. Voraussetzung: "Ein durchgängiges, sicheres und komfortables Radwegenetz - mit geschützten Kreuzungen, breiten Radwegen und einer starken Anbindung an Bus und Bahn. Dazu Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts", so Lodemann.
Und auch der ADAC sieht Entwicklungsbedarf: "Die Gestaltung des Straßenraums sollte die Stärken aller Verkehrsmittel optimal zur Geltung bringen und möglichst allen Verkehrsteilnehmenden nutzen", so ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.
ADAC fehlt eine Strategie
Für die Lösung der 'Flächenkonkurrenzen' brauche es ein städtisches Gesamtkonzept mit zuverlässigen Mobilitätsangeboten - Ausbau des ÖPNV, Lückenschluss bei Radnetzen und die "Verfügbarkeit von Straßen mit Bündelungsfunktion für motorisierte Verkehrsteilnehmende". Aber, so Hölzel: "Eine Strategie für kurze Wege fehlt."
Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy wünscht sich mehr Flexibilität für Städteplaner: "Zum Beispiel können wir immer noch nicht Tempolimits und Mischverkehrsflächen überall dort einsetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Das Straßenverkehrsrecht setzt den Städten noch immer viel zu enge Grenzen."
In Gunzenhausen wird wohl weiterdiskutiert
In Gunzenhausen werden unterschiedliche Sichtweisen über das Überholverbot von Radfahrern im Ortskern sicherlich weiter für Diskussionen sorgen. So wie in anderen Kommunen, die das neue Verkehrsschild künftig einsetzen werden.
Diskussionen und Austausch auf einem Weg zu einem besseren, entspannteren innerstädtischen Verkehr. Mit innovativen Ideen und neuen Sichtweisen. Und mit mehr Sicherheitsgefühl für schwächere Verkehrsteilnehmer, mehr Gelassenheit bei Autofahrern - und bei allen so viel Toleranz wie möglich.
Quelle: dpa
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