1. (-) Kolumbus‘ Amerikaentdeckung, der Buchdruck oder der Thesenanschlag Luthers: Die Menschheit tritt mit dem beginnenden 16. Jahrhundert in die Moderne ein. Mithilfe von Zeitzeugenberichten entwirft die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler das Panorama einer revolutionären Epoche. Lehrreich und mitreißend zugleich. 82 Punkte
2. (-) Wir versuchen ihn aus unserem Blickfeld zu verbannen – trotzdem ist Müll allgegenwärtig. Abfälle lagern untertage, auf künstlichen Rheininseln oder werden in Verwertungsanlagen nutzbar gemacht. Der Philosoph Oliver Schlaudt hat sich auf eine Müllreise durch Deutschland begeben – und dabei eine Philosophie über das Verhältnis von Mensch und Abfall entwickelt. 72 Punkte
3. (-) Goethes Genie wird gerne als absolut betrachtet – dabei war seine Person widersprüchlich wie seine Epoche. Der Dichter war zugleich fortschrittlich und konservativ, weltgewandt und einsam. Der Literaturwissenschaftler Thomas Steinfeld setzt sich auch mit Goethes weniger bekannten Rollen als Naturforscher oder Politiker auseinander – und zeigt, wie die Gesellschaft sein Werk seit jeher mitgeprägt hat. 60 Punkte
4. (7) Jürgen Habermas gilt als größter deutscher Philosoph der Gegenwart. Der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch kennt ihn schon lange privat – Habermas ist der Nachbarssohn seiner Großeltern. Nun zeichnet er sein Leben nach und zeigt, wie der heute 94-Jährige die Diskurse des Landes entscheidend geprägt hat. Eine Biografie, die zugleich ein Epochenporträt der Bundesrepublik ist. 40 Punkte
5. (-) Der dänische Soziologe Nikolaj Schultz bezeichnet sich als landkrank: Im Sommer raubt ihm die Hitze den Schlaf, doch die Klimaanlage ist auch keine Option – zu stromintensiv. Bleibt die Flucht auf eine Mittelmeerinsel, doch auch die ist von Touristen überlaufen. Ein erzählender Essay über die Verantwortung des Einzelnen im Anthropozän – von existenzieller Tiefe. 40 Punkte
6. (-) 1926 heiraten Lilliana Weinman und und Attilio Teruzzi in Rom. Sie: amerikanisch-jüdische Opernsängerin, er: Anführer der faschistischen Schwarzhemden, Mussolini ist Trauzeuge. Doch bald kündigen sich die ersten antisemitischen Gesetze an. Mit Exkursen zu Mode, Literatur und Liebesverhältnissen entwirft die Historikerin Victoria de Grazia ein Gesellschafsepos des italienischen Faschismus. 35 Punkte
7. (-) Sprache schafft Realitäten – das gilt nicht nur für Rassismus oder Sexismus, sondern auch für die Ökonomie. Ein Literaturwissenschaftler und ein Ökonom analysieren Sprachbilder und Floskeln, die den Diskurs prägen: "Rettungsschirm", "Gratismentalität" oder "too big to fail" – was steckt dahinter? Und wie müssen wir über Geld sprechen, um zu einem gerechteren Miteinander zu gelangen? 28 Punkte
8. (3) Er wurde mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, gilt als großer Redner und rang als Premier Hitlerdeutschland nieder: Winston Churchill genießt heute Legendenstatus. Dabei stand er noch in den 1930er Jahren vor dem politischen Aus. Die Journalistin Franziska Augstein hat eine ausführliche Biografie vorgelegt. 28 Punkte
9. (-) Sommer 1948: Die "Rosinenbomber" versorgen das von der Sowjetunion abgeriegelte Westberlin von der Luft aus. Zeitgleich tagen in Bonn 61 Männer und vier Frauen, um das Grundgesetz des zukünftigen deutschen Staates auszuarbeiten. Mit Blick auf die historischen und machtpolitischen Bedingungen erzählt die Journalistin Sabine Böhne-Di Leo von der Erfindung der Bundesrepublik. 25 Punkte
9. (-) Seit jeher fragen sich Menschen mit Blick auf ihr Leben: Wozu das alles? Doch vielleicht ist diese Fragestellung die falsche, findet der Philosoph Michael Hampe. Denn hin und wieder blitzen Augenblicke auf, in denen die Zweckmäßigkeit unserer Handlungen in den Hintergrund rückt. Eine Anleitung zur Selbsterkundung, die wahre Freiheit ermöglicht. 25 Punkte
9. (-) Teil zwei von Kowalczuks monumentaler Ulbricht-Biografie: 1945 kommt dieser vom Moskauer Exil in die sowjetische Besatzungszone, um ein kommunistisches Deutschland zu errichten. Dafür vereinigt er Parteien, schlägt den Volksaufstand 1953 nieder und lässt die Mauer bauen. Eine detaillierte Rekonstruktion eines Lebens, ohne dessen Kenntnis die Geschichte der DDR nicht zu verstehen ist. 25 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)