Trotz Verlust von Soledar:Bachmut fest in ukrainischer Hand
von Christian Mölling, András Rácz
Soledar ist erobert, aber Russland ist es nicht gelungen, die Nachschublinien nach Bachmut zu kappen. Ein potenziell gefährlicher Durchbruch wurde verhindert - eine Militäranalyse.
Die strategisch wichtigen Städte gehören zum ukrainischen Verteidigungswall in der Region Donezk. Weil Ressourcen knapper werden, drängt die Ukraine auf mehr Hilfe vom Westen.11.01.2023 | 1:33 min
Am 18. Januar haben die russischen Truppen die
Einnahme von Soledar, einem der nördlichen Vororte von
Bachmut, weitgehend abgeschlossen. Die kleine Bergbaustadt war seit August 2022 unter Beschuss geraten. Durch die Kombination der Kräfte des privaten Militärunternehmens
Wagner Gruppe und der russischen Elite-Luftlandeeinheiten gelang es den russischen Truppen, die gesamte Stadt einzunehmen. Sogar der westliche Außenbezirk ist bereits in russischer Hand.
Nachdem eine Verteidigung unmöglich geworden war, gelang es der
Ukraine, den Großteil ihrer Streitkräfte geordnet aus Soledar abzuziehen.
Noch keine Gefahr für den ukrainischen Nachschub
Viele haben befürchtet, dass die russische
Übernahme von Soledar dazu führen würde, dass die nach Bachmut führenden Kommunikationslinien am Boden, vor allem die Straße M-03, die nach Nordwesten in Richtung Slawjansk und Kramatorsk führt, abgeschnitten und Bachmut möglicherweise eingekesselt würde. Der Verlust von Soledar bedeutet dies jedoch nicht automatisch.
Der Grund dafür ist, dass die ukrainischen Streitkräfte auf den Hügeln westlich von Soledar mehrschichtige Verteidigungslinien errichtet haben, sodass sie dort über höheres Gelände verfügen und die russischen Vorstöße in der Stadt gut im Blick haben.
Diese Verteidigungslinien werden auch durch den kleinen Fluss Bachmutka unterstützt, der sich am Fuß dieser Hügel befindet. Daher müssten die russischen Truppen zunächst diese Verteidigungslinien durchbrechen, bevor sie die Straße M-03 erreichen könnten.
Russische Vorstöße im Süden Bachmuts gefährlicher
Selbst wenn diese nordwestliche Straße abgeschnitten würde, verfügt Bachmut über eine weitere wichtige Versorgungslinie, die von der Stadt aus nach Südwesten führt, die Straße H-32. Unter diesem Gesichtspunkt war ein begrenzter russischer Durchbruch südlich von Bachmut bei Kudrjumiwka um den 12. Januar viel wichtiger.
Denn dieser russische Vorstoß hatte das Potenzial, die südliche Seite einer Zangenbewegung zu bilden, die zu einer teilweisen Einkreisung von Bachmut führen würde. Durch den konzentrierten Einsatz von Präzisionsartillerie und die Verlegung von Verstärkungen gelang es der Ukraine jedoch, diesen russischen Durchbruch zu stoppen und einzudämmen, sodass Moskau nicht in der Lage war, aus diesem lokalen Erfolg Kapital zu schlagen.
Das bedeutet, dass die beiden wichtigsten Nachschublinien von Bachmut bisher noch offen und funktionsfähig sind. Russland ist es nicht gelungen, eine von ihnen zu kappen oder die Feuerkontrolle über sie herzustellen. Mit anderen Worten, die Verteidiger von Bachmut haben immer noch offene Kommunikationslinien mit den übrigen ukrainischen Streitkräften.
Personalmangel bremst russischen Vorstoß weiter
Dadurch haben die ukrainischen Truppen den größten Teil von Bachmut fest im Griff; Russland konnte nur den südlichen Außenbezirk bei Opytne besetzen. In den nördlichen Außenbezirken wird der Vorort Krasna Hora noch von der Ukraine gehalten.
Belagerung Bachmuts wird weitergehen
Auch wenn die russischen Propagandakanäle versuchen, die Einnahme von
Soledar als strategischen Sieg darzustellen, der auch zur Einnahme von Bachmut führen wird, sieht die Realität anders aus. Tatsächlich ist es Russland bisher weder gelungen, Bachmut einzukesseln noch seine Nachschublinien zu kappen.
Der lokale russische Sieg bei Soledar stellt daher nur ein neues Kapitel in der Belagerung von Bachmut dar - und mit Sicherheit nicht das letzte. Der Kampf um Bachmut wird weitergehen, und die russische Armee wird dort weiterhin festsitzen, unabhängig davon, wie der Kreml versucht, die Bedeutung des Sieges bei Soledar im Informationsraum hervorzuheben.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.