Weltglückstag - Wissenschaftler: Haben Glück "in der Hand"
Interview
Internationaler Tag des Glücks:Wir haben unser Glück "selbst in der Hand"
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Der Neurowissenschaftler Tobias Esch erklärt, wie man auch in schwierigen Zeiten sein Glück finden kann. Und er sagt, was unsere Gesundheit mit Glück zu tun hat.
Glück liegt immer im Auge des Betrachters. Wir sollten es sehen, wenn es einfach nur da ist. Gedanken zum Welttag des Glücks.20.03.2025 | 1:14 min
ZDFheute: Haben Sie professionelle Tipps fürs Glücklichsein auch in schwierigen Zeiten wie diesen?
Tobias Esch: Vier Stichworte, die helfen: Sport, unser Körper will bewegt werden. Das schüttet Belohnungsbotenstoffe aus. Die Königsdisziplin des Glücks ist die Liebe und Verbundenheit - sich verbunden fühlen mit Menschen, der Natur, mit Kultur, mit Tieren oder noch etwas Höherem. Sinn: Also wofür stehe ich morgens auf? Das kann ein Glaube sein, aber auch der Fußballverein, die Arbeit, eine Aufgabe, die einen erfüllt. Loslassen: verpasste Chancen, Dinge, aber auch Menschen.
Quelle: Imago/Future Image
... ist ein deutscher Arzt, Neurowissenschaftler und Gesundheitswissenschaftler und seit 2016 Professor für integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der privaten Universität Witten/Herdecke und Buchautor.
ZDFheute: Gibt es einen Trick, wie ich schon morgens beim Aufstehen glücklich in den Tag starten kann?
Esch: Der erste Schritt ist, zu sagen, ich entscheide mich jetzt diesen Tag anzugehen. Damit komme ich aus der Situation raus, dass ich nur ein passiver Empfänger bin. Stattdessen gehe ich die Situation an, treffe eine Entscheidung und bin damit auch verantwortlich für alles, was im Laufe des Tages passiert. "Carpe diem" bedeutet "Pflücke den Tag".
Es gibt viele Definitionen von Glück. Um es zu verstehen, ist es hilfreich, sich das Gegenteil, also das Unglück, anzusehen. Gert Scobel weiß: Glück kann gelernt werden.14.11.2019 | 8:22 min
ZDFheute: Sie erforschen neurobiologische Belohnungsprozesse im Gehirn. Kann man Glück denn lernen?
Esch: Ja. Es gab viele Jahre die Idee, dass wir mit einer Werkseinstellung auf die Welt kommen, dass also die Gene bestimmen, ob wir Glückskinder sind oder nicht. Aber Gene machen nur ein Drittel aus. Glücksstudien zeigen, dass wir viel mehr selbst in der Hand haben. Zufälle wie Lottogewinn etc. machen nur 10 Prozent aus. Zwei Drittel unserer Lebenszufriedenheit aber hängt von unseren Entscheidungen ab.
Quelle: dpa
... wurde im Jahr 2012 von der UN-Vollversammlung ausgerufen. Mit dem Tag soll ein Blick auf die Bedeutung von Glück und Wohlbefinden im Leben der Menschen auf der ganzen Welt gerichtet werden.
Quelle: dpa
ZDFheute: Sie sind ja in der Gesundheitsförderung und Prävention tätig. Sind glückliche Menschen gesünder?
Esch: Es gibt ja diesen Spruch: "Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts", das haben viele von uns verinnerlicht. Aber zwei Drittel der über 60-Jährigen haben schon mindestens zwei Diagnosen und viele sind chronisch krank. Aber sie können trotzdem glücklich sein. Erstaunlicherweise sind es vor allem die älteren Menschen, die zufrieden sind. Das belegen mehrere Studien. Gesundheit ist keine zwingend notwendige Bedingung für Glück.
Aber wer eine glückliche und optimistische Lebenseinstellung hat, wird tatsächlich ein längeres gutes Leben haben.
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An der Solgrabenschule im hessischen Bad Nauheim gibt es ein besonderes Schulfach: Glück. Was dahinter steckt, haben wir uns mal angeschaut. 24.09.2024 | 2:21 min
ZDFheute: Gibt es eventuell verborgenes Glück in mir?
Esch: Das Glück ist in der Jugend eher etwas Äußeres. Also im Konsum, in der Ekstase. Über die Lebenszeit entwickelt sich das Glück bei den meisten Menschen statistisch gesehen eher in etwas das wir im Englischen "Happiness" nennen, im Deutschen: Glückseligkeit.
Das Glück entwickelt sich im Laufe des Lebens hin zu etwas, was in mir gewachsen ist.
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Es ist das verborgene Glück. Das Glück, was in mir selbst schlummert, das mir mehr Freiheit gibt, das ich bei mir zu Hause bin und nicht mehr nach- oder weglaufe.
Kann man Glück erlernen? Neuro- und Gesundheitswissenschaftler Tobias Esch in der Sendung Volle Kanne, Service täglich.20.03.2025 | 7:02 min
ZDFheute: Sollte man sich vor schlechten Nachrichten zur aktuellen Weltlage schützen?
Esch: Ich nenne das Informationshygiene. Man sollte darauf achten, dass man die Dosis an schlechten Nachrichten steuert.
Denn alle Nachrichten, die mich bedrohen, lösen eine Stressreaktion aus.
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Das heißt jetzt nicht, dass man sich eine rosarote Brille aufsetzen sollte und gar keine Nachrichten an sich ran lassen sollte. Aber wir sind heute durch die (sozialen) Medien in der Lage, jedes Elend von irgendeiner Ecke der Welt direkt aufs Handy zu holen und können das gar nicht immer verarbeiten. Nachrichten ja, aber nicht jederzeit.
Was macht die Menschen trotz der aktuellen Weltlage glücklich?20.03.2025 | 2:49 min
ZDFheute: Gibt es einen Unterschied zwischen schnellem und langanhaltendem Glück?
Esch: Es gibt das ekstatische Glück, das von Außen kommt, wenn man Lust hat und diese befriedigt wird. Aber dieser Moment rinnt mir durch die Finger, während er passiert. Ich kann ihn nicht halten, weil die Botenstoffe, die daran beteiligt sind, sofort wieder abgebaut werden. Das Leben ist vor allem in der Jugend eine Aneinanderreihung von Glücksmomenten. Das lange Glück kommt mit der Lebenszeit und führt zu langanhaltender Zufriedenheit.
Das Interview führte Saskia Schüring.
Quelle: dpa
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