Preise Oktober 2024 | Preise Dezember 2024 |
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Zum Abschluss der Viennale (2024 Vienna International Film Festival) in Wien wurde die ZDF/ARTE Ko-Produktion The Village next to Paradise von Mo Harawe zum besten österreichischen Film gekürt.
Mo Harawe zeigt in seinem Film, der in Cannes Weltpremiere gefeiert hatte, ein herausforderndes Familienleben in Somalia. Die Jury begründet die Auszeichnung damit, dass Harawes Langfilm-Debüt einen Einblick gibt, der europäischen Zuschauern häufig verwehrt bleibe.
Mamargade kämpft als alleinerziehender Vater in einem abgelegenen Dorf in Somalia mit den Herausforderungen des Alltags. Seine Schwester Araweelo sucht nach ihrer Scheidung bei ihm ein neues Zuhause. Cigaal, sein Sohn, kommt in den Turbulenzen der zerbrechlichen Familie manchmal zu kurz. Mamargade braucht Geld, die Einkünfte als selbstständiger Totengräber reichen kaum aus. Araweelo sucht derweil nach einem Weg, ihren Traum von einer eigenen Schneiderei zu verwirklichen. Trotz unterschiedlicher Ziele findet die Patchwork-Familie durch Liebe, Vertrauen und Zuversicht ihren eigenen Weg.
The Village next to Paradise entstand als Koproduktion zwischen Freibeuter Film, Kazak Productions, NiKo Film, Maanmaal ACC und ZDF/Das kleine Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit ARTE. Die Redaktion lag bei Julius Windhorst (ZDF/ARTE) und Loren Müller (ZDF/Das kleine Fernsehspiel). -
Bernd Mosebach, Leiter des Landesstudios Mecklenburg-Vorpommern, erhielt in Rostock den Medienpreis Rufer in der Kategorie "Video Kurzbeitrag" für seinen Film "Streit ums LNG-Terminal".
Mosebachs Beitrag beschäftigt sich mit dem umstrittenen Projekt eines LNG-Terminals auf Rügen, das für die einen eine Notwendigkeit, für die anderen unvereinbar mit Tourismus ist.
Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern vergeben seit 2009 jährlich den Medienpreis. Er zeichnet journalistische Leistungen aus, die in verständlicher Form über wirtschaftlich komplexe Sachverhalte berichten. Der Preis wird in den Kategorien "Text", "Audio" sowie "Video (Kurz- und Langbeitrag)" vergeben.
Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten nicht nur die ausgelobten 2.000 Euro, sondern auch eine von der Künstlerin Dorothea Maroske geschaffene Skulptur, den "Rufer". -
Zum fünften Mal stiftet 3sat im Rahmen der Medienpartnerschaft mit dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK Leipzig) den mit 6.000 Euro dotierten Nachwuchspreis Silberne Taube Langfilm und bekräftigt damit sein Engagement für internationale Regietalente.
"3sat ist es eine besondere Freude, in diesem Jahr die Silberne Taube an den Filmemacher Pierre Michel Jean aus Haiti für seinen Film 'Twice into Oblivion' zu vergeben", sagte der stellvertretende 3sat-Koordinator Johannes Dicke bei der Preisverleihung am Samstag, 2. November in Leipzig.
In Pierre Michel Jean‘s Film geht es um das sogenannte 'Petersilienmassaker' in der Dominikanischen Republik von 1937, bei dem mehr als 20.000 Haitianer*innen ermordet wurden. Der Film spielt in einer Grenzregion, die noch heute von einem vor über 70 Jahren begangenen Genozid heimgesucht und umgetrieben wird.
In der Begründung der Jury heißt es: "Durch zwei ganz unterschiedliche und fesselnde Ansätze – Zeugnisse älterer Überlebender sowie improvisierte Performances der jungen Erb*innen dieser offenen Wunden – zeigt der Film die Beharrlichkeit der Vergangenheit ebenso wie die Notwendigkeit, sich ihr zu stellen, damit wir einen Weg vorwärts finden."
Die 67. Ausgabe von DOK Leipzig fand vom 28. Oktober bis 3. November 2024 statt. -
Die Ko-Produktion Sterben für Beginner des Kleinen Fernsehspiels hat bei den 46. Biberacher Filmfestspielen in der Kategorie "Fernseh-Biber" gewonnen und sammelte damit direkt einen zweiten Preis nach dem Rheingold-Publikumspreis beim Festival des deutschen Films am 7. September in Ludwigshafen ein.
