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Jüdisch-mittelalterliches Erbe:Erfurt erhält Welterbe-Titel
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Deutschland hat neue Weltkulturerbe-Stätten: Die jüdisch-mittelalterlichen Bauten in der Erfurter Altstadt haben es auf die Liste der Unesco geschafft.
Das jüdisch-mittelalterliche Erbe von Erfurt ist zum Weltkulturerbe ernannt worden. Das teilte die UN-Kulturorganisation Unesco im saudi-arabischen Riad nach ihrer 45. Sitzung mit.
Konkret geht es bei Erfurt unter anderem um mehrere Bauten der Altstadt, darunter ein vor rund 16 Jahren durch Zufall entdecktes mittelalterliches Ritualbad (Mikwe), das vermutlich um 1250 errichtete sogenannte Steinhaus sowie Erfurts Alte Synagoge.
Das jüdische Ritualbad Mikwe in Erfurt
Quelle: dpa
Unesco-Botschafterin: Neue Stätte fördert Verständnis für kulturelle Vielfalt
Die Aufnahme des jüdisch-mittelalterlichen Erbes "leistet einen weiteren, wichtigen Beitrag, die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen in Deutschland und Europa sichtbar zu machen und für die Zukunft zu bewahren", sagte Deutschlands Botschafterin bei der Unesco, Kerstin Püschel.
Die neue Welterbestätte fördere das Verständnis für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und den gegenseitigen Respekt für das vielschichtige historische Erbe.
Historische jüdische Häuser und handwerkliche Schätze
Nach einem Pogrom in Erfurt im Jahr 1349 wurde die Synagoge zunächst zu einem Lagerhaus umfunktioniert und später als Gaststätte sowie Tanzsaal genutzt.
Die Stadt vermutet, dass das Gebäude aus diesem Grund vor der Zerstörung durch die Nazis bewahrt wurde. Heute befindet sich in der Alten Synagoge, deren älteste Bauspuren um 1094 datiert werden, ein Museum.
Kaiserdom in Aachen
Das erste deutsche Denkmal in der Unesco-Welterbeliste war der um 790 bis 800 erbaute Aachener Dom. "Ein künstlerisches und architektonisches Meisterwerk", so die Unesco.
Quelle: dpa
Ausgestellt werden Zeugnisse des jüdischen Lebens im mittelalterlichen Erfurt, die ebenfalls Teil der Bewerbung waren. Dazu gehören mehrere Tausend Silbermünzen und -barren sowie Gold- und Silberschmiedearbeiten und Geschirr aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Als besondere Kostbarkeit des Schatzes gilt ein jüdischer Hochzeitsring.
Jüdischer Hochzeitsring, Teil des Erfurter Schatzes
Quelle: Imago
Judenverfolgung Teil von Erfurts Geschichte
Fast 30 Kilogramm wiegt der Schatz. Er wurde 1998 kurz vor Abschluss archäologischer Untersuchungen auf einem Grundstück in der Altstadt gefunden - wo sich einst das jüdische Viertel befand. Die Wissenschaft vermutet, dass er während des Pogroms von 1349 von seinem jüdischen Besitzer versteckt worden war.
Während dieser gezielten Verfolgung der Juden wurden auch nahezu alle der etwa 1.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde getötet, das jüdische Viertel um die Synagoge wurde in Brand gesetzt.
Diese SchUM-Städte wurden 2021 Unesco-Welterbe.01.02.2023 | 2:02 min
Auch vor diesem Hintergrund sind noch heute erhaltene Zeugnisse des mittelalterlichen jüdischen Lebens in Erfurt eine Rarität. Kunsthistorikerin Maria Stürzebecher hat für Thüringens Hauptstadt jahrelang die nötigen Vorbereitungen getroffen und schließlich auch am Antrag für die Aufnahme gefeilt.
Erfurt feiert Unesco-Welterbe-Titel
Gegen einen positiven Bescheid für Erfurt hatte eigentlich gesprochen, dass sich ohnehin schon viele Kulturstätten in Europa und Deutschland befinden. Die Stadt Erfurt war trotzdem so optimistisch, dass sie zum Entscheidungstermin am Sonntagnachmittag zum öffentlichen Livestream der Unesco-Sitzung geladen hatte - mit Erfolg.
Zu den bisher 1.157 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern zählen das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Serengeti in Tansania, die Inka-Stadt Machu Picchu in Peru sowie die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. In Deutschland gab es bislang 51 Welterbe-Stätten, darunter der Aachener Dom (seit 1978) und die Mathildenhöhe Darmstadt (seit 2021).
Tell es-Sultan nahe Jericho
Jericho im israelisch besetzten Westjordanland ist eine der ältesten kontinuierlich besiedelten Städte der Welt. Die nahegelegene Ausgrabungsstätte Tell es-Sultan ist nun Welterbestätte.
Quelle: Ministry of Tourism and Antiquities (MoTA)
Quelle: dpa
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