Einst galt die Pille als Inbegriff der Selbstbestimmung der Frau, doch nun kehren viele Frauen im gebärfähigen Alter der hormonellen Verhütung den Rücken. Sie sehen die Pille als Dauermedikation für gesunde Frauen. Im Internet kursieren Gerüchte über die Pille und ihre Nebenwirkungen.
Stimmt es, dass die Pille Thrombosen auslösen kann?
Rauchen und Übergewicht sind verbreitete Risikofaktoren für Thrombosen. Die zusätzliche Einnahme der Pille erhöht hier das Risiko enorm - allerdings mit Unterschieden. Die Pille ist ein Kombinationspräparat aus Gestagen und Östrogen. Aufgrund des Zeitpunktes der Markteinführung spricht man heute von „vier Generationen“ der Pille, die sich zum einem im Östrogenanteil, zum anderen aber auch in der Form des Gestagens unterscheiden. Das Risiko thrombotischer Ereignisse wird vom Gestagen bestimmt.
Die Häufigkeit für das Auftreten von Thrombosen bei Frauen, die eine Pille der zweiten Generation einnehmen und keine weiteren Risikofaktoren aufweisen, liegt bei etwa 20 Fällen auf 100.000 Frauenjahre (wenn also 100.000 Frauen ein Jahr lang eine Pille dieser Generation einnehmen, erleiden circa 20 von ihnen ein thrombotisches Ereignis). Für jene, die ein Präparat der dritten Generation einnehmen, bei bis zu 40 Fällen auf 100.000 Frauenjahre (wenn also 100.000 Frauen ein Jahr lang eine Pille dieser Generation einnehmen, erleiden circa 40 von ihnen eine Thrombose) - das heißt circa doppelt so hoch.
Die Wahrscheinlichkeit, nur aufgrund der Pilleneinnahme an einer Thrombose zu sterben, ist - statistisch gesehen - sehr gering.
Stimmt es, dass die Pille Krebs auslöst?
Eine großangelegte Studie aus Großbritannien kommt 2017 zu diesem Ergebnis:
Die Einnahme der Pille senkt das Risiko für Krebs von Gebärmutter, Eierstöcken und Darm, und zwar bis zu 30 Jahre nach dem Ende der Pilleneinnahme.
Die Einnahme der Pille erhöht das Risiko für Krebs von Brust und Gebärmutterhals, und zwar bis zu drei bis fünf Jahre nach dem Ende der Pilleneinnahme.
Stimmt es, dass Antibiotika die Wirkung der Pille aufheben können?
Das stimmt, da Antibiotika die Darmschleimhautbakterien verändern können. Dadurch kann es sein, dass die Wirkstoffe der Pille im Darm nicht mehr richtig aufgenommen werden können.
Antiepileptika und Johanniskraut setzen in Wechselwirkung mit der Pille deren Wirksamkeit ebenfalls herab.
Stimmt es, dass die Pille Depressionen auslösen kann?
Das passiert in seltenen Fällen. Verantwortlich dafür soll der Anteil des Gestagens in der Pille - ein chemischer Abkömmling des weiblichen Gelbkörperhormons Progesteron - sein. Als mögliche Nebenwirkung stehen Depressionen deshalb auch im Beipackzettel.
Hormonelle Verhütungsmethoden, die nur mit Gestagen arbeiten, können deshalb eine depressive Grundstimmung verstärken. Solche sind z.B. die Hormonspirale und die Dreimonatsspritze.
Stimmt es, dass die Pille dick macht?
Die Gewichtszunahme ist eine mögliche Nebenwirkung der Pille, die auch in der Packungsbeilage erwähnt wird. Es kann bei einigen Präparaten und bei einigen Patientinnen zu Wassereinlagerungen kommen. Diese machen aber nicht mehr als ein bis zwei Kilogramm aus.
Die Hormone der Pille können außerdem Heißhungerattacken verstärken. Dies ist aber sehr individuell zu beurteilen.
Stimmt es, dass die Pille die sexuelle Lust nimmt?
Das kann passieren, aber auch das Gegenteil ist möglich. Dies ist individuell verschieden. Bei einigen steigert die Pille die Lust, weil man sich keine Gedanken mehr machen muss, eine Schwangerschaft zu verhindern. Bei anderen bremst die Pille tatsächlich die Libido. Verantwortlich für die weibliche Lust auf Sex ist das männliche Hormon Testosteron. Gerade während des Eisprungs produziert der weibliche Körper jede Menge davon. Das ist logisch, denn das biologische Ziel dahinter ist ja eine Schwangerschaft.
Die Pille soll allerdings den Testosteronspiegel senken. Gerade die antiandrogenen Pillenpräparate tun dies. Diese Pillensorte wird auch als Schönheits- oder Hautpille bezeichnet, denn sie senkt das Testosteron, das im Übermaß für unreine Haut und Pickel verantwortlich ist. Aber es gibt auch noch andere Faktoren, die den Verlust der Libido bewirken, wie etwa die Psyche (z.B. Traumata, negative Erfahrungen) oder ein Nährstoffmangel.