Der Film zeichnet sich laut Begründung der Jury durch "einen Plot mit überraschenden Wendungen, glaubhafte Darsteller, einen nachvollziehbaren dramaturgischen Bogen, eine souveräne, phantasievolle Regie“ aus. „Man lacht, man weint, man fühlt mit den Figuren“.
Erzählt wird die Geschichte des Musikmanagers Eric (Edin Hasanović), der zum Bestatter wird: Erics bester Freund Alex (Max Hubacher) hat einen inoperablen Hirntumor. Dessen Freundin Karla (Svenja Jung) ist schwanger und weiß nicht, ob Alex sein Kind noch kennenlernen kann. Eric stellt fest, dass er keinen Funken Ahnung hat, wie das geht: sich zu verabschieden und jemanden gehen zu lassen. Kurzerhand bewirbt er sich bei einem Bestatter um ein Praktikum. Zwischen Verzweiflung und Melancholie findet Eric schließlich einen unkonventionellen und zugleich liebevollen Weg, das Abschiednehmen zu zelebrieren.
In weiteren Rollen sind Peter Kurth, Luna Jordan, Steffi Kühnert, Wolfram Koch, Rike Eckermann, Martina Schöne-Radunski, Mélanie Fouché u. v. a. zu sehen.
Sterben für Beginner ist eine Produktion von Producers at Work Film GmbH (Produzenten Tobias Stille, Christian Popp) im Auftrag des ZDF (Redaktion: Solveig Cornelisen). Regie führte Christian Klandt nach einem Drehbuch von Benedikt Gollhardt. Der Film basiert auf dem Sachbuchbestseller "The End: Das Buch vom Tod" von Eric Wrede. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest. -
Die ZDF/3sat-Koproduktion IchDuWir – Wer pflegt wen? ist mit dem Juliane Bartel Medienpreis 2024 in der Kategorie "Doku visuell" ausgezeichnet worden.
"Pflege ist ein Riesenthema – sie wird überall gebraucht und kommt immer zu kurz. Und: es sind immer noch vor allem Frauen, die die Aufgaben in dem Bereich übernehmen, sei es privat oder in Einrichtungen. Ihre Lebensrealität zeigt diese Dokumentation in sechs verschiedenen Feldern: Die Erfahrungsberichte stammen aus dem Bereich häuslicher Pflege für Menschen mit Behinderung im Familienumfeld, aber auch aus dem Bereich häuslicher Alterspflege", heißt es in der Begründung der Jury. "Darüber hinaus gewährt die Dokumentation einen einfühlsamen Einblick in die Pflege in Altersheimen und Krankenhäusern sowie die Pflege von Menschen mit Beeinträchtigung, die nicht zu Hause, sondern in Einrichtungen untergebracht sind. Zuletzt wird auch dem öffentlichen Aktivismus ein Abschnitt gewidmet – denn die Arbeitsbedingungen sind für Menschen in diesen Berufen oft überaus prekär."
Die Dokumentation (Deutschland 2023) von Susanne Binninger (Buch und Regie) wurde von der U5 Filmproduktion GmbH produziert und wurde am 20. September 2023 in 3sat gesendet. Sie ist noch bis Mitte Dezember in der 3sat-Mediathek zu sehen. Die Redaktion liegt bei Udo Bremer.
Der Juliane Bartel Medienpreis, ausgerichtet vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, wurde dieses Jahr zum 23. Mal in Hannover verliehen. Der Preis ist nach Juliane Bartel (1945-1998) benannt, eine Journalistin sowie Hörfunk- und Fernsehmoderatorin, die unter anderem auch für das ZDF arbeitete. -
Der Film Was hast du gestern geträumt, Parajanov? von Faraz Fesharaki erhielt am Samstag, 9. November, auf der 48. Duisburger Filmwoche den mit 6.000 Euro dotierten 3sat-Dokumentarfilmpreis. Der Preis wird seit 1996 von den vier 3sat-Partnern ZDF, ORF, SRG und ARD gestiftet und auf der Duisburger Filmwoche für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm aus dem Festivalprogramm vergeben.
