1 (-) Die Globalisierung macht Menschen mobiler? Nur diejenigen, die privilegiert sind, schreibt der Soziologe Steffen Mau. Schwache, Bedrohte, Geringqualifizierte haben es schwerer denn je. Zur physischen Grenzmauer sind virtuelle Techniken hinzugekommen – mit verheerenden Folgen für die globale Wohlstandsverteilung. 95 Punkte
2 (1) Das Paradoxon der Klimakrise: Eingriffe in die Natur haben uns an den Rand der Katastrophe geführt – nur weitere Eingriffe können sie noch abwenden. Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Kolbert stellt kühne Ideen der Weltrettung vor: Etwa in die Luft gepusteter Diamantenstaub, der das Sonnenlicht abschwächen soll. Sie findet: Wenn der Mensch schon Gott spielt, dann bitte besser als bisher. 56 Punkte
3 (-) Ob Corona oder Umweltextreme: Noch heute treffen uns Katastrophen unvorbereitet. Dabei wären viele von ihnen mit historischem Bewusstsein vermeidbar. Der britische Starhistoriker Niall Ferguson analysiert vergangene Katastrophen wie den Reaktorunfall von Tschernobyl oder den Ausbruch des Vesuvs – und erklärt, welche Lehren wir daraus ziehen müssen. 40 Punkte
4 (4) Drei Geister überragender Werke, zugleich: drei Stichwortgeber verheerender Ismen. Kaum jemand steht mehr für die Dynamiken und Widersprüche des 19. Jahrhunderts als Marx, Wagner und Nietzsche. Das Buch von Deutschlands wohl bekanntestem Politologen Herfried Münkler ist mehr als eine Dreifachbiografie – es ist ein Stück deutscher Mentalitätsgeschichte. 38 Punkte
5 (8) "Wäre Angela Merkel eine Stadt, sie wäre Haßloch", die pfälzische Musterstadt für Durchschnittdeutschland. Als "Frau ohne Eigenschaften" beschreibt die Journalistin Ursula Weidenfeld die Bundeskanzlerin: Pragmatisch, zögernd – und doch: eine Streitfigur der Konservativen. Wie wurde Merkel zu dem, was sie ist? Und wie hat sie das Land verändert? Eine Spurensuche entlang der 16 Merkel-Jahre. 37 Punkte
6 (2) Wir Deutschen sind stolz auf unsere Erinnerungskultur. Kann es aber sein, dass wir uns nur selbst entlasten wollen? Per Leo, Mitautor des vieldiskutierten Bestsellers "Mit Rechten Reden", schlägt vor, den Blick zu öffnen: Wie stehen die USA, Israel oder Polen zu ihrer eigenen, unaufgeräumten Geschichte? Ein Plädoyer für mehr Offenheit und Neugier – und gegen das Klischee. 31 Punkte
7 (-) "Einsamkeit ist ein Gefühl, das jede und jeden von uns früher oder später einholen wird", schreibt der Publizist Daniel Schreiber. Schließlich leben wir heute individualisierter denn je. Warum aber ist das Alleinsein so negativ besetzt? Anhand persönlicher Anekdoten und philosophischer Reflexion ergründet Schreiber das Spannungsfeld aus Rückzugswunsch und Sehnsucht nach Zugehörigkeit. 30 Punkte
8 (-) "Rassismus benachteiligt, entwürdigt, macht krank", schreibt Aladin El-Mafaalani. So viel ist klar – wo aber liegen seine Wurzeln? Und wie unterscheidet sich struktureller von institutionellem Rassismus? In seinem neuen Buch beleuchtet der Soziologe und Bestsellerautor El-Mafaalani die "menschenfeindliche Herrschaftsideologie" von allen Seiten. Das Übersichtswerk einer immer unübersichtlicheren Debatte. 27 Punkte
8 (-) "Dem denkenden und fühlenden Menschen geht ein neues Leben, ein neuer Sinn auf, wenn er diesen Ort betritt“ heißt es bei Goethe. Seit seiner "Italienischen Reise" ist das Land südlich der Alpen Sehnsuchtsort deutscher Intellektueller. Der Historiker Golo Maurer begibt sich auf die Spuren der "Italienschwärmer" – und stößt auch auf Abgründe: Von kolonialen Vorurteilen bis zum "Flirt mit dem Faschismus". 27 Punkte
10 (-) Für den antiken Dichter Horaz war Mäßigung eine "Metatugend" – jede andere Tugend gehe aus ihr hervor. Die Moderne dagegen sei maßlos, behauptet der Kulturphilosoph Ralf Konersmann. Schuld daran: Der Aufstieg der Wissenschaft. Wo alles vermessbar ist, gibt es keinen Zweifel mehr – und damit auch kein Maß. Eine Ideengeschichte der Mäßigung, angereichert mit immenser Materialfülle. 25 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)