SOS Méditerranée:Alternativer Nobelpreis für Seenotretter
|
Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée ist unter den Preisträgern des Alternativen Nobelpreises. Sie erhält den Preis für ihre Such- und Rettungseinsätze im Mittelmeer.
Unter anderem mit dem Schiff "Ocean Viking" rettet die Hilfsorganisation SOS Méditerranée Menschen aus Seenot.
Quelle: Flavio Gasperini/SOS Mediterranee/dpa
Der gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannte "Right Livelihood Award" geht in diesem Jahr unter anderem an die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée. Die Organisation erhält den renommierten Preis für ihre lebensrettenden Such- und Rettungseinsätze im Mittelmeer, wie die Right-Livelihood-Stiftung in Stockholm bekanntgab.
Außerdem werden in diesem Jahr die Frauenrechtsaktivistin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana, die Umweltschützerin Phyllis Omido aus Kenia und die kambodschanische Umweltaktivistengruppe Mother Nature Cambodia ausgezeichnet.
Flucht übers Mittelmeer -
Wie Europas Migrationspolitik scheitert.19.09.2023 | 7:58 min
Stiftungsdirektor: Jeder kann Veränderungen schaffen
Die vier Preisträger seien Zeugen unsäglichen Leids und setzten sich dafür ein, Leben zu retten, die Natur zu bewahren sowie die Würde und Existenzgrundlagen von Menschen in aller Welt zu schützen, erklärte die Stiftung.
Sie kämpften allesamt für das Recht aller Menschen auf Gesundheit, Sicherheit, eine saubere Umwelt und Demokratie, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Und sie machten sich für Menschen stark, wenn andere deren Leid ignorierten. Zugleich bewiesen die Preisträger, dass jeder etwas bewegen könne, betonte von Uexküll.
Quelle: dpa
Die Organisation, die Büros in Genf, Berlin, Marseille und Mailand hat, wird explizit für ihre lebensrettenden Such- und Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer ausgezeichnet, der nach Stiftungsangaben tödlichsten Migrationsroute der Welt. Mit dem gecharterten Rettungsschiff "Ocean Viking" bewahrt SOS Méditerranée unzählige Bootsmigranten auf dem Mittelmeer vor dem Tod. Seit ihrer Gründung durch den deutschen Kapitän Klaus Vogel und die Französin Sophie Beau 2015 rettete die Organisation knapp 39.000 Menschen, ein Viertel davon Minderjährige.
Quelle: dpa
Die Ärztin und Aktivistin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana hat sich seit Jahrzehnten dafür stark macht, Afrikanerinnen sichere Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen. Mit ihrem Einsatz hat sie gesellschaftliche Debatten angestoßen und den Weg für liberale Abtreibungsgesetze in mehreren afrikanischen Ländern geebnet. Sie ist die erste Ghanaerin, die den Alternativen Nobelpreis erhält.
Schwangerschaftsabbrüche sind in den meisten Ländern Afrikas illegal. Unverheiratete Schwangere sind enormem Stigma ausgesetzt, schwangere Mädchen dürfen oft nicht mehr zur Schule. Jährlich werden im Afrika südlich der Sahara Millionen unsichere und somit lebensgefährdende Abtreibungen vorgenommen - bei dem Thema bleibt es für viele Afrikanerinnen also noch ein weiter Weg.
Schwangerschaftsabbrüche sind in den meisten Ländern Afrikas illegal. Unverheiratete Schwangere sind enormem Stigma ausgesetzt, schwangere Mädchen dürfen oft nicht mehr zur Schule. Jährlich werden im Afrika südlich der Sahara Millionen unsichere und somit lebensgefährdende Abtreibungen vorgenommen - bei dem Thema bleibt es für viele Afrikanerinnen also noch ein weiter Weg.
Quelle: dpa
Die Organisation Mother Nature Cambodia steht in einer ganz anderen Weltregion für ihre Sache ein. Trotz sehr begrenztem Handlungsspielraum im autokratisch regierten Kambodscha kämpfen die jungen Aktivisten zusammen mit Lokalgemeinschaften für die Umwelt und sichere Lebensgrundlagen der Menschen - unerschrocken und mit Erfolg, wie Right Livelihood betonte.
Unter anderem mithilfe sozialer Medien habe die Gruppe maßgeblich zur Aufdeckung und Beendigung von Umweltverstößen beigetragen. Sie sei somit zu "einem Leuchtturm der Hoffnung für künftige Generationen geworden". Es ist der erste Alternative Nobelpreis in Kambodscha.
Unter anderem mithilfe sozialer Medien habe die Gruppe maßgeblich zur Aufdeckung und Beendigung von Umweltverstößen beigetragen. Sie sei somit zu "einem Leuchtturm der Hoffnung für künftige Generationen geworden". Es ist der erste Alternative Nobelpreis in Kambodscha.
Quelle: dpa
Die Kenianerin Phyllis Omido setzt sich in ihrer Heimatregion an vorderster Front für den Umweltschutz und die Gesundheit ihrer Mitmenschen ein. Die 1978 geborene Umweltaktivistin kämpfte erfolgreich für die Rechte der Einwohner des Dorfes Owino-Uhuru, die durch eine Batterieschmelzanlage extrem von Bleivergiftungen betroffen waren, darunter Omido selbst.
Ihr Einsatz führte zur Schließung von 17 giftigen Industrieanlagen in Kenia. Omidos Aktivistennetzwerk erstreckt sich längst bis in die Nachbarländer Uganda und Tansania.
Quelle: dpa
Ihr Einsatz führte zur Schließung von 17 giftigen Industrieanlagen in Kenia. Omidos Aktivistennetzwerk erstreckt sich längst bis in die Nachbarländer Uganda und Tansania.
Quelle: dpa
Der "Right Livelihood Award"
Der Alternative Nobelpreis heißt eigentlich "Right Livelihood Award", übersetzt etwa "Preis für die richtige Lebensweise". In der Regel teilen sich vier Personen, Gruppen oder Projekte die Ehrung, welche mutigen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit würdigt.
Die Auszeichnung ist mit jeweils einer Million Schwedische Kronen (etwa 86.000 Euro) dotiert. Das Geld ist allerdings zur Unterstützung der Arbeit der Preisträger gedacht und nicht zur persönlichen Verwendung.
Der Right Livelihood Award wurde 1980 von dem deutsch-schwedischen Publizisten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Der Award steht in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen, die ab Montag in Stockholm und Oslo verkündet werden.
Greta Thunberg unter ehemaligen Geehrten
In diesem Jahr waren 170 Menschen aus 68 Ländern für den "Right Livelihood Award" nominiert. Zu den bisherigen Geehrten gehören der kongolesische Gynäkologe und Frauenrechtler Denis Mukwege, die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und zuletzt 2022 die ukrainische Menschenrechtsverteidigerin Oleksandra Matwijtschuk.
Meist zeichnet die Right-Livelihood-Stiftung aber Persönlichkeiten und Organisationen aus, die von der Weltöffentlichkeit weitaus weniger stark beachtet werden.
Quelle: epd, dpa