Faraz Fesharakis Film Was hast du gestern geträumt, Parajanov? gibt einen Einblick in das Leben der iranischen Familie des Regisseurs. Die Familie ist aufgeteilt zwischen Isfahan, Berlin und Wien und verbunden nur durch Skype-Gespräche, die der Regisseur seit 2012 festgehalten hat. Über die Zeit vermittelt der Film auf persönliche und humorvolle Art, wie die Familie Fesharaki durch die iranische Revolution der Elterngeneration beraubt wurde und wie die brutale Unterdrückung, die folgte, nicht nur das Leben der Eltern, sondern auch das ihrer Kinder veränderte.
Überreicht wurde der 3sat-Dokumentarfilmpreis von Johannes Dicke, dem stellvertretenden 3sat-Koordinator und Planungschef von 3sat. In seiner Rede bedankte er sich bei der Duisburger Filmwoche und bei den zahlreichen Filmemacher:innen im Saal für ihre große Unterstützung zum Erhalt von 3sat.
Zudem zeichnete die unabhängige Jury des ARTE-Dokumentarfilmpreises am Samstagabend den Regisseur Daniel Fill für Durchgangsland aus. Die ZDF/ARTE-Redakteurin Sabine Bubeck-Paaz übergab den Preis in Höhe von 6.000 Euro.
Durchgangsland erzählt vom Leben in Fortezza/Franzensfeste, dem Ort an der Grenze zwischen Österreich und Italien, der sich die enge Stelle im Wipptal mit dem Eisack, der Brenner-Autobahn und der Eisenbahnlinie teilt, wo gerade am Brenner Basis-Tunnel gebaut wird – und wo viele eigentlich nur durchkommen oder ankommen, um wieder zu gehen. Doch für einige Menschen wurde dieser "Nicht-Ort" zur "Verheißung", "um Arbeit zu finden oder um alte Wunden zu heilen", so die Jury-Mitglieder Enoka Ayemba, Christiane Büchner, Stefanie Gaus in ihrer Begründung.
Der Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, der ebenfalls bei der Duisburger Filmwoche verliehen wurde, ging an die ZDF/3sat-Koproduktion Reproduktion. Der Film forscht anhand von drei Frauengenerationen nach den Idealbildern, mit denen sich Frauen in der Kunst konfrontiert sehen. Die Redaktion haben Katya Mader und Udo Bremer. -
Die planet.e-Dokumentation Abenteuer Patagonien von Andreas Ewels und Jochen Schmoll konnte auf gleich drei Festivals überzeugen. Der Film behandelt die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Bergsteigern, die versuchen, Klimadaten aus den schwer zugänglichen Eisfeldern Patagoniens zu gewinnen. Dafür gab es auf dem Art & TUR – Festival Internacional de Cinema de Turismo 2024 in Lousã/Portugal den Preis für die beste Umweltdokumentation und auf dem Frome Internation Climate Festival in Frome/Somerset/Großbritannien den Silver Award in der Kategorie „Bester Klimafilm“. Die Produktion konnte auch die Jury des IX. International Tourism Film Festival in Izmir überzeugen und wurde mit dem Jury-Award ausgezeichnet.
Die Dokumentation lief am 4. Juni 2023 in der Reihe planet e.. Die Redaktion hat Martin Ordolff. -
Für die Darstellung der queeren Figur Fenix in dem Kurzfilm Splitter der 3sat-Reihe KlassiXS – Die großen Dramen in jungen Kurzfilmen erhielt Patrice Grießmeier auf dem FILMZ Festival des Deutschen Kinos in Mainz den Sonderpreis der Landeshauptstadt Mainz für das beste Schauspiel.
Auf der FILMZ-Festivalseite heißt es: „Im Mittellangen Wettbewerbsbeitrag SPLITTER verkörpert Patrice Grießmeier die Figur Fenix und verleiht dieser durch kraftvolles und eindrückliches Schauspiel ein Gesicht. In SPLITTER geht es um Aktion und Reaktion, um die genannte Verunsicherung, um das Auflehnen. Nach einem bewaffneten Attentat auf die örtliche Queer-Bar kämpft Fenix tagtäglich für Akzeptanz. Ein Splitter in der Schulter erinnert Fenix dabei schmerzhaft an Hass und Anfeindungen, denen sich die queere Community ausgesetzt sieht. „Patrice Grießmeier zieht mit Fenix die Zuschauenden von Beginn an in den Bann und vermittelt damit eindrucksvoll das Credo des Films ‚Mehr ist mehr‘“, begründet Fabian Meyer, Leiter der Sektion der Mittellangen Filme bei FILMZ die Auszeichnung für Patrice Grießmeier.
