1. (4) Vor zehn Jahren kehrte mit der Gründung der AfD der Nationalismus nach Deutschland zurück, schreibt FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners. Wie konnte es dazu kommen? Von Martin Walser, über Uwe Tellkamp bis Alexander Gauland: Bahners folgt den geistigen Wurzeln der Partei, zeigt auf, wie der rechte Protest das Land verändert hat – und wie er es in Zukunft weiter verändern wird. 50 Punkte
2. (-) Wie überlebt man als kritischer Denker in Zeiten von Krieg, Inquisition und strenger Zensur? Dieser Frage geht Volker Reinhardt in seiner Montaigne-Biografie nach. Der Historiker analysiert die „Essais“ des Philosophen vor dem Hintergrund der Bürgerkriege des 16. Jahrhunderts. Auf dem ersten Blick wirken Montaignes Texte arglos – doch subtil halten sie dem religiösen Wahn den Spiegel vor. 45 Punkte
3. (9) Ihr Leben lang wurde sie als fremd wahrgenommen: Elisabeth Wellershaus wuchs als Schwarze in einem bürgerlichen Hamburger Stadtteil auf, lebte in Málaga, London, Berlin. Ob auf der Arbeit, in der Nachbarschaft oder Familie, die Journalistin analysiert das Fremdsein in all seinen Schattierungen – und zeigt, wie es das Leben zu bereichern vermag. 42 Punkte
4. (-) Tagtäglich erleiden Tiere durch den Menschen Leid: Wir zerstören ihre Lebensräume oder quälen sie in viel zu engen Ställen. Die Philosophin Martha Nussbaum entwickelt eine Gerechtigkeitstheorie, die Tiere als Freund und nicht als Ressource betrachtet und zeigt auf, welche politischen und rechtlichen Veränderungen sich daraus ergeben müssen. 41 Punkte
5. (-) Die deutsche Vergangenheit gehört nicht bewältigt, sondern „vergegenwärtigt“. Unter dieser Prämisse stehen die Aufsätze und Reden des Historikers Götz Aly. Jetzt erscheinen sie gesammelt und zeigen: Die NS-Verbrechen waren nicht die Tat von wenigen Psychopathen – auch scheinbar moralisch gefestigte Normalbürger beteiligten sich an der Tötungsmaschinerie. 37 Punkte
6. (-) „Was mache ich hier eigentlich?“ So beginnt Heide Lutosch ihren Essay über ihre Mutterschaft. Denn obwohl Kinderhaben glücklich machen sollte, ist da vor allem Frust. Lutosch spürt ihren Gefühlen nach und stößt auf patriarchales Unrecht, das das Familienleben noch immer durchzieht. Sie ist überzeugt: In der Kinderfrage liegt der Schlüssel zur allgemeinen Veränderung. 31 Punkte
7. (-) Von der Weltgeschichte wurde Afrika lange bewusst ausgeschlossen. Dabei sei die Moderne aus der tragischen Beziehung Europas zum „schwarzen Kontinent“ hervorgegangen, schreibt der Journalist Howard W. French. Er erzählt die bisher unerzählte Geschichte Afrikas über sechs Jahrhunderte: Von unvorstellbar reichen Kaisern des Mittelalters bis zur Ausbeutung des Kontinents im Kolonialismus. 28 Punkte
8. (-) Muttermörder, Brandstifter, Tyrann: Nero fasziniert. Was aber ist dran am Mythos? Der Althistoriker Alexander Bätz nähert sich dem Menschen Nero über Quellen von Nebenfiguren des römischen Alltags: Senatoren, die von der Gunst des Kaisers abhängig waren, Ammen oder Vorkoster, die ihm nahe kamen wie niemand sonst. Ein Porträt, das zugleich ein buntes Panorama des 1. Jahrhunderts ist. 25 Punkte
8. (-) Auch wenn Goethe und Schiller ihn in den Schatten gestellt haben: Erfinder der Weimarer Klassik ist Christoph Martin Wieland. Neben der Literatur begründete der Tausendsassa die moderne Oper, den politischen Journalismus, die erotische Verserzählung. Jan Philipp Reemtsma, der sich seit Jahren dem Andenken Wielands widmet, hat nun die erste Biografie seit 70 Jahren vorgelegt. 25 Punkte
10. (6) Das Buch „Die Mutterliebe“ der französischen Philosophin wurde in den 1980ern zum Klassiker feministischer Literatur. Jetzt hat sich Élisabeth Badinter mit einer der berühmtesten Mütter überhaupt auseinandergesetzt: Maria Theresia. Die Habsburger Herrscherin, die 16 Kinder gebar, lebte ein überraschend modernes Mutterbild. Über die Vereinbarkeit von Job und Familie am Hofe des 18. Jahrhunderts. 24 Punkte
10. (1) Sie wollte die Welt neugestalten: Die postkoloniale Bewegung, darunter Intellektuelle wie W. E. B. Du Bois und Staatsmänner wie Nnamdi Azikiwe, Nigerias erster Präsident. Das Ziel: Nicht nur die Dekolonisation, sondern eine völlig neue Wirtschaftsordnung, ohne Ausbeutung und Rassismus. Die Politologin Adom Getachew zeigt, wie diese Welt aussehen sollte, und warum sie nie Wirklichkeit wurde. 24 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)