Ecstasy: Warum wird die Partydroge immer gefährlicher?

    Überdosierte Partydroge:Warum wird Ecstasy immer gefährlicher?

    von Caterina Klaeden, Svenja Haas, Rayk Anders
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    An der hoch dosierten Ecstasy-Pille "Blue Punisher" starb im Sommer 2023 eine 13-Jährige. Die Droge ist immer stärker geworden - und immer gefährlicher. Was steckt dahinter?

    Thumbnail Die Spur - Ecstasy
    Ecstasy ist in den vergangenen Jahren immer stärker geworden – und gefährlicher. Was haben kriminelle Hersteller und Drogen-Dealer davon? Wo kommen die hochdosierten Pillen her?03.04.2024 | 28:59 min
    "Ich suche den Kick und will beim Drogennehmen meine Grenzen austesten", erzählt Drogen-Konsumentin Alice (Name geändert) in der Doku "Ecstasy: Das gefährliche Geschäft mit der Überdosis" für das ZDF-Format "Die Spur". Alice nimmt seit einigen Jahren regelmäßig Ecstasy. Ihre Lieblings-Variante: Blue Punisher. Die Einnahme dieser Pille führte im vergangenen Jahr zum Tod einer 13-jährigen Konsumentin. Für den Rausch nimmt Alice die Risiken in Kauf. "Die geben genau den richtigen Mix zwischen Kick, Euphorie und Wachsein".

    Fusion-Arzt warnt vor hoch dosierten Ecstasy-Pillen

    Blue Punisher sind schon seit einigen Jahren immer wieder mit hohem Wirkstoff aufgefallen. Heißt: In diesen Pillen steckt besonders viel MDMA. Generell ist Ecstasy in den vergangenen Jahren immer stärker geworden. Auch andere Varianten mit Namen wie "Red Bull", "Pharao" oder "Netflix" sind häufig überdosiert.
    Zum Vergleich: In den 1990er Jahren lag der Wirkstoffgehalt meist bei rund 90 Milligramm. Heute kursieren Pillen mit mehr als 200 Milligramm MDMA.
    So viel Wirkstoff steckt in MDMA

    ZDFheute Infografik

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    "Das ist absolut sinnlos", sagt Notarzt Gernot Rücker. Er ist Medical Director des Fusion-Festivals, einem Techno-Festival in Mecklenburg-Vorpommern und kennt die Gefahren von Überdosierungen.

    Wenn die Grenze überschritten ist, wird es nur noch gefährlich.

    Gernot Rücker, Medical Director des Fusion-Festivals

    Drugchecking kann Konsum sicherer machen

    Wie können Konsumierende wie Alice vor gefährlichen Überdosen geschützt werden? Drugchecking kann hier helfen: Seit Sommer 2023 können User*innen in Berlin ihre Drogen testen lassen - anonym und kostenlos.
    Das Modellprojekt wird vom Senat gefördert und im Zusammenschluss von den drei Trägern Vista, Fixpunkt und der Schwulenberatung organisiert. Wenn extrem hoch dosierte Ecstasy-Varianten abgegeben werden, warnt das Drugchecking davor mit Fotos im Netz.

    Die Droge MDMA setzt im Körper Serotonin frei - das Glückshormon. Konsumierende erleben einen Rausch an Glücksgefühlen, sind wacher und leistungsfähiger. Die Liste der Nebenwirkungen ist lang: Kiefermahlen, starkes Schwitzen, steigender Blutdruck. Brechreiz und Panikattacken können ebenfalls ausgelöst werden. Die Suchtgefahr der Droge wird als gering eingestuft. Trotzdem kann MDMA psychisch abhängig machen - wenn Konsumierende süchtig nach den positiven Gefühlen werden und deswegen immer häufiger eine immer höhere Dosis einnehmen.

    "Breaking Bad" in den Niederlanden

    Was steckt hinter den steigenden Dosierungen? Warum bringen kriminelle Drogenproduzenten extrem hoch dosiertes Ecstasy auf den Markt, ohne dafür die Preise anzuheben? Was springt für sie dabei raus? Antworten hat die Recherche von "Die Spur" in den Niederlanden gefunden. Hier werden die Pillen in illegalen Drogenlaboren chemisch hergestellt.
    Thomas Haustein
    Die Ecstasy-Pille Blue Punisher "hat einen unglaublich potenzierten Wirkstoffgehalt, der schnell zu einer Überdosierung führen kann", sagt Thomas Haustein, Suchtberater katholisches Hilfswerk der Caritas.28.06.2023 | 5:15 min
    Es ist fast wie in der US-amerikanischen Erfolgsserie "Breaking Bad": Zwischen Fässern mit Chemikalien, Druckkesseln und Schläuchen finden die Kriminellen immer neue Wege, um höher dosiertes und reineres Ecstasy herzustellen.

    Verfügbarkeit ist stark gestiegen

    Piperonylmethylketon (kurz PMK) steht als illegaler Grundstoff zur Herstellung von MDMA weltweit unter Kontrolle. Die Kriminellen haben es aber geschafft, PMK selbst herzustellen.
    Das ist rund zehnmal billiger, als den teuren Stoff aus China zu importieren. Damit ist die Verfügbarkeit der Droge stark gestiegen. Die Hersteller können es sich also leisten, mehr MDMA in einzelne Pillen zu pressen.
    Verdict to be announced in Marengo criminal case in Amsterdam
    In einem hochgesicherten Gericht, genannt "Der Bunker", ist das Urteil im bisher wohl größten Prozess der Niederlande gegen ein Drogen-Netzwerk gefallen.27.02.2024 | 2:04 min
    Damit schaffen sich die niederländischen Drogenkartelle einen Marketingvorteil, denn die Punisher sind beliebt. Konsumenten verlangen nach der hohen Dosierung, obwohl Experten wie Notarzt Rücker klar vor den gefährlichen Folgen warnen. Über die offenen EU-Grenzen kommen die hoch dosierten Pillen dann leicht nach Deutschland.

    Ecstasy aus Groß-Laboren

    Die Ermittlungsbehörden kommen kaum gegen die organisierte Drogenkriminalität an.

    In den Niederlanden werden jedes Jahr 20-25 Ecstasy-Labore hochgenommen und das Erschreckende ist immer wieder, dass man auf dem Markt davon nichts merkt.

    Lutz Preisler, Abteilungsleiter beim BKA

    Er leitet die Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität beim Bundeskriminalamt mit der Spezialisierung auf synthetische Drogen. "Wir gehen also davon aus, dass es sehr viele Groß-Labore gibt", sagt er.

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