Messe in Essen: Warum spielen auch Erwachsenen gut tut
Spiele-Messe in Essen:Wieso spielen auch Erwachsenen gut tut
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Etwa 150.000 Besucher kommen jedes Jahr zur Messe "Spiel" in Essen - sie gilt als weltgrößte Publikumsveranstaltung für Gesellschaftsspiele. Nicht nur Kinder haben Spaß am Spielen.
Es gibt viele Gründe, wieso Menschen gerne spielen.
Quelle: imago
Beim Spiel könne man einen Menschen kennenlernen, soll schon der griechische Philosoph Platon gesagt haben - und zwar in einer Stunde besser als im Gespräch in einem Jahr. Neigt jemand zu kleinen Tricksereien? Denkt er strategisch? Kann sie verlieren? Je nach Spiel kommen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten schnell zum Tragen.
Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass Gesellschaftsspiele beliebt bleiben; in der Corona-Pandemie haben manche sie als Alternative zu ständigen Videocalls und langer Bildschirmzeit wiederentdeckt.
Auch Hunde und Katzen spielen
Spielen sei ein "Urphänomen", sagte der Spielforscher Jens Junge kürzlich dem Magazin "Neue Stadt". Auch Hunde und Katzen spielten, und bis in die Mikrobiologie hinein ließen sich spielerische Elemente von Vielfalt und Veränderung entdecken.
Tiere spielten nur dann, wenn sie "satt und sicher" seien - und auch Menschen nutzten das Spiel als Kontrast zur Wirklichkeit, als eine "Erfahrungswelt, die uns Erlebnisse und Emotionen ermöglicht, die über das hinausgehen, was uns normalerweise bewegt".
Ähnlich sieht es Rätselmacher Stefan Heine. Er betont:
Es gehe um die völlige Konzentration auf eine Tätigkeit, "so, dass wir alles um uns herum vergessen", sagt Heine.
Spielende Tiere, vor allem junge, sind lustig anzusehen, verfolgen aber ernsthafte Ziele. 22.09.2019 | 43:30 min
Debatte um Computerspiele
Manche Debatte, die es heute um Computerspiele gibt, erinnert an die ersten Zeiten, in denen Rätsel zunehmend in Tageszeitungen veröffentlicht wurden: Sie könnten einen psychisch aus der Bahn werfen, ablenken, seien primitiv. "Das ist offenbar normal bei neuen Entwicklungen", sagt Heine - wobei klassische Denkspiele heute längst als gesundheitsförderlich betrachtet werden.
Weltweit steigt die Zahl der Gamerinnen und Gamer; gut drei Millionen Menschen nutzen laut Statistiken regelmäßig Videospiele. In einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom erklärte kürzlich eine Mehrheit, Video- und Computerspiele seien für sie gesellschaftliche Kulturgüter wie Bücher, Filme oder Musik.
Die größte Messe für Videospiele ist die Gamescom in Köln. Für die Wirtschaft wird die Videospielbranche immer relevanter.23.08.2023 | 1:44 min
Unterschiede zwischen Brettspielen und Videogames
Experte Junge sieht durchaus Unterschiede zwischen Brettspielen und Videogames. Bei Brettspielen gehe es stärker um das Mitmenschliche:
Digitale Welten fesselten eher durch erzählerische Elemente wie Geräusche oder filmische Szenerien.
"Mensch ärgere Dich nicht" kennt fast jeder. Was kaum einer weiß: Es gibt auch Meisterschaften. Wie man dort Erfolg hat? Tipps vom Weltmeister.
Ebenso verfolgten die Fans eher klassischer Spiele ganz verschiedene Ziele: Wer sich immer wieder zum Skat oder zum Schach verabrede, dem biete das Spiel auch einen "Anlass, um Geselligkeit zu organisieren".
Forscher: Spiele erleichtern das Lernen
Nicht zuletzt erleichtern Spiele das Lernen - oder ermöglichen es überhaupt erst. Kinder eignen sich Motorik und Bewegung, aber auch die Sprache übers Ausprobieren und Nachahmen an.
Später kämen Verkleidungen hinzu oder Rollenspiele als Polizist, Ärztin oder Lehrerin. Auch entstehe durchs Spiel der Wunsch, die Welt zu verändern, zum Beispiel etwas zu bauen: "Das macht jedes Kind, um sich diese Welt begreifbar zu machen und in ihr klarzukommen."
Fair und sauber hergestelltes Spielzeug gibt es nur selten. Ein Siegel für Nachhaltigkeit existiert bisher nicht. Allein die Versprechen deutscher Hersteller sollen reichen.06.12.2020 | 28:38 min
Spielen ist auch für Erwachsene gut
Diese Mechanismen nutzen Lernprogramme für Erwachsene genauso - ob Musikinstrument, Fremdsprache oder die App, die zum regelmäßigen Trinken animieren will. Erwachsenen tue es zudem gut, wieder einmal daran erinnert zu werden, dass das Leben nicht nur aus festen Gesetzen bestehe, betont der Experte.
Schließlich ermögliche das Spiel, kreativ zu werden und bisherige Regeln auf den Kopf zu stellen. Junges Rat für alle, die Sorgen zum Grübeln bringen oder die große Probleme zu bewältigen haben, lautet daher: "Mehr spielen".
Über die Hälfte der Deutschen spielt Computer- und Videospiele. Der Erfolgsdruck in der Branche ist enorm. Expertin Breitlauch über die Zukunft des Gaming-Standorts Deutschland.