"Viele Journalisten und Journalistinnen beim ZDF leisten hervorragende Arbeit", betont Fernsehrätin Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing mit Blick auf eine Umfrage zur Erfüllung des Bildungsauftrags beim ZDF. Für das Weitertragen von Wissen in die Schulen hat die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands konkrete Anregungen.
#Fernsehrat: Nach einer Studie finden 70 Prozent des ZDF-Publikums, dass das ZDF seinen Bildungsauftrag weitgehend oder voll und ganz erfüllt. Wie bewerten Sie diese Zahl?
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: Das ist grundsätzlich ein erfreuliches Ergebnis – auch wenn noch etwas Luft nach oben ist. Zumal sich ein noch größerer Teil der Befragten genau die Erfüllung jenes Bildungsauftrags wünscht. Die Umfrage zeigt: Viele Journalisten und Journalistinnen beim ZDF leisten hervorragende Arbeit. Der Zuspruch des Publikums ist da. Es wäre sicher spannend, die Entwicklung der Zahlen in den kommenden Jahren zu verfolgen.
#Fernsehrat: Der Sender startet nun die Bildungsinitiative "ZDF goes Schule" - welche Erwartungen knüpfen Sie daran?
Lin-Klitzing: Lehrkräfte sind immer an guten Unterrichtsmaterialien interessiert. Dazu gehören auch hochwertige Dokumentationen und informative Erklärvideos. Die bereits jetzt zur Verfügung stehenden Angebote bei "ZDF goes Schule" sind vielversprechend. Seit Jahren stehen "Terra X" und "MisterWissen2Go" für qualitativ hochwertigen Journalismus. Ich freue mich sehr auf mehr davon!
-
#Fernsehrat: Das ZDF will etwa ein Netzwerk an Partnerschulen aufbauen - wie finden Sie das?
Lin-Klitzing: Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte profitieren davon, wenn erfahrene Journalistinnen und Journalisten von ihrer Arbeit berichten. Nicht nur hinsichtlich des Berufsbildes und der Redaktionsabläufe, sondern auch, wenn über die Herausforderungen gesprochen wird, echte und falsche Informationen innerhalb kürzester Zeit zu unterscheiden – gerade in Zeiten von Social Media und Künstlicher Intelligenz. Praxisberichte aus dem Journalistenalltag stoßen dabei auf große Resonanz. Wenn dann die Schülerinnen und Schüler vielleicht sogar noch eigene Beiträge erstellen – unter Anleitung von Profis – wäre das sicher sehr wertvoll. Bei der Auswahl der Partnerschulen ist es wichtig, dass alle Schularten unseres differenzierten Schulsystems in Deutschland berücksichtigt werden, damit das ZDF die Fülle seines Bildungsangebots in unserer pluralistischen Gesellschaft in die Breite unseres pluralen Schulwesens tragen kann.
#Fernsehrat: Was könnte das ZDF aus Ihrer Sicht in Sachen Bildungs-Auftrag noch besser machen?
Lin-Klitzing: Das ZDF könnte seine professionell recherchierten und ästhetisch gut aufbereiteten Informationen sowie die unterschiedlichen Angebots- und Zeit-Formate beispielsweise noch stärker in Fortbildungen für Lehrkräfte einbringen, damit diese unterstützend für den Unterricht genutzt werden können. Dass gerade in diesen Tagen und auch künftig eine ganz besondere Sorgfalt beim Umgang mit Fakten an den Tag gelegt werden sollte, versteht sich von selbst. Ebenso sollte die Berichterstattung möglichst ausgewogen sein und die unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb der demokratischen Gesellschaft adäquat abbilden. Hier eine gute Balance zu finden, wird immer schwierig sein. Bei der Berichterstattung sollte nie der Verdacht aufkommen, zu viel Sympathie für eine bestimmte politische Richtung zu entwickeln. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist deshalb seine Ausgewogenheit selbstverständlich.
Zur Person: Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing vertritt als Mitglied des Fernsehrates seit Juli 2024 den dbb Beamtenbund und Tarifunion. Sie ist seit 2017 Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, u.a. Mitglied des Bundesvorstands des Deutschen Beamtenbundes und leitet dort die Fachkommission Schule, Bildung, Wissenschaft. Lin-Klitzing ist Universitätsprofessorin für Schulpädagogik an der Philipps-Universität Marburg.