Burg in Brandenburg:Nach rechtem Hass: Lehrer verlassen Schule
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Zwei Lehrer aus Brandenburg hatten in einem Brandbrief alltägliche rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule angeprangert. Nach massiven Anfeindungen wollen sie die Schule verlassen.
Vor rund drei Monaten haben zwei Lehrkräfte aus der Gemeinde Burg einen Brandbrief veröffentlicht, unter anderem wegen rechtsextremer Vorfälle an ihrer Schule. Jetzt wollen sie die Schule aufgrund von Anfeindungen verlassen.13.07.2023 | 2:04 min
Der Rückzug zweier Lehrer von ihrer Schule im Spreewald wegen rechter Anfeindungen hat in Brandenburg für Bestürzung gesorgt. Neben strafrechtlichen Ermittlungen soll der Kampf gegen Rechtsextremismus verstärkt werden.
"Ob auf der Straße, in Vereinen, Schulen oder Betrieben: In Brandenburg darf es keinen Ort geben, in denen Rechte Ängste schüren und Andersdenkende vertreiben wollen", sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag. Er betonte:
Lehrer massiv angefeindet
Damit bezog er sich auf die Lehrkräfte Max Teske und Laura Nickel. Sie hatten im April in einem Brandbrief öffentlich gemacht, dass sie an ihrer Schule in Burg im Spreewald täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Das Schreiben löste eine Debatte aus, die auch bundesweit verfolgt wurde.
Hass auf Ausländer, antisemitische und homophobe Äußerungen bis hin zu Drohungen gehören in einigen Schulen zum Alltag:
Beide waren danach zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. In dem Ort waren in den vergangenen Tagen Aufkleber mit ihrem Foto zu sehen. Darunter stand: "#'pisst Euch nach Berl*in". Zudem wurden sie in einem sozialen Netzwerk bedroht. Teske schilderte dem ZDF:
Jetzt wollen die beiden Lehrkräfte die Schule verlassen.
Schulämter melden vermehrt Fälle von Hass
Die Vorfälle sind in Brandenburg kein Einzelfall. Die Schulämter meldeten seit Bekanntwerden der rechtsextremen Taten in Burg mehr solcher Fälle. Und die Zahl politisch motivierter rechter Straftaten in Brandenburg insgesamt stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres nach vorläufigen Zahlen des Innenministeriums um ein Drittel auf 1.049.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht einen indirekten Zusammenhang zwischen den rechtsextremen Vorfällen in Burg und den jüngsten Wahlerfolgen der AfD. Es gebe einen Zusammenhang insofern, als dass die Vorteile einer Demokratie nicht überall wertgeschätzt würden, sagte Steinmeier am Donnerstag bei einem Besuch in Werder an der Havel. Man müsse wieder mehr Menschen davon überzeugen, dass die Demokratie nicht vom Himmel gefallen sei.
Bundespräsident Steinmeier spricht im ZDF-Sommerinterview auch über die Erfolge der AfD:
AfD-Landesverband als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft
Der Verfassungsschutz stufte den AfD-Landesverband in Brandenburg 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein, die AfD-Jugend Junge Alternative gilt seit Mittwoch als gesichert rechtsextremistisch.
Wegen der Bedrohungen aus der rechten Szene gegen die beiden Lehrkräfte prüft das Schulamt Cottbus Strafanzeigen gegen unbekannt. "Dass Beamte oder Angestellte des Landes bedroht werden, ist inakzeptabel", sagte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) der Deutschen Presse-Agentur.
Rechtsextremes Gedankengut ist in Schulen in der Spreewald-Region wohl weiter verbreitet als bekannt.20.05.2023 | 5:04 min
Schüler: Es hat sich "alles nur noch verschlimmert"
Das Schulamt sei in der Schule nach dem Brandbrief sofort tätig geworden. Es habe Gespräche mit Betroffenen, Eltern, Lehrern und Schülern gegeben. Wie ein Schüler, der anonym bleiben möchte, dem ZDF berichtet offenbar ohne großen Erfolg:
Gewerkschaft fordert mehr Aufarbeitung
Die beiden Lehrkräfte gründeten im Frühjahr mit einem Pfarrer das Bündnis "Schule für mehr Demokratie". Am Donnerstag kritisierte das Bündnis, Teske und Nickel seien von der Landespolitik und der Schule nicht ausreichend unterstützt worden.
Aus einer Studie geht hervor, dass mehr als jeder Zehnte in Sachsen-Anhalt rechtsextreme Weltanschauungen vertritt:
Auch die Lehrergewerkschaft GEW hält eine weitere Aufarbeitung für nötig. Solche rechtsextremen Vorfälle seien aber kein Problem der Schule allein. Vielmehr seien die rechten Tendenzen eine Folge der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Verein Opferperspektive warnte:
Quelle: ZDF, dpa
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