Das FILMZ – Festival des deutschen Kinos ist das erste Langfilmfestival des Landes Rheinland-Pfalz. Es findet seit 2001 jährlich in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz statt.
In der Reihe KlassiXS – Die großen Dramen in jungen Kurzfilmen setzen seit 2018 junge Regisseure und Regisseurinnen im Rahmen ein Kooperation von 3sat und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf dramatische Klassiker der Weltliteratur zeitgemäß um. 2024 haben sie sich mit dem Thema "Zeitenwende" befasst. Splitter (frei nach "Die Letzten" von Maxim Gorki; Buch und Regie: Paul Scheufler) ist einer von drei neuen Kurzfilmen, die 3sat am 16. November 2024 in dieser Reihe ausstrahlte (seit 9. November in der 3satmediathek). Die Redaktion liegt bei Meike Klingenberg und Elisabeth Rupp. -
Auf den 58. Hofer Filmtagen hat die Produktion Mels Block (Buch: Seraina Nyikos, Regie: Mark Sternkiker) der Redaktion 'Das kleine Fernsehspiel' nicht nur seine Weltpremiere gefeiert, sondern auch den Bild-Kunst-Förderpreis für das Beste Kostümbild (Kostümbild: Sophie Peters) gewonnen. "Sophie hat die Welt von "Mels Block" durch ihre Arbeit zum Leben erweckt und dem Film einen einzigartigen Look gegeben", so die Jury.
In dem Rostocker Wohnblock, in dem die 34-jährige Mel (Caro Cult) aufgewachsen ist, erzählt man sich die Legende bis heute: Eine von hier wurde zu einer der jüngsten Selfmade-Millionärinnen des Landes. Mels eigene Erinnerungen an ihre Jugend sind hingegen alles andere als glücklich. Auf einer Mission, endlich mit den dunklen Flecken der Vergangenheit abschließen und nach vorne blicken zu können, kauft sie kurzerhand den ganzen Block. Der Plan ist, noch ein letztes Mal an diesen Ort zurückzukehren, um ihn ein für alle Mal als eine positive Erinnerung hinter sich zu lassen. Doch die Vergangenheit und der eigene Schmerz lässt sich hier nur schwer überwinden.
Die Redaktion hat Jörg Schneider. Ein Sendetermin steht noch nicht fest.
Beim DOK Leipzig - Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm wurde Sisterqueens (Buch und Regie: Clara Stella Hüneke, Redaktion: Melvina Kotios) mit dem Young Eyes Film Award ausgezeichnet.
Sisterqueens porträtiert drei sehr junge, beste Freundinnen über einen Zeitraum von drei Jahren, die als feministische Rapperinnen den Berliner Wedding herausfordern. In der Hoffnung auf eine gerechte Welt rappen sie über das Mädchen sein, demonstrieren für Black Lives Matter, praktizieren Sisterhood und werden dabei zu Teenagern.
Gleich zwei Preise gab es beim 23. FILMZ – Festival des deutschen Kinos 2024, in Mainz. Den Langfilmwettbewerb gewann Alle die Du bist. Hausnummer Null gewann den diesjährigen Dokumentarfilmpreis.
Alle die Du bist (Buch und Regie: Michael Fetter Nathansky) ist eine mit fantastischen Elementen erzählte Liebesgeschichte im rauen Alltag des Strukturwandels im Ruhrpott. Die alleinerziehende Mutter Nadine (Aenne Schwarz) verlässt mit 24 Jahren ihre brandenburgische Heimat, um einen Job als Fabrikarbeiterin in der Kohleindustrie anzunehmen. Als sie beginnt, ihren impulsiven Kollegen Paul (Carlo Ljubek) in verschiedenen Gestalten wahrzunehmen und zu lieben, schafft sie es endlich wieder, sich selbst zu spüren. Die beiden werden ein Paar und es entwickelt sich eine große Liebe zwischen ihnen. Sieben Jahre später kann Nadine Paul nur noch in seiner „wahren” äußeren Gestalt sehen, die ihr jedoch zunehmend fremd erscheint. Ihr Arbeitsplatz ist durch den Strukturwandel in der Kohleindustrie bedroht, und obwohl Paul ein hingebungsvoller Familienvater ist, beginnt sich ihre Liebe für ihn aufzulösen. Sie beschließt dagegen anzukämpfen und versucht die Rollen, die sie einst in ihm sah, wiederzubeleben.
