Das Gute zum Wochenende: Demokratie - die alte Dame lebt

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    Das Gute zum Wochenende:Demokratie: Die alte Dame lebt

    Steffen Bayer
    von Steffen Bayer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    wahrscheinlich haben sie gar nichts davon mitbekommen: Gerade war - wie jedes Jahr am 15. September - der "Internationale Tag der Demokratie", ausgelobt von den Vereinten Nationen.
    Die Demokratie hat es so an sich, dass man sie nicht groß wahrnimmt, wenn sie funktioniert. Nur wenn sie in Gefahr ist, wird sie zum Thema. Für die Vereinten Nationen ist die Demokratie also ein schützenswertes Gut, ähnlich wie der Kölner Dom, das Mittelrheintal oder die Zugvögel. Nur ist sie noch viel wichtiger.
    Mirko Drotschmann vor dem Brandenburger Tor
    Terra X History: Deutschlands langer Weg zur Demokratie13.06.2023 | 88:33 min
    Schauen wir also mal, wie es der Demokratie gerade so geht: Die britische Zeitschrift "The Economist" berechnet jedes Jahr einen Index, der den Grad der Demokratie in 167 Ländern misst. Jedes Land wird aufgrund verschiedener Faktoren wie zum Beispiel Teilhabe, Politische Kultur, Bürgerrechte und Pluralismus mit Punkten bewertet.
    Demnach leben derzeit 45 Prozent der Weltbevölkerung in einer Demokratie, 37 Prozent in einer Diktatur. Der Rest lebt in Mischformen. Die Zahlen könnten besser sein für die Demokratie, aber immerhin ist sie Spitzenreiter. Norwegen liegt weltweit vorne, am wenigsten Demokratie gibt es in Afghanistan. Deutschland schafft es auf Platz 15. Das ist ein sehr guter Wert aber für die Spitzengruppe reicht es nicht.
    Spreche ich mit Freunden oder Kollegen über die Demokratie in Deutschland, höre ich viele Sorgen. Die Distanz vieler Menschen zu unserem politischen System spiegelt sich im Umfragehoch der AfD.
    Nicht jeder, der sie wählt, ist ein Antidemokrat, aber mit den Wahlerfolgen dieser Partei gelangen auch Abgeordnete in die Parlamente, die auf Meinungsfreiheit nicht viel geben und die Demokratie am liebsten abschaffen würden. Ist die Demokratie in unserem Land also in Gefahr?
    Das Vertrauen der Deutschen in die Demokratie wird jedes Jahr von der Friedrich-Ebert-Stiftung gemessen, die letzten Zahlen wurden im Februar dieses Jahres veröffentlicht. Auf die Frage "wie zufrieden sind Sie alles in allem mit der Art und Weise wie die Demokratie funktioniert?", hat knapp die Hälfte mit "sehr zufrieden" oder "ziemlich zufrieden" geantwortet, eine knappe Mehrheit der Befragten ist weniger oder überhaupt nicht zufrieden, was aber noch lange nicht heißt, dass sie eine Diktatur bevorzugen würden.
    Doch die Zahlen zeigen: Die Demokratie darf sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen, sie muss sich ständig erneuern, den Menschen zuhören und jedem im Land das Gefühl geben, Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen zu können.
    Heiko und Tochter Rebecca stehen in der "Bubble", der Film-Filterblase für die Dokumentation "Die Streitrepublik".
    Deutschland gehört auf die Couch: Die Streitrepublik24.08.2023 | 44:33 min
    Gelebte Demokratie ist mehr als Wahlen alle vier Jahre. Überall im Land setzen sich Menschen für das Gemeinwohl ein, in Initiativen zum Beispiel für besseren Verkehr, modernere Schulen, günstigere Wohnungen, den Klimaschutz oder Kultur. Daneben gibt es Bürgerbegehren oder auch Beratungsgremien mit ausgelosten Bürgern.
    Auch Projekte für einen respektvolleren Umgang miteinander stärken die Demokratie: Der Verein "Ichbinhier" setzt sich für eine bessere Debattenkultur im Netz ein. Die Devise lautet: "Streiten: ja, diskriminieren, beleidigen und bedrohen: nein."
    Das Programm B.A.S.E. Babywatching setzt schon bei Kindern an, lädt zum Beispiel Mütter mit Babys in Schulen ein. Die Idee dahinter: Babys lösen positive Emotionen aus und so lernen die Schülerinnen und Schüler Feinfühligkeit und Empathie. Mitgefühl, Offenheit und damit auch Toleranz gegenüber Menschen mit anderen Meinungen gehören zu den Grundpfeilern der Demokratie.
