Neue Recyclingmethoden, alternative Materialien und kreative Müllsammelaktionen helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Denn die Zeit drängt: Mittlerweile befinden sich Plastikteile bereits im arktischen Eis und in der Tiefsee.
Der Kölner Verein KRAKE hat im Rhein die erste Müllfalle in einem deutschen Fluss verankert. Die selbst ausgetüftelte Konstruktion fängt mit einem Korb, der zwischen zwei Schwimmkörpern befestigt ist, Treibgut ein. Turnschuhe, Plastikflaschen, Pellets aus der Industrieproduktion – bei jeder Leerung fischen die Ehrenamtlichen Abfälle aus dem Wasser und reduzieren so die Menge des Plastikmülls, der über den Rhein in die Nordsee gelangt.
Und sie sammeln Daten für ein wissenschaftliches Langzeitprojekt. "Wenn Mikroplastik einmal in der Umwelt ist, ist es eigentlich zu spät", sagt Biologin Leandra Hamann. "Deswegen ist es wichtig, dass wir gucken, wo es entsteht." Mit Informationen über die Müllmenge im Rhein wollen die Vereinsmitglieder die Politik dazu bewegen, verbindliche Grenzwerte für Plastik in Gewässern einzuführen.
Um die Plastikproduktion zu reduzieren und die Meere zu schützen, experimentieren Fischer und Muschelzüchter in verschiedenen Ländern mit Netzen aus alternativen Materialien. Auch zum Schutz der Meeresbewohner – denn für sie werden herumtreibende Geisternetze viel zu oft zu einer tödlichen Falle.
Im süditalienischen Taranto werden seit Jahrhunderten Miesmuscheln gezüchtet – seit den 1960er-Jahren mit Netzen aus dem Kunststoff Polypropylen. Doch einige denken jetzt um: Muschelfischer Ciccio Marangione testet einen Biokunststoff auf Maisbasis – mit Erfolg. Kollegen experimentieren mit Naturmaterialien wie Hanf oder Sisal.
Vom französischen Bordeaux aus wollen die Macher des Labels "Nomads Surfing" die gesamte Branche revolutionieren. "Es ist doch paradox: Das Meer ist unser Spielplatz. Aber gleichzeitig tragen wir Surfer zu seiner Verschmutzung bei", sagt Mitgründer Thomas Cervetti. Denn konventionelle Surfbretter und -ausrüstung werden fast ausschließlich auf Basis von neuen Kunststoffen hergestellt. Anders arbeiten die "Surf-Nomaden": Sie recyceln alte Boards, setzen auf nachhaltige Materialien und verwandeln alte Neoprenanzüge und Flip-Flops in Surfequipment. Das weckt auch das Interesse von großen Sportartikelherstellern.
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