1. (-) Nach Jahren als Korrespondent kehrt Pulitzer-Preisträger Evan Osnos in die USA zurück – er findet ein gespaltenes Land vor. Entlang der Stationen seines Lebens sucht der Journalist des New Yorker nach den Ursachen: vom reichen Ostküsten-Örtchen seiner Kindheit, einer von der Opioidkrise geplagten Kleinstadt in West Virginia bis Chicago, das heute von Waffengewalt und Rassismus zerrüttet wird. 63 Punkte
2. (-) Die Sacklers gelten als meistgehasste Familie der USA. Als Besitzer der Pharmafirma Purdue haben sie Schmerzpatienten das Opioid Oxycontin verkauft – und damit Millionen in eine Abhängigkeit gestützt, Zehntausende starben an der Droge. New Yorker-Journalist Patrick Radden Keefe erzählt ihre dunkle Familiengeschichte im Stile der Buddenbrooks. Ein Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest. 61 Punkte
3. (3) Als Jesus auf die Erde zurückkehrt, wird er vom Großinquisitor zum Tode verurteilt. Unzählige Male ist auf die Figur aus der gleichnamigen Legende von Fjodor Dostojewski Bezug genommen worden: auf schwarzen Messen des Fin de Siècle, bei Max Weber und Carl Schmitt, immer als Personifizierung des Bösen. Ein aufregender Ritt durch die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. 42 Punkte
4. (1) Ob bei Corona-Protesten oder den Debatten um Klimawandel und Cancel Culture: Anhand zahlreicher Fallstudien machen die Sozialwissenschaftler Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey einen neuen Typus Widerstandskämpfer fest: Die libertären Autoritären. Woher kommt dieser zunächst widersprüchlich wirkende Sozialfigur? Und inwiefern bedroht ihr verkürzter Freiheitsbegriff das Fundament der Demokratie? 33 Punkte
5. (-) Was ist es, was Europa verbindet? Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine stellt sich diese Frage dringlicher denn je. Mit Interrail-Ticket und Notizblock macht sich der Journalist Alex Rühle auf eine Reise durch den Kontinent, um Antworten zu finden – von Athen, der „Wiege der Demokratie“, über abgelegene Dörfer Kalabriens bis zur estnisch-russischen Grenze. 31 Punkt
6. (-) Ob Französische Revolution oder die Erfindung der Dampfmaschine: Die 200 Jahre zwischen Dreißigjährigem Krieg und Wiener Kongress haben die Entwicklung Europas entscheidend geprägt. Der Cambridge-Historiker Tim Blanning begibt sich auf eine Reise in das Zeitalter von Louis XIV, Voltaire und Newton, vergisst dabei nicht die Alltagsnöten der niederen Stände. Ein buntes Epochenporträt. 26 Punkte
7. (-) Als Europa Ende der 1790er Jahre im Griff absolutistischer Herrscher war, bildete sich in der Universitätsstadt Jena eine Gruppe mit revolutionärer Idee: Die frühen Romantiker um Goethe, Schiller, Novalis, Fichte, Schelling oder Hegel glaubten an ein selbstbestimmtes Ich. Über die Erfindung des Individualismus, dessen Ambivalenz heute wieder brandaktuell erscheint. 25 Punkte
8. (-) Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet – mehr als 70 Jahre später ist die Welt eine andere, der Klimawandel gefährdet die allgemeine Lebensgrundlage. Der Münchner Rechtsprofessor Jens Kersten fordert eine Neuausrichtung des Verfassungstextes: Neben „Gott und den Menschen“ müssten wir uns auch gegenüber der Natur verantworten. Fahrplan ein neues Grundgesetz, das die Ökologie mitdenkt. 23 Punkte
9. (2) Tiere nehmen die Welt anders wahr als Menschen: Käfer werden von Feuer angezogen, Schildkröten spüren Magnetfelder auf, Fische kommunizieren über elektrische Botschaften im Wasser. Doch Licht- und Lärmverschmutzung überfordern die tierischen Sinne. Altantic-Journalist Ed Yong über die faszinierende Wahrnehmungswelt der Tiere – und die verheerenden Schäden, die wir ihr zufügen. 21 Punkte
10. (6) Arm gegen Reich, Ost gegen West, Impfwillige gegen Impfgegner – die Spaltung der Gesellschaft wird oft behauptet. Ist sie aber wirklich das Merkmal unserer Zeit? Waren frühere Gesellschaften also besser integriert? Die Soziologen Jürgen Kaube und André Kieserling dekonstruieren die beliebte Floskel – und erklären, wann Unterschiede tatsächlich zu einem gesellschaftlichen Problem werden. 20 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)