Felsstürze: Wie der Klimawandel die Alpen verändert

    Felsstürze in den Alpen:Wie der Klimawandel unsere Berge verändert

    von Berndt Welz
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    In den Alpen nehmen die Gefahren durch Berg- und Felsstürze, Murenabgänge und Steinschlag zu. Denn der Permafrost, der Kit der Berge, schmilzt.

    Wissenschaftler erforschen die Gefahr von Felsstürzen auf dem Gipfel des Hochvogel.
    Die Sorge vor lebensbedrohlichen Murenabgängen in den Alpen wächst - Schuld ist der Klimawandel.29.10.2023 | 28:44 min
    August 2023: Ein amerikanischer Bergsteiger filmt am Aiguille du Midi in den französischen Alpen einen riesigen Felssturz. Felsblöcke krachen die Nordwand hinunter, verfehlen eine Gruppe am Bergfuß nur um ein paar Meter. Das Video haben Zehntausende User auf Instagram aufgerufen.
    Ähnliche Aufnahmen gibt es immer mehr. Überall in den Alpen rast Gestein hinab und wird von den Menschen auf den Sozialen Medien geteilt. Schon lange warnen Klimaforscher vor den erhöhten Gefahren in den Alpen als Folge des Klimawandels. Denn mit den steigenden Temperaturen schmilzt auch in Höhen über 2.800 Meter der Jahrtausende alte Permafrost im Gestein. Das Wasser macht ihn instabil und lässt weiteres Eis schmelzen. Es ist ein Dominoeffekt.

    Überwachungssystem mit 24 Stunden Vorwarnzeit

    In Kandersteg in den Berner Alpen warten Gemeinderatspräsident Jean-Francois Maeder und die Bewohner seit sechs Jahren auf den großen Rutsch. Seit dieser Zeit überwachen Geologen den Spitzen Stein, einen knapp 3.000 Meter hohen Gipfel oberhalb des Ortes. Dort drohen im schlimmsten Fall 18 Millionen Kubikmeter Gestein, umgerechnet rund zwei Millionen Lkw-Ladungen, ins Tal zu stürzen.
    Die Vorhersage lautet: Die Chancen auf den Riesencrash sind nicht so hoch. Vielmehr könnten kleinere Bergstürze für Schlamm- und Geröll-Lawinen sorgen. Menschen sind nicht in Gefahr, denn ein perfektes Überwachungssystem erlaubt eine Vorwarnzeit von 24 Stunden.
    Bergspitze, Alpen
    In Tirol ist ein ganzer Gipfel ins Tal gestürzt - und solche Ereignisse scheinen immer häufiger vorzukommen, wie der Geograph Jan Blöthe erklärt.13.06.2023 | 5:10 min

    Grundstückspreise im Sinkflug

    Jedoch habe die Gefahrenlage reale Folgen für die Immobilien in der von den Murenabgängen bedrohten Schneise, sagt Gemeindechef Maeder. Die Grundstückspreise seien rapide gefallen. Und das in einem Ort, der von Touristen aus der ganzen Welt besucht werde.

    Wir wünschen uns alle, das endlich mal ein mittleres Ereignis eintritt.

    Jean-Francois Maeder, Gemeinderatspräsident Kandersteg

    Nils Hählen, Leiter der Abteilung Naturgefahren beim Kanton Bern, muss vor betroffenen Gemeinden rechtfertigen, wozu die Wissenschaft noch nicht in der Lage ist: den exakten Zeitpunkt für Bergstürze zu prognostizieren. Seine Arbeit ist gefährlich, denn er wagt sich mit seinen Kollegen in die gefährdeten Hänge hinein. Dort messen sie mit Sonden den Rückgang des Permafrostes - etwa 20 Meter beim Spitzen Stein.

    planet e.-Logo
    Sehen Sie die "planet e."-Doku "Felsstürze in den Alpen - wie der Klimawandel unsere Berge verändert" am 29. Oktober 2023 um 15:45 Uhr im ZDF oder in der ZDF-Mediathek.

    Bessere Prognosen durch Lasertechnologie

    Der Klimawandel sorgt für Veränderungen im Turbotempo:

    Wenn der Permafrost in solchen Gebieten weg ist, kann mehr Wasser in den Berg eindringen und Wasser ist immer ein wichtiges Element, um solche Verrutschungen anzutreiben.

    Nils Hählen, Leiter Abteilung Naturgefahren, Kanton Bern

    Dabei werden die Methoden immer besser, die Dynamiken im Gestein zu messen. Geoingenieure der TU München testen am Hochvogel in den Allgäuer Alpen auch neueste Lasertechnologie. Der Gipfel droht auseinanderzubrechen - ein Spalt ist 70 Meter tief und etwa fünf Meter breit.
    Der Laser, der bis zu zwei Millionen Messungen pro Sekunde macht, kann tief in den Fels hineinblicken. Er liefert neueste Erkenntnisse und zeigt: Im Moment ist der Gipfel stabil, auch die vom Absturz bedrohte Nordseite. Jedoch hat sich ein neuer Spalt gebildet und dieser sorgt für Sorgenfalten auf der Stirn der Forscher.  

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