Umfrage: Deutsche verbringen Freizeit immer mehr alleine

    Repräsentative Umfrage:Deutsche verbringen Freizeit vermehrt alleine

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    Die Menschen in Deutschland haben im Durchschnitt rund vier Stunden Freizeit pro Tag. Doch die Freizeitgestaltung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.

    Ein Mann liegt auf dem Sofa und hält ein Tablet in den Händen, aufgenommen am 05.01.2018
    Im Internet surfen ist die beliebteste Freizeitaktivität der Deutschen.
    Quelle: Colourbox.de

    Die Deutschen haben einer Umfrage zufolge weniger Freizeit als im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020. Das geht aus dem am Dienstag vorgelegten Freizeit-Monitor 2023 hervor. Während die Menschen vor drei Jahren täglich noch vier Stunden und 19 Minuten für ihre persönlichen Aktivitäten aufwenden konnten, ging diese Zeit nun auf drei Stunden und 55 Minuten zurück.
    Die Umfrage wird seit mehr als 40 Jahren von der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen von British American Tobacco erhoben. Dazu wurden mehr als 2.000 Personen im Alter von 18 bis 74 repräsentativ befragt.
    Grafik: Rund vier Stunden Freizeit pro Werktag
    Rund vier Stunden Freizeit haben die Deutschen pro Werktag.
    Quelle: ZDF

    Weniger Homeoffice bedeutet weniger Freizeit

    Die Veränderung lasse sich auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. "Ein Hauptgrund ist weniger Homeoffice. Zwar offerieren viele Firmen ihren Mitarbeitern noch einen Teil ihrer Arbeitszeit daheim zu verbringen, jedoch kehren viele auch wieder zurück in die Unternehmen. Die entsprechenden Wegezeiten fehlen im Freizeit-Budget", sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Prof. Ulrich Reinhardt.
    Für die kommenden Jahre sei es wahrscheinlich, "dass die gesteigerte Arbeitsbelastung anhalten wird, da die Wirtschaft versucht, sich zu stabilisieren". Gleichzeitig würden aber zunehmend mehr Arbeitgeber die Chancen von Teilzeit-Homeoffice und die Bedeutung ausgewogener Arbeitszeiten für die Produktivität und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter erkennen.

    Mehr Zeit für sich

    Auf der Rangliste der beliebtesten Freizeitaktivitäten landete wie in den vergangenen vier Jahren "Internet nutzen" auf Platz 1. Von je 100 Befragten gaben 97 das als regelmäßige Freizeitaktivität an (wenigstens einmal pro Woche). Auf den weiteren Plätzen landeten Fernsehen, Musik hören und Beschäftigungen an PC, Laptop oder Tablet.

    Die eigene Couch wird so zum Epizentrum der modernen Freizeitgestaltung.

    Prof. Ulrich Reinhardt, Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen

    Im Vergleich zum Jahr 2013 verbringen die Deutschen weniger Zeit für und mit anderen. Die Gründe dafür sind laut Umfrage verschieden. "Die modernen Lebensumstände zeichnen sich durch einen beschleunigten Rhythmus aus, der oft weniger Raum für gesellige Zusammenkünfte lässt." Es möge paradox erscheinen, dass in einer Zeit, in der die Menschheit mehr vernetzt sind als je zuvor, persönliche Treffen und gemeinsame Unternehmungen an Bedeutung verlieren.

    Kultur und Sport im Trend

    Kulturelle Freizeitangebote - von Museen über Konzerte bis hin zu Kinovorstellungen und Freizeitparks - erfreuten sich bei vielen Deutschen einer steigenden Beliebtheit, allerdings auf deutlich geringerem Niveau als häusliche Aktivitäten. "Hierbei spielt das Nachholbedürfnis nach der Corona-Zeit nach wie vor eine große Rolle", sagte Reinhardt.
    Auf dem Bild ist eine selbstgenähte Maske als Ausstellungsstück zu sehen.
    Welche Gegenstände repräsentieren die Zeit der Coronapandemie? Das hat sich das Historische Museum Frankfurt gefragt und lädt zur Pop-up-Ausstellung.23.06.2023 | 1:49 min
    Vom Kulturboom nicht profitieren könnten einzig Diskotheken und Clubs. Galten die Tanzflächen einst als Inbegriffe des Nachtlebens und des sozialen Treffpunkts, würden sie mittlerweile deutlich seltener besucht als vor zehn Jahren.
    Ebenfalls deutlich häufiger als vor zehn Jahren werden sportliche Aktivitäten wie Spazierengehen oder Jogging ausgeübt. Das sei einerseits auf das zunehmende Gesundheitsbewusstsein zurückzuführen, anderseits auch auf das gesteigerte Bedürfnis nach Bewegung und nach einem Ausgleich zur Arbeit sowie Freizeit am Schreibtisch oder Bildschirm.
    Quelle: dpa, afp, Stiftung für Zukunftsfragen

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