Das polyzystische Ovar-Syndrom - kurz PCOS - ist eine hormonelle Regulationsstörung bei Frauen. Sie tritt häufig bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter auf.
Symptome
Häufig kommen die Frauen aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches oder eines ausbleibenden Zyklus zum Arzt. Dann können polyzystische Ovarien, also Zysten am Eierstock, festgestellt werden. Diese sind am Rand des Eierstocks perlschnurartig aufgereiht und kleiner als ein Zentimeter.
Doch man kann auch PCOS haben, ohne dass sich Zysten bilden. Denn das Grundproblem ist eine Hormonverschiebung, die vor allem die männlichen Hormone betrifft. Dadurch verändert sich der ganze Stoffwechsel. Das äußert sich zum Beispiel in einem unregelmäßigen oder ganz ausbleibenden Zyklus, einem unreinen Hautbild bis hin zur Akne, Haarausfall am Kopf (vom männlichen Verteilungsmuster) oder vermehrtem männlichen Haarwuchs. Hinzu kommt, dass die Patientinnen oft übergewichtig sind.
Diagnose
Die bisherige Grundlage für die Klassifikation eines PCO-Syndroms sind die drei Rotterdam-Kriterien: Polyzystische Ovarien (Zysten am Eierstock), Ausbleiben des Eisprungs und dadurch chronische Zyklusstörungen sowie ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen (Hyperandrogenämie) oder männlicher Hormonwirkung.
Um die Diagnose PCOS zu bekommen, müssen zwei der drei Kriterien erfüllt sein. Diese einzelnen Kriterien sind hilfreich, aber die Einzelfälle sind sehr komplex. Das Problem dabei ist, dass PCOS sehr viele Facetten hat und dass in diesen Kriterien eine Insulinresistenz oder Wirkungsverschlechterung des Insulins nicht beachtet wird, obwohl diese häufig bei Frauen mit PCOS zutrifft. Insofern werden die Rotterdam-Kriterien im Einzelfall nicht jeder betroffenen Frau gerecht.
PCOS und Insulinresistenz
Bei einer Insulinresistenz nehmen einige Organe erschwert Blutzucker in die Zellen auf.
Die Insulinresistenz führt dann am Eierstock und an den Nebennieren zu Verschiebungen der männlichen Hormone. Diese Hormonverschiebungen führen langfristig zu Zyklusstörungen, zur Ausbildung von Zysten oder zu ganz fehlendem Zyklus. Dadurch ist ein Kinderwunsch nicht möglich.
Auch schlanke Frauen können von einer Insulinresistenz betroffen sein. Der Nachweis ist hier schwieriger, da die Insulinresistenz über den gewöhnlichen Zuckerbelastungstest oft nicht erkannt wird. Erahnen kann man eine Insulinresistenz auch anhand eines Ultraschalls. Mit dessen Hilfe kann viszerales Fettgewebe zwischen Leber und Niere nachgewiesen werden. Normalerweise liegen die beiden Organkapseln direkt aneinander. Im Falle vermehrten viszeralen Fettgewebes klappt die Niere von der Leber ab und zwischen den Organen sammelt sich sogenanntes viszerales Fettgewebe an. Dies ist ein Hinweis für eine Insulinresistenz.
Behandlung
Liegt eine Insulinresistenz vor, kann diese unter anderem mit dem Wirkstoff Metformin behandelt werden. Metformin verbessert über verschiedene Mechanismen die Wirksamkeit des Insulins und dadurch wird weniger Insulin benötigt, um einen normalen Zuckerstoffwechsel zu halten. So sinkt der Insulinspiegel und die Symptome verringern sich. Jedoch kann Metformin als Nebenwirkung Unverträglichkeiten im Magen-Darm-Trakt hervorrufen. Hier kann es zu einem Magendrücken oder einem extremen und abruptem Durchfall kommen. Überhaupt nicht einsetzten sollte man Metformin, sofern schwere Organschäden bereits bestehen.
Durch Metformin bilden sich die Zysten zurück, das hormonelle Ungleichgewicht bildet sich zurück und der Zyklus wird wieder regelmäßig. Ebenfalls werden die körperlich sichtbaren Symptome der verstärkten männlichen Hormonwirkung verbessert. Der männliche Haarwuchs schreitet nicht weiter voran und kann sich auch teilweise zurückbilden. Der Haarausfall vom männlichen Verteilungsmuster wird abgeschwächt oder im günstigsten Falle gestoppt und das Hautbild, sofern betroffen, verbessert sich.
Bei einer Insulinresistenz ist es zusätzlich sehr wichtig, dass die Patientinnen auf eine gesunde und vor allem kohlenhydratarme Ernährung achten. Darüber hinaus hilft körperliche Aktivität. Jedoch ist die Ernährung wesentlich ausschlaggebender zur unterstützenden Behandlung der Insulinresistenz als die körperliche Aktivität.
PCOS und die Pille
Oft wird bei PCOS ohne aktuellen Kinderwunsch auch die Antibabypille verschrieben. Die Pille sorgt dafür, dass der Eierstock der Wirkung des Insulins entzogen wird. Da der Eierstock durch die Pille vollständig ruhiggestellt wird, bilden sich die Zysten wieder zurück und der Zyklus ist scheinbar regelmäßig (es kommt zu einem pillenabhängigen Zyklus). Die Pille sorgt aber nicht dafür, dass das polyzystische Ovarsyndrom als Grundproblem angegangen wird. Wenn die Frauen dann die Pille wegen eines Kinderwunsches wieder absetzten, entwickelt sich oft innerhalb weniger Monate wieder ein polyzystisches Ovarsyndrom.