Alle die Du bist ist eine Produktion der Contando Films und Studio Zentral/Network Movie in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, BKM, DFFF, FFA. Die Redaktion haben Jörg Schneider und Jakob Zimmermann (ZDF/ Das kleine Fernsehspiel).
Der eindrückliche Dokumentarfilm Hausnummer Null von Lilith Kugler (Buch und Regie über den Traum von einem normalen Leben des Berliner Wohnungslosen Chris im ständigen Kampf mit einer unnachgiebigen Drogensucht hat in diesem Jahr schon mehrere Preise gewonnen, unter anderen beim achtung Berlin Filmfestival für neues deutsches Kino, beim 33. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern und beim 39. internationales DOK.fest München.
Produziert wurde Hausnummer Null von now films & Torero Film in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel gefördert von Medienboard Berlin Brandenburg. Die Redaktion liegt bei Sara Günter (ZDF/Das kleine Fernsehspiel). -
Die Terra X - Dokumentation Das Grab der Schamanin hat auf dem XXIV FICAB - Festival Internacional de Cine Arqueológico del Bidasoa in Iruña (Pamplona)/Spanien sowohl den EITB Gender Perspective Prize als auch den Arkeolan Prize for Contribution to Science gewonnen.
Die Dokumentation (Buch und Regie: Christian Stiefenhofer) zeigt einen der wichtigsten, spannendsten und spektakulärsten Fälle der Archäologie Europas: Das 9000 Jahre alte Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg bei Halle ist ein Schlüsselfund der letzten Jäger- und Sammlergruppen in Mitteleuropa und verändert grundlegend den Blick auf diese Zeit.
Entdeckt wurde das Skelett zur Zeit des Nationalsozialismus. Damals interpretierte man das reiche Grab als das eines Anführers, der automatisch als blonder und weißhäutiger Mann gedacht wurde. Tatsächlich handelte es sich bei dem Fund um die mächtigste Frau ihrer Zeit. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sie dunkelhäutig war, körperliche Fehlbildungen hatte und als Schamanin eine spirituelle Leitfigur darstellte. Noch Jahrhunderte nach ihrem Tod wurde ihr Grab von Menschen aufgesucht, die Hilfe brauchten. Das belegen Votivgaben wie die zwei Hirschgeweihmasken, die noch 600 Jahre später nahe dem Grab abgelegt wurden.
Der Fall zeigt überdeutlich eine Problematik, die in der Archäologie aktuell stärker in den Fokus rückt: Fake News vs. Wissenschaft – im Fall der Schamanin die brutale Fehlinterpretation und Instrumentalisierung zur Stützung der Rassentheorie durch die Nationalsozialisten gegenüber den fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen von heute. Zudem ist er ein Beleg dafür, dass ein weit verbreitetes Bild unserer Vergangenheit veraltet ist, demzufolge Frauen in früheren Zeiten eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Stattdessen müssen sie nach dem heutigen Forschungsstand in der Vorgeschichte eine starke und zentrale Rolle gespielt haben.
Auf der Basis von Archäogenetik und neuester medizinischer Forschung erarbeitete das Filmteam in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen einen lebensechten Avatar der Schamanin von Bad Dürrenberg und hauchte damit einer der mysteriösesten Figuren der Vorgeschichte neues Leben ein. In der Dokumentation wurden dafür modernste virtuelle Produktionstechniken genutzt: Mit Unreal Engine, einer 3D-Grafik-Engine, erschuf das Team eine realistisch wirkende digitale Welt, in die wissenschaftlichen Fakten zur Fauna und Flora der damaligen Zeit eingeflossen sind.
Die Redaktion hat Ruth Ompalius. Ein Sendetermin auf dem Terra X-Sendeplatz steht noch nicht fest. ZDFinfo zeigt die Dokumentation am 12. Januar 2025. -
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