    "plan b: Zurück zur Freundlichkeit - Der Kampf gegen den Hass": Ein Mann und zwei Frauen stehen vor Straßenbahngleisen, im Hintergrund ein Gebäude.
    plan b: Zurück zur Freundlichkeit17.06.2021 | 30:15 min
    Trotz aller Krisen: Die Forschenden der Friedrich-Ebert Stiftung halten die Demokratie in Deutschland für robust. Wenn es der Demokratie wieder besser gelingt, die Mehrheit der Bürger von ihren Vorzügen zu überzeugen, wenn sie wachsam bleibt und bereit ist, sich auch zu reformieren, besteht auch in der Zukunft Grund für Optimismus.
    Immerhin hat sie sich ja auch seit langem bewährt: im Westen der Republik seit 1945 nach dem Ende der Nazi-Zeit und im Osten seit dem Zusammenbruch des autoritären DDR-Regimes im Jahr 1989. Und eigentlich gibt es die Demokratie ja schon viel länger: Demokratische Strukturen gab es schon lange vor Christi Geburt im alten Griechenland. Die Demokratie ist also eine alte weise Dame, die in ihrer Geschichte schon viel dazugelernt hat. Die alte Dame lebt.
    Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen.
    Ihr Steffen Bayer, Redakteur plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Ozeanschutz kommt voran: Das Bundeskabinett hat dem Beitritt Deutschlands zum Hochseeschutz-Abkommen der Vereinten Nationen zugestimmt. Das internationale Abkommen sieht erstmals Schutzgebiete außerhalb der Wirtschaftszonen einzelner Länder vor. Bislang gelten nur für etwa ein Prozent dieser Meeresgebiete Schutzregeln. Das Abkommen sieht außerdem vor, dass vor der Förderung von Bodenschätzen auf hoher See die Umweltfolgen untersucht werden müssen. Die UN-Mitgliedstaaten hatten sich nach jahrelangen Verhandlungen Anfang März auf das Abkommen geeinigt, formal beschlossen wurde es im Juni. Für ein Inkrafttreten muss es von mindestens 60 Staaten ratifiziert werden.
    Fischerboot auf Hoher See
    NANO: Hochseeabkommen verabschiedet06.03.2023 | 28:15 min
    Immer mehr engagierte Väter: Väter engagieren sich immer stärker in der Familie. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Väterreport des Bundesfamilienministeriums. Der Analyse des Ministeriums zufolge möchten Väter heute präsenter im Leben ihrer Kinder sein. Sie verbringen deshalb auch mehr Zeit mit ihnen: 2019 waren es durchschnittlich drei Stunden an Wochentagen - 1999 nur 1,9 Stunden. Knapp zwei Drittel der Väter wünschen sich jedoch noch mehr Zeit für die Kinder. Immer mehr Väter nehmen mittlerweile auch Elternzeit und beziehen dabei Elterngeld: Während 2008 der Vater jedes fünften Kindes in Deutschland Elterngeld bezog, stieg der Anteil bei den 2020 geborenen Kindern auf knapp 44 Prozent an.
    Schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien: Das EU-Parlament hat einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen. Bis 2030 sollen 42,5 Prozent des Energieverbrauchs in der EU durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. Genehmigungen für Wind- und Solaranlagen sollen beschleunigt werden. In sogenannten Vorranggebieten für erneuerbare Energiequellen sollen die Behörden neue Anlagen innerhalb eines Jahres genehmigen, außerhalb solcher Gebiete dürfen die Verfahren nicht länger als zwei Jahre dauern. Gibt es von den Behörden keine Antwort, gilt eine Investition für erneuerbare Energien in einem Vorranggebiet künftig direkt als genehmigt.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Schimpansen und Löwen zum Greifen nah: Viele Menschen gehen gerne in den Zoo. Doch es hagelt massiv Kritik, denn Gefangenschaft ist keine artgerechte Haltung. Wie könnte ein guter Zoo aussehen? Mit großer Tierliebe und eindrucksvollem Einsatz machen Menschen vor, wie das zusammengeht - wilden Tieren nahekommen und ihnen gleichzeitig artgerechte Lebensbedingungen bieten. Mehr Platz, das richtige Klima und wilde Natur tragen auch zum Artenschutz bei. Mehr dazu bei plan b: Zoos der Zukunft.
    "plan b: Zoos mit Zukunft - Mehr Wildnis wagen": Zwei Breitmaulnashörner im Réserve Africaine.
    plan b: Zoos der Zukunft21.09.2023 | 29:45 min
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    Zusammengestellt von Steffen Bayer und Greta-Carlotta Lenhartz.
    Das war erstmal allesZDFheute-Update-Abo verwalten