Gaming-Boom in Deutschland: "Wir können mehr als zocken"
Interview
Gaming-Boom in Deutschland:Breitlauch: "Wir können mehr als zocken"
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Über die Hälfte der Deutschen spielt Computer- und Videospiele. Der Erfolgsdruck in der Branche ist enorm. Expertin Breitlauch über die Zukunft des Gaming-Standorts Deutschland.
Gaming ist der neue Mainstream. Egal ob am PC, Konsole oder mit dem Handy - die Deutschen zocken mehr als je zuvor.26.01.2023 | 42:57 min
ZDFheute: Die Deutschen zocken heute mehr als je zuvor. Doch kaum ein Spiel wird hierzulande hergestellt. Können wir nicht programmieren?
Prof. Dr. Linda Breitlauch: Und ob! Alleine an der Hochschule Trier, dem größten Ausbildungsstandort für Spieleentwickler in Deutschland, werden über 1.000 Programierer*innen ausgebildet. Und ein Blick auf die Seite der Deutschen Computerspielförderung zeigt, dass in Deutschland derzeit Hunderte von Spielen entstehen.
Im Vergleich zu den großen Standorten wie USA, Kanada oder einigen europäischen Staaten haben wir allerdings vergleichsweise wenige wirklich große Studios.
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Linda Breitlauch, Prof. für Game Design an der Hochschule Trier
Der so genannte "Heimatmarkt", also der Konsum von Spielen aus Deutschland, liegt hierzulande bei unter vier Prozent. Das heißt in der Tat, dass wir zwar einer der größten Absatzmärkte für Computerspiele sind, aber eine vergleichsweise kleine eigene Branche haben.
Quelle: privat
... ist Medienwissenschaftlerin und Europas erste Professorin für Game Design. Sie lehrt und forscht an der Hochschule Trier, mit besonderem Schwerpunkt auf interaktivem Storytelling, Serious Games, Gamification und Dramaturgie.
ZDFheute: Wie könnte der Standort Deutschland für die Gaming-Branche attraktiver werden? Was würde die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen?
Breitlauch: Ein wichtiger Schritt wurde getan durch die Einführung der Computerspielförderung des Bundes, die seit 2018 besteht.
Viele andere Länder haben schon deutlich früher gefördert und damit ihre Branche gestärkt.
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Linda Breitlauch, Prof. für Game Design an der Hochschule Trier
Dies kann auch in Deutschland gelingen, wenn die Förderung bleibt. Darüber hinaus gibt es auch Förderungen auf Landesebene, diese unterscheiden sich jedoch in Höhe und Ausgestaltung deutlich voneinander.
Für internationale Unternehmen ist es attraktiv, wenn sie durch die Förderung ihre Kosten senken können und verlegen dann gerne ihre Produktion nach Deutschland, wie in den vergangenen Jahren auch vielfach geschehen.
Für die kleinen Studios, die eher ein Finanzierungsproblem haben, bleibt es trotz der Förderungen noch schwierig, da sie oft schon am Eigenanteil scheitern.
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Linda Breitlauch, Prof. für Game Design an der Hochschule Trier
Sie benötigen deshalb nach wie vor die Unterstützung von Publishern, die die Finanzierung mittragen und bei der Distribution unterstützen. Hier könnte die Sichtbarmachung der kleineren Titel helfen - beispielsweise durch Unterstützung beim Marketing.
ZDFheute: Warum soll eine Branche, die Milliardenumsätze macht, staatliche Fördergelder erhalten?
Breitlauch: Es sind die großen, internationalen Publisher, die solche Umsätze machen, die kleinen Indiestudios tun das nicht. Es ist eine Kulturförderung, genauso wie die Filmbranche, die im Übrigen weitaus höhere Fördersummen erhält. Dies stellt - zu Recht - auch niemand in Frage.
ZDFheute: Wie sehen die Zukunftschancen ihrer Studierenden in Deutschland aus?
Breitlauch: Besser als je zuvor. Der Fachkräftemangel ist auch in der Gamesbranche angekommen. Gut ausgebildete Studierende sind gefragt - übrigens nicht nur in der Spieleindustrie, sondern auch in anderen innovativen Branchen.
ZDFheute: Kann mehr Kompetenz in Sachen Gaming dem Standort Deutschland am Ende auch in anderen Bereichen helfen?
Breitlauch: Die Innovations- und Zukunftsfähigkeit von Spieletechnologien und -Kompetenzen ist hoch.
Gerade die originären Entwicklungen wie beispielsweise so genannte Game Engines werden vielfach auch in anderen Industrien und Branchen genutzt.
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Linda Breitlauch, Prof. für Game Design an der Hochschule Trier
Beispielsweise in der Visualisierung, beim Film oder in der Architektur sowie der Stadtplanung. Aber auch jenseits von Technologien kann die Branche auf Innovationen verweisen wie beispielsweise beim globalen Community Management oder bei der Entwicklung neuartiger Geschäftsmodelle.
Das Interview führte Michaela Sesterhenn (Redaktion makro).
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