Benzos: Experte warnt vor Sucht auf Rezept

    Jugenddrogenberater:Benzos: Experte warnt vor Sucht auf Rezept

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    Der Jugenddrogenberater Matthias Rost warnt vor zunehmendem Missbrauch verschreibungspflichtiger Schlaf- und Beruhigungsmittel, sogenannter Benzos. Warum junge Menschen sie nehmen.

    Eine Hand voller Tabletten
    Benzos: Die Suchtgefahr ist "enorm hoch", warnt die Hauptstelle für Suchtgefahren. (Symbolbild)
    Quelle: imago

    Der Leipziger Jugenddrogenberater Matthias Rost registriert eine steigende Fallzahl von Medikamenten-Missbrauch - vor allem mit Blick auf Benzodiazepine, kurz Benzos. "Wir haben momentan eine Welle", sagte der Sozialpädagoge der diakonischen Drogenberatungsstelle "K(L)ICK" der Agentur epd.
    Das Suchtpotenzial der rezeptpflichtigen Beruhigungs- und Schlafmittel sei erheblich.

    Wenn die Welt wie gerade jetzt unsicherer wird, werden mehr Drogen genommen, die beruhigen, die runterbringen, die Angst lösen, so wie Benzodiazepine.

    Matthias Rost, Jugenddrogenberater Leipzig

    Viele Konsumenten sagten, sie spürten beim Gebrauch von Benzos eine Sorglosigkeit: "Alle Unsicherheiten sind weg, man ist mit sich für den Moment komplett im Reinen, einfach in Watte gepackt."
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    Experte: bei Benzos allein bleibt es nicht

    Oft würden Benzodiazepine mit anderen Substanzen kombiniert.

    Nur Benzos nehmen, das gibt es kaum.

    Matthias Rost, Jugenddrogenberater Leipzig

    "Da werden verschiedene Drogen austariert, um Emotionen zu verstärken oder loszuwerden, Upper und Downer - was bei einem Entzug ein zusätzliches Problem ist", so Rost.

    Benzodiazepine sind weit verbreitete Beruhigungs- und Schlafmittel. Sie vermindern die Empfindlichkeit bestimmter Nervenzellen des Gehirns und sind rezeptpflichtig. Ärzte und Ärztinnen verordnen sie zeitlich begrenzt gegen Schlafstörungen, Angstzustände, Panikattacken, Epilepsie und zur Muskelentspannung.

    Sie wirken:

    • beruhigend
    • dämpfend
    • entspannend
    • angstlösend
    • schlaffördernd

    "Obwohl Benzodiazepine unverzichtbare Medikamente für akute Gesundheitskrisen sind, müssen sie mit maximalem Augenmaß verordnet werden", warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren: "Ihr Suchtpotenzial ist enorm hoch."

    Sie sollten nach mehrwöchiger Einnahme nicht schlagartig abgesetzt, sondern "ausgeschlichen" werden. Die Verführung, sich mithilfe des Medikaments weiterhin Beschwerdefreiheit und Sorglosigkeit zu verschaffen, ist groß.

    Quelle: epd

    Benzodiazepine: schwieriger Entzug

    Der Entzug werde von Konsumenten als schlimmer beschrieben als bei anderen Drogen. "Das Kreislaufsystem wird massiv belastet, wenn die Substanz wegfällt. Die ganze Hirnchemie wird ja von Benzos beeinflusst. Wenn ich da beim Entzug plötzlich die Bremse bei der Emotionssteuerung löse, können Psychosen und überschießende Emotionen auftreten", sagte Rost. Das müsse klinisch überwacht werden.
    Verbote und strengere Regulierungen über Betäubungsmittel-Rezepte können Rost zufolge zwar den Markt eindämmen, sind seiner Einschätzung nach aber nicht der einzige Lösungsweg. "Das Rankommen ist in der Drogenszene noch nie ein Problem gewesen."

    Behandlung von Suchtkranken

    Erfolgversprechender seien Psychotherapien, die aber gerade bei teils jahrelangen Wartezeiten Mangelware seien. "Und was die Prävention angeht: Da geht es um Begleitung, darum, den Umgang mit Emotionen, mit mir selber und meinen speziellen Problemen zu lernen, um Konfliktfähigkeit."
    Das sei viel Arbeit von Schulen und vor allem von Eltern.
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    Quelle: epd

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