Erdbeben in Marokko: Hunderte Menschen werden vermisst
Erdbeben in Marokko :Hunderte Menschen werden noch vermisst
|
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko mit mindestens 2.400 Toten geht die Suche nach Überlebenden weiter. Die Einsatzkräfte kommen in den Bergen nur mühsam voran.
Rettungs- und Bergungskräfte in den Unglücksgebieten von Marokko haben die Suche nach Überlebenden des schweren Erdbebens fortgesetzt. Hunderte von Menschen galten am Sonntag noch als vermisst, berichtete der arabischsprachige Nachrichtensender Al-Arabiya.
Die Helfer kommen jedoch in den teils abgelegenen Bergregionen nur mit Mühe voran. Zudem gefährdeten Nachbeben am Sonntagmorgen die Arbeiten, weil beschädigte Gebäude vollends einstürzen können.
Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete, dass ein Einsatzteam aus dem Nachbarland Spanien mit Hunden inzwischen in Marokko eingetroffen sei, um die Such- und Rettungskräfte zu unterstützen.
THW schickt Helfer wieder nach Hause
Das Technische Hilfswerk (THW) hat dagegen seine für einen möglichen Rettungseinsatz in Marokko nahe dem Flughafen Köln/Bonn bereits versammelten Helfer vorerst wieder nach Hause geschickt. Da bisher kein internationales Hilfeersuchen von Marokko eingeangen sei, würden die THW-Kräfte an ihre Standorte zurückkehren, teilte das THW am Sonntagnachmittag mit.
Denn zwischenzeitlich habe sich das Zeitfenster, in dem die Wahrscheinlichkeit groß sei, Menschen lebend unter Trümmern zu retten, fast geschlossen.
Seit Samstagabend hatten Einsatzkräfte für einen möglichen Rettungseinsatz bereitgestanden. Das Team bleibe aber einsatzbereit, unterstrich das THW zugleich.
Nun prüfe das THW, ob und wie dem Land mit der Lieferung von Hilfsgütern geholfen werden könne. Auch für eine mögliche Unterstützung bei der Trinkwasserversorgung vor Ort seien THW-Einsatzkräfte vorbereitet.
Zuvor hatten bereits die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der Bundesverband Rettungshunde mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit einem Rettungseinsatz ihrer bereitstehenden Helfer in Marokko rechnen. Deshalb würden die Vorbereitungen abgebrochen, sagte ein Sprecher.
Bergdorf zerstört, Massengrab eingerichtet
Bei dem Erdbeben in Marokko wurden bislang nach amtlichen Angaben 2.122 Tote gezählt. Mindestens 2.421 weitere Menschen wurden verletzt. Lokale Medien berichteten in der Nacht zum Sonntag unter Berufung auf das Innenministerium, dass mehr als die Hälfte der Verletzten schwer verletzt sei.
Ein kleines Bergdorf in der Provinz Chichaoua wurde nahezu vollständig zerstört, meldete der staatliche Sender TV 2M am Sonntag. Es wurden Drohnen eingesetzt, um den Einsatzkräften bei der Suche nach Leichen zu helfen.
65 Tote seien geborgen und ein Massengrab eingerichtet worden. Nach islamischem Brauch sollten Bestattungen schnell nach dem Tod erfolgen.
Schlimmstes Erdbeben seit Jahrzehnten in Marokko
Das Epizentrum des Bebens der Stärke 6,8 lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dort liegen Ortschaften entlang steiler und kurvenreicher Serpentinen.
Da Erdbeben in Nordafrika relativ selten auftreten, sind Gebäude nach Einschätzung von Experten nicht robust genug gebaut, um solchen starken Erschütterungen standzuhalten. In Gebieten vom Atlasgebirge bis zur Altstadt von Marrakesch wurden einige Gebäude zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt.
Quelle: ZDF
Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es dauerte mehrere Sekunden an.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind Experten zufolge besonders gefährlich. Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko.
König ordnet dreitägige Staatstrauer an
König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen.
Aus aller Welt trafen Beileidsbekundungen ein. Auch die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union boten in einem Brief an den König ihre Hilfe an und drückten ihre Anteilnahme aus.
Ein Überlebender in der Stadt Imintanoute schilderte der Nachrichtenseite Hespress:
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko werden mehrere Tausend Tote gezählt. Internationale Hilfe läuft an. Auch deutsche Rettungsteams bereiten sich auf den Einsatz vor.