Das Gute zum Wochenende: Mehr Schutz für die Tiefsee

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    Das Gute zum Wochenende:Natur zuerst - mehr Schutz für die Tiefsee

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
    |
    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    haben Sie sich schon mal Gedanken über die Tiefsee gemacht, über den Meeresboden in vielen Tausend Metern Tiefe? Wahrscheinlich nicht. Und wahrscheinlich wissen Sie auch nicht, dass es sich dabei um äußerst sensible und fragile Ökosysteme in den Weltmeeren handelt. Sie sind so wichtig, dass die internationale Staatengemeinschaft diesen Teil der Erde zum "gemeinsamen Erbe der Menschheit" erklärt hat. Die Tiefsee beherbergt einen Großteil der biologischen Vielfalt unseres Planeten, sie ist maßgeblich mitverantwortlich für die Klimaregulierung, die Meeresströmungen und andere wichtige natürliche Systeme.
    Allerdings liegen dort unten aber auch Metalle und seltene Rohstoffe, die für die Produktion von Handys, Batterien und weiteren Dingen des täglichen Gebrauchs benötigt werden. Kein Wunder also, dass Unternehmen längst ein Milliardengeschäft wittern und diese Schätze lieber heute als morgen aus der Tiefe bergen wollen. Und deshalb gibt es seit Jahren Streit um den Tiefseebergbau und die Folgen.
    Ein Taucher im Meer ist umgeben von Korallen und Fischen
    plan b: SOS Ozean09.03.2023 | 43:51 min
    Ob der Meeresboden erkundet oder dort Bergbau betrieben werden darf, entscheidet die Internationale Meeresbehörde (ISA). Und dort gab es in der letzten Woche überraschende Entwicklungen, die nun auf einen besseren Schutz der Unterwasserwelt hoffen lassen. Mit der neuen Generalsekretärin der ISA, der brasilianischen Ozeanografin Leticia Carvalho, rückt eine Frau mit einer kritischen Haltung zum Tiefseebergbau an die Spitze der Behörde.
    Außerdem sprachen sich bei der Versammlung 32 Staaten, darunter auch Deutschland, für eine vorsorgliche Pause beim Tiefseebergbau aus. Die Forderung: Solange die Folgen und Schäden durch den Einsatz der gigantischen Bagger, Bergbauroboter und Sauger, die sich durch den Meeresgrund pflügen, nicht abschätzbar sind, sollen keine Genehmigungen erteilt werden.
    Mehr als 800 Wissenschaftler*innen aus aller Welt warnen vor gravierenden und irreparablen Schäden der Meeresumwelt. Eine seltene Allianz von indigenen Gemeinschaften, Umweltschützern, Finanzinstituten und großen Unternehmen - darunter SAP, VW und Samsung - spricht sich für einen Stopp im Tiefseebergbau aus.
    Manganknolle
    Terra X: Mangan - das neue Gold der Tiefsee?15.02.2023 | 8:29 min
    Und das aus gutem Grund, wie eine gerade veröffentliche Studie deutlich macht: Ein internationales Forscherteam unter deutscher Beteiligung hat im Pazifik in einem Meeresgebiet vor Hawaii Hinweise gefunden, dass auf dem dunklen Meeresboden der Tiefsee Sauerstoff produziert wird. Möglich wird dieses sensationelle, bisher unbekannte Phänomen durch Manganknollen. Und genau dort möchte ein kanadischer Konzern jetzt solche Manganknollen abbauen. Den Weltmeeren würde also eine wichtige Sauerstoffquelle verloren gehen.
    Dabei brauchen wir die Rohstoffe aus der Tiefe gar nicht zwingend, wie eine andere Studie nahelegt. Viele Experten sind überzeugt, dass eine fortschrittliche Batterietechnologie, ein verbessertes Recycling und eine intelligente Kreislaufwirtschaft dazu führen könnten, dass die Ausbeutung der Tiefsee nicht mehr nötig wäre.
    Blick auf türkis und blau leuchtende Felswände und einen Strand unter Wasser. Ein Tauchboot untersucht den Meeresgrund.
    Terra X: In unbekannten Tiefen14.07.2024 | 43:30 min
    Schon jetzt sind unsere Weltmeere durch Klimawandel, Verschmutzung und Überfischung massiv bedroht und gefährdet. Welche Risiken von einem Eingriff in die Lebenswelten der Tiefsee ausgehen, ist bisher nicht abschätzbar. Dennoch wissen wir über das Leben in der Tiefe weniger als von der Rückseite des Mondes. Als der Ursprung und die Quelle des Lebens haben unsere Ozeane dringend mehr Schutz verdient.
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Neues Biomaterial zur Arthrosebehandlung: Sportverletzungen oder chronische Erkrankungen führen dazu, dass Knorpelgewebe in den Gelenken abgebaut wird. Ein Forscherteam hat nun einen neues Biomaterial entwickelt, das Knorpel innerhalb weniger Monate nachwachsen lässt. Das bioaktive Material wurde an Schafen erfolgreich erprobt. Die Wissenschaftler*innen halten es für möglich, daraus ein Medikament herzustellen, das große Operationen überflüssig macht.
    Wasser aus Wüstenluft: Die Trockenheit nimmt zu, Wüstenlandschaften weiten sich aus, das Trinkwasser wird knapp. Forschende aus Saudi-Arabien haben nun einen Wassersammler entwickelt, der Wasser aus trockener Luft gewinnen kann. Das solarbetriebene Gerät hat bei Testläufen im Sommer täglich zwei bis drei Liter Wasser pro Quadratmeter Arbeitsfläche produziert. Es lief dabei mehrere Wochen ohne Wartung und könnte so zur Trinkwasserversorgung und als Wasserquelle für die Landwirtschaft dienen.
    Wunderstoff Rohrkolben: Mehr als 90 Prozent der Moore in Deutschland sind trockengelegt. Dabei könnte auch in Mooren eine sinnvolle Landwirtschaft betrieben werden. Gerade die Rohrkolbenpflanzen eignen sich dazu. Studierende der Architektur an der Hochschule Biberach haben diesen nachhaltigen Baustoff gerade für diverse Modelle für einen Pavillon der Landesgartenschau in Bayern genutzt. Der Vorteil der Rohrkolben: Sie wachsen schnell nach, bieten ausgezeichnete Dämmeigenschaften und sorgen für eine gute Feuchtigkeitsregulierung.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Mittlerweile finden sich Plastik und Mikroplastik überall. In der Tiefsee, der Arktis, sogar in unserem Blut. Was tun gegen immer mehr Plastik in Flüssen und im Meer. Die plan-b-Dokumentation "Gegen die Plastikflut" erzählt von Recyclingmethoden und Plastikalternativen:
    Eine Plastiktüte treibt im Meer
    10.08.2024 | 29:51 min
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    Zusammengestellt von Christian Dezer