1. (-) Sie wollte die Welt neugestalten: Die postkoloniale Bewegung, darunter Intellektuelle wie W. E. B. Du Bois und Staatsmänner wie Nnamdi Azikiwe, Nigerias erster Präsident. Das Ziel: nicht nur die Dekolonisation, sondern eine völlig neue Wirtschaftsordnung, ohne Ausbeutung und Rassismus. Die Politologin Adom Getachew zeigt, wie diese Welt aussehen sollte – und warum sie nie Wirklichkeit wurde. 48 Punkte
2. (-) Alle kennen James Bond oder Jason Bourne – Agentinnen dagegen kommen im Kino nicht vor. Dabei arbeiten schon seit dem Kaiserreich Frauen für die Nachrichtendienste, sie haben gegen das Nazi-Regime gekämpft und waren sowohl in der DDR wie auch im Westen im Einsatz. Die SPIEGEL-Journalisten Maik Baumgärtner und Katrin Müller haben 2000 Aktenseiten ausgewertet, um ihre Geschichten zu erzählen. 45 Punkte
3. (6) Beginnend bei den Jägern und Sammlern, über das Zarenreich und die Russische Revolution, bis hin zu Putins Krieg zeichnet der Historiker Orlando Figes die Geschichte Russlands nach. Wie beeinflussen Mythen, Ideologie und Kunst diesen spezifisch russischen Blick auf die Welt? Und wie lassen sich die aktuellen Entwicklungen dadurch erklären? Ein umfassendes Panorama. 38 Punkte
4. (-) Vor zehn Jahren kehrte mit der Gründung der AfD der Nationalismus nach Deutschland zurück, schreibt FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners. Wie konnte es dazu kommen? Von Martin Walser, über Uwe Tellkamp bis Alexander Gauland: Bahners folgt den geistigen Wurzeln der Partei, zeigt auf, wie der rechte Protest das Land verändert hat – und wie er es in Zukunft weiter verändern wird. 36 Punkte
4. (2) Als Europa Ende der 1790er Jahre im Griff absolutistischer Herrscher war, bildete sich in der Universitätsstadt Jena eine Gruppe mit revolutionärer Idee: Die frühen Romantiker um Goethe, Schiller, Novalis, Fichte, Schelling oder Hegel glaubten an ein selbstbestimmtes Ich. Über die Erfindung des Individualismus, dessen Ambivalenz heute wieder brandaktuell erscheint. 36 Punkte
6. (-) Das Buch „Die Mutterliebe“ der französischen Philosophin wurde in den 1980ern zum Klassiker feministischer Literatur. Jetzt hat sich Élisabeth Badinter mit einer der berühmtesten Mütter überhaupt auseinandergesetzt: Maria Theresia. Die Habsburger Herrscherin, die 16 Kinder gebar, lebte ein überraschend modernes Mutterbild. Über die Vereinbarkeit von Job und Familie am Hofe des 18. Jahrhunderts. 31 Punkte
7. (-) Wochen nachdem die Wehrmacht 1945 kapituliert hatte, wurde auch am anderen Ende des Welt Geschichte geschrieben: indonesische Widerstandskämpfer erklärten die Unabhängigkeit von den Niederlanden. Bald sollten es ihnen unzählige afrikanische Kolonien gleichtun. Der Historiker David van Reybrouck hat mit fast 200 Zeitzeugen gesprochen – ein Monumentalwerk über die Geburtsstunde der Dekolonisation. 30 Punkte
8. (-) Städte liegen in Trümmern, Hunderttausende sterben vor Stalingrad, Goebbels ruft den totalen Krieg aus: das Nazi-Regime ist fast besiegt, da verliert das 26-jährige Klavierwunder Karlrobert Kreiten bei Kaffee und Kuchen ein unbedarftes Wort – sechs Monate später ist er tot. Durch Schicksale wie diesem rekonstruiert Historiker Oliver Hilmes das Jahr 1943. Über den Alltag am Rande des Abgrunds. 27 Punkte
9. (-) Ihr Leben lang wurde sie als fremd wahrgenommen: Elisabeth Wellershaus wuchs als Schwarze in einem bürgerlichen Hamburger Stadtteil auf, lebte in Málaga, London, Berlin. Ob auf der Arbeit, in der Nachbarschaft oder Familie, die Journalistin analysiert das Fremdsein in all seinen Schattierungen – und zeigt, wie es das Leben zu bereichern vermag. 25 Punkte
10. (1) „Bevor es Google gab, gab es Jacob Taubes“, sagte ein Weggefährte einmal. Taubes war einer der schillerndsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts: Kosmopolit, Charismatiker, Hochstapler. Mit den Geistesgrößen seiner Zeit bekannt, überschritt der Rabbiner die Grenzen zwischen Kritischer Theorie, christlicher und jüdischer Lehre. Eine fast 1000-seitige Biografie, die zugleich Epochenporträt ist. 23 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)