Früher galt: Arbeit ist lediglich ein Tausch von Zeit gegen Geld. Heute erwarten Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber mehr: Firmenwagen, Verpflegungszuschläge, Zuschüsse zur privaten Altersvorsorge. Um an qualifizierte Mitarbeiter zu kommen, überbieten sich Firmen regelrecht mit Boni und Extraleistungen. Für kleinere Betriebe ist es schwer, da mitzuhalten.
Emotionen statt Geld
Jörg Mosler empfiehlt Unternehmen eher auf einer ganz anderen Ebene aktiv zu werden. Er hat selbst 16 Jahre als Handwerker gearbeitet und ein Unternehmen geführt. Seine Erkenntnisse aus dieser Zeit lieferten die Grundlage für seine jetzige Tätigkeit als Berater für Firmen, die auf der Suche nach Fachkräften sind. „Emotionale Aspekte werden von vielen Unternehmern vernachlässigt“, führt er aus. Punkte wie die persönliche Entfaltung in einem Unternehmen und Freude an der Tätigkeit seien wesentlich motivierender als der monatliche Gehaltsscheck. „Unternehmer müssen sich bewusst sein, dass Menschen für Menschen arbeiten und nicht für Unternehmen“, ergänzt er.
Einer der größten Motivationsfaktoren im Job seien Spaß und gute Kollegen. Auch das Gefühl zu haben, dass die eigene Arbeit wichtig ist, sei ein grundlegender Motivationsfaktor. Geld spiele auch eine Rolle: „Wir arbeiten alle für Geld. Aber das kann nicht das einzige Argument sein. Derjenige, der für Geld kommt, der geht auch wieder für Geld“, skizziert Jörg Mosler.
Positive Faktoren herausstellen
Nicht von ungefähr versuchen immer mehr Unternehmen, ihren Mitarbeitern zu ermöglichen, größeren Wert auf die Work-Life-Balance zu legen – etwa indem sie die Möglichkeit der Arbeit von zu Hause („Home Office“) oder Modelle für längere Auszeiten in Form von Sabbaticals anbieten. Aus unternehmerischer Sicht mache es durchaus Sinn, potenziellen Mitarbeitern den Job über diese Gratifikationen schmackhaft zu machen, weiß Mosler. Jedoch seien diese Punkte alle austauschbar. „Menschen, gute Stimmung, ein tolles Team – all das sind Faktoren, die nicht kopierbar sind“, sagt Mosler. Diese positiven Faktoren müssten Unternehmen stärker herausstellen.
Um dies umzusetzen, müssten Unternehmer zunächst bei sich selbst anfangen und ihre eigene Motivation hinterfragen. Mosler: „Wenn man als Unternehmer diese Frage nicht beantworten kann, wie soll man dann Mitarbeiter für das Unternehmen begeistern?“ Eine klare Idee sei notwendig: Unternehmer müssten in der Lage sein, eine Antwort auf die Frage zu liefern, warum ein Bewerber ausgerechnet für dieses Unternehmen arbeiten sollte. „Jedes Unternehmen benötigt eine eigene Vision oder Strategie, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mittelmaß ist langweilig und wenig anziehend für Arbeitnehmer.“
Kontakt erleichtern
Wer Mitarbeiter sucht, sollte den Kontakt zum Unternehmen erleichtern, indem man etwa bei einer geforderten Online-Bewerbung einen entsprechenden Button oder einen Messenger-Chat einrichtet, der den Kontakt zum Personalchef ermöglicht.
Außerdem sollte Transparenz über die Abläufe gewährleistet sein: Wie lange dauert es vom Einreichen der Bewerbung bis zum ersten Kontakt mit dem Bewerber? Was erlebt der Bewerber? Was geschieht nach dem Bewerbungsgespräch?
Menschen wertschätzen
Die beste Werbung für ein Unternehmen sind zufriedene Mitarbeiter. Jörg Mosler. „Mitarbeiter brauchen Lob und Anerkennung, wie der Künstler seinen Applaus. Wertschätzung ist vielen Menschen in dieser schnelllebigen Zeit abhandengekommen, dabei ist sie die lukrativste Anlage.“ Das Lob stehe dabei noch nicht einmal im Vordergrund, ergänzt Mosler. Vielmehr sei es wichtig, den Mitarbeitern Interesse entgegen zu bringen.