Kopfverletzungen sind im Fußball keine Seltenheit mehr – doch wie gefährlich sind sie wirklich? „Durch den Aufprall kommt es zu einer Kraftübertragung im Gehirn“, sagt Sportmediziner Dr. Claus Reinsberger im "Mainzer Keller". Daraus könne im schlimmsten Fall ein Schädeltrauma entstehen.
Wenn Spieler und Spielerinnen trotzdem weiterspielen, könne dies gesundheitlich relevante Folgen haben. Es bestehe darüber hinaus die Möglichkeit, dass Spieler und Spielerinnen eine Partie verlieren, weil bestimmte kognitive und konzentrative Leistungen nicht mehr so gut und sicher ausgeführt werden können.
Zusätzliche Auswechslungen bei Kopfverletzungen
Reinsberger hat als Mitglied der medizinischen Kommission des DFB Einfluss darauf, wie der deutsche Fußball mit Kopfverletzungen umgeht. Der Neurologe fordert daher zur Sensibilisierung auf – vor allem das Thema bei der Ausbildung von Trainern zu integrieren. Zudem befürwortet Reinsberger temporäre Wechsel, da sich dadurch die medizinische Versorgung der betroffenen Spieler und Spielerinnen verbessern würde.
Aus der Sicht von Moderatorin und Fußball-Expertin Lena Cassel sollten vor allem Fans, Medien und Vereine den Umgang mit Kopfverletzungen schärfen. „Die Bundesliga ist da das Vorbild und strahlt in die unteren Ligen.“
Wir wissen, dass wir Raubbau am Körper betreiben
Einer, der selbst von Kopfverletzungen während seiner aktiven Karriere betroffen war, ist Franz Schiemer. Der ehemalige österreichische Fußballspieler und heutige Co-Trainer bei FC Red Bull Salzburg musste seine Karriere im Alter von 28 Jahren beendet. Insgesamt hat der 35-Jährige zehn Gehirnerschütterungen erlitten.
„Wir wissen, dass wir Raubbau am Körper betreiben als Leistungssportler und lernen schon in jungen Jahren darüber hinaus zu gehen,“ erzählt Schiemer während der Diskussion im "Mainzer Keller". Dadurch habe er gelernt mit den Verletzungen zu leben und sogar versucht mit dem Turban noch bessere Kopfbälle zu erzielen. