Der Begriff Prähabilitation (oder auch Prehabilitation) meint – analog zur Nachsorge, der Rehabilitation – die gezielte Vorsorge vor einem operativen Eingriff. Das Konzept soll den Patienten helfen, gestärkt in die Operation zu gehen und sich hinterher schneller zu erholen. Bisherige Beobachtungen deuten darauf hin, dass dies selbst bei schwer kranken Menschen wie Krebspatienten funktionieren kann.
Von der Couch ins Sportzentrum
Vor einer Operation glauben die Betroffenen häufig, sich schonen zu müssen. Sie sind also gezielt inaktiv, oft auch wegen auftretender Schmerzen. Dies wiederum wirkt sich negativ auf ihre körperliche Fitness, aber auch auf die Psyche aus. Dabei kann - sportmedizinisch gesehen - fast jeder Mensch einen individuellen Trainingsplan durchführen, im Idealfall unter fachlicher Anleitung. Geeignet sind Maßnahmen wie Physiotherapie, Bewegungs- und Sporttherapie, aber auch Krankengymnastik und manuelle Therapie. Die regelmäßigen Übungen wirken sich positiv auf den Bewegungsapparat, den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem aus.
Auch der sogenannte edukative Aspekt gehört zum Programm der Prähabilitation. Das heißt, die Patienten werden intensiver und umfassender über die bevorstehende Operation und ihre Folgen aufgeklärt als sonst üblich. Langfristiges Ziel ist die nachhaltige Änderung der Lebensgewohnheiten. Das Trainingsprogramm soll idealerweise auch nach Abschluss der Rehabilitation als fester Bestandteil in den Alltag aufgenommen werden.
Sinnvoll vor dem Einsatz künstlicher Gelenke
Prähabilitation wird derzeit vor allem vor orthopädischen Eingriffen, zum Beispiel beim Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks, genutzt. Doch auch herzchirurgische Operationen und große gefäßchirurgische Eingriffe können mit Bewegungs- und Sporttherapie vorbereitet werden.
Insbesondere Patienten mit erhöhtem Risikoprofil aufgrund eines schlechten körperlichen Fitnesszustands und Ältere profitieren von der Verbesserung der physischen Funktionen und des Leistungszustands. Doch genau diese Personen sind oft schwer zu erreichen. Forscher untersuchen deshalb Methoden zur Motivation dieser Risikogruppe. Körperlich aktive Menschen wiederum müssen ebenfalls genau untersucht werden, denn oft halten sie sich für fitter als Messungen zeigen. Oft trainieren sie nur bestimmte Muskelgruppen, während andere brachliegen. Hier eine Balance zu schaffen ist ebenfalls ein Ziel der Prähabilitation.
Weitere Forschungen notwendig
Bisher gibt es nur wenige Forschungen zur Prähabilitation. Es gilt vor allem herauszufinden, welche Maßnahmen für den/die einzelnen Patienten/in sinnvoll sind und welche nicht. Experten fordern daher klinische Studien zur Evidenz und zu den genauen Effekten der Prähabilitation. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen dann Standards für Trainingsprogramme entwickelt werden, die sich aber immer auch an der individuellen Fallgeschichte orientieren müssen.