Nach Schätzungen gibt es in Deutschland jährlich circa 3.500 Schwangerschaften von Patientinnen mit Epilepsien. Obwohl viele der Frauen eine kontinuierliche Therapie mit Antiepileptika benötigen und Anfälle vorkommen können, bringen mehr als 90 Prozent von ihnen ein gesundes Baby zur Welt und haben eine normale Schwangerschaft und Geburt.
Risikofaktor 1: Antiepileptika
So genannte Antiepileptika sollen epileptische Anfälle unterdrücken. Die Auswirkungen der Medikamente auf die Schwangerschaft und das ungeborene Kind sind nicht für alle Substanzen ausreichend erforscht. Man weiß jedoch, dass bestimme Präparate eher günstig sind und das Risiko für Fehlbildungen nicht sonderlich erhöhen. Andere Wirkstoffe hingegen, wie zum Beispiel Valproinsäure, bilden ein höheres Risiko für betroffene Mütter, ein Kind mit Fehlbildungen, Wachstums-, Sprach- oder geistigen Entwicklungsstörungen zu gebären. Epilepsiepatientinnen mit Kinderwunsch sollten deshalb frühzeitig mit ihrem betreuenden Neurologen die Medikation besprechen und gegebenenfalls reduzieren oder umstellen. Diese Beratung sollte bereits bei jungen Frauen erfolgen, spätestens jedoch einige Monate vor Beginn einer geplanten Schwangerschaft. Zudem empfehlen Expertinnen betroffenen Frauen zwischen 14 und 50 Jahren generell Folsäure vorbeugend täglich einzunehmen, um im Falle einer auch ungeplanten Schwangerschaft das Risiko für mögliche Fehlbildungen beim Kind zu reduzieren.
Risikofaktor 2: Anfälle während der Schwangerschaft
Oberstes Gebot ist es, die werdende Mutter weiterhin anfallsfrei zu halten. Denn ein epileptischer Anfall kann für Mutter und Ungeborenes gefährlich sein. Zwar können schwangerschaftsbedingte Veränderungen im Stoffwechsel und Hormonhaushalt zu einem höheren Anfallsrisiko führen, ebenso Schlafmangel und Stress - doch meist verändert sich das Anfallsmuster der Betroffenen nicht. Laut Statistik haben zwei Drittel der Frauen mit Epilepsie in der Schwangerschaft genauso oft Anfälle wie zuvor, etwa 17 Prozent häufiger und 16 Prozent seltener.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Expertinnen empfehlen eine Zusammenarbeit zwischen Neurologe und Gynäkologe schon im Frühstadium der Schwangerschaft. Niedergelassene Geburtshilfepraxen sind nämlich oft mit den besonderen Anforderungen einer schwangeren Epilepsiepatientin nicht vertraut.
Gesunde Kinder
Die Krankheit wird in der Regel nicht vererbt, erbliche Formen sind sehr selten: Rund 95 Prozent der Kinder an Epilepsie erkrankter Eltern sind selbst nicht von Epilepsie betroffen. Hat die Mutter Epilepsie, ist das Vererbungsrisiko etwa doppelt so groß wie bei einem von Epilepsie betroffenen Vater.