1. (-) Seit den Relativierungen der Hamas-Massaker stellt sich die Frage: Hat Wokeness ausgedient? Gnadenlos rechnet der Journalist Jens Balzer mit den Widersprüchen der "achtsamen" Linken ab, um dann doch auf ihre Grundsätze zu plädieren. Denn wo eine Erstarrung des Diskurses zum Empathieverlust führt, kann es nur ein Gegengift geben: die Anerkennung des Fluiden, das jeglicher Identität vorausgeht. 79 Punkte
2. (-) Ob "Klimakleber" oder Bauernproteste – oft wird behauptet, ziviler Ungehorsam gefährde den demokratischen Rechtsstaat. Aber stimmt das wirklich? Die preisgekrönte Juristin Samira Akbarian legt eine umfassende Theorie des politischen Rechtsbruchs vor. Ihr Fazit: Ungehorsam zeigt die Defizite des demokratischen Verfahrens auf – und kann auf diese Weise zu seiner Weiterentwicklung beitragen. 49 Punkte
2. (-) Überall auf der Welt sind die Populisten auf dem Vormarsch – trotzdem halten in Deutschland viele die Demokratie für unverwundbar. Der Jurist Maximilian Steinbeis spielt am Beispiel von Thüringen durch, wie Verfassungsfeinde Universitäten, Justiz oder die Medien missbrauchen könnten, um ihre Agenda durchzusetzen. Ein drängendes Plädoyer, die Gefahr endlich ernst zu nehmen – und zu handeln. 49 Punkte
4. (-) In den 1950er Jahren galten die USA noch als das Ideal einer stabilen Demokratie – sieben Jahrzehnte später steht das Land am Rande eines Bürgerkriegs. Wie konnte es so weit kommen? Der Historiker Manfred Berg zeichnet die Geschichte einer Spaltung nach – beginnend mit der Auseinandersetzung um den Vietnamkrieg in den 1960ern. 40 Punkte
5. (1) Die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen an – und wie so oft drehen sich die Debatten über Ostdeutschland im Kreis. Die einen klagen über Demütigungen nach der Wende, die anderen über fehlende Demokratiefähigkeit. Der Soziologe Steffen Mau sucht einen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Vorwürfen. Sein Vorschlag: der Osten muss einen eigenen Zugang zur Demokratie finden. 36 Punkte
6. (-) Vom Ukrainekrieg über die Sahel-Krise bis zu Chinas Griff auf den Indopazifik: Bei den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart kann man schnell den Überblick verlieren. Zwei ARTE-Journalisten legen deshalb den Atlas der weltweiten Konfliktherde vor. Sie zeigen: Wie weit ein Konflikt auch entfernt sein mag – weil alles mit allem zusammenhängt, hat er immer auch etwas mit uns zu tun. 36 Punkte
7. (-) Weltfremde Männer, die in dicken Wälzern blättern: Der Ruf der Geisteswissenschaften könnte besser sein. Dabei hat sich viel geändert, die Forschung ist diverser und kooperativer geworden. Ein Historiker und ein Soziologe berichten von ihrem Arbeitsalltag; von Anträgen, Planungen und dem Wettstreit um Renommee. Ein erkenntnisreicher Blick in den Maschinenraum des Geistes. 32 Punkte
8. (-) Auch wenn Künstliche Intelligenz selbst (noch) nicht fühlen kann, löst sie doch Gefühle in uns aus. Der ein oder andere schließt bereits Freundschaft mit Chatbots oder setzt sie als Therapeuten ein. Wie lässt sich das ethisch beurteilen? Die Philosophin Eva Weber-Guskar geht dieser Frage nach – und entwickelt Ideen, wie emotionale KI verantwortungsvoll weiterentwickelt werden sollte. 32 Punkte
9. (-) Ein Leben lang sind es die Eltern, die sich kümmern – bis sie die Rollen verschieben. Was löst das Altwerden der Eltern in Kindern aus? Der Schriftsteller Volker Kitz hat die Demenzerkrankung seines Vaters schreibend begleitet, von ersten Anzeichen bis zum Tod. Ein literarischer Essay über eine Zeit der Ungeahntheiten, berührend und tröstlich zugleich. 25 Punkte
10. (-) Klimaschutz bei anhaltendem Wirtschaftswachstum – um dieses Ziel zu erreichen, setzen Regierungen weltweit auf Maßnahmen wie CO₂-Kompensationsmodelle oder angeblich sauberes Flüssigerdgas. Doch in Wirklichkeit helfen sie fossilen Energiekonzernen nur dabei, ihr Geschäftsmodell zu wahren, schreibt die Journalistin Kathrin Hartmann. Eine aufrüttelnde Analyse klimapolitischer Verfehlungen. 25 Punkte
10. (-) In Schillers Ringparabel sind die Weltreligionen Brüder, die sich um Vaters Erbe streiten. Tatsächlich standen bis ins Mittelalter christliche, jüdische und muslimischen Glaubensgemeinschaften in engem Austausch – doch Gewalt entzweite die Geschwister. Zehn Jahre hat die Historikerin Dorothea Weltecke zur Entstehung monotheistischer Religionen geforscht. Ein monumentales Werk, das Augen öffnet. 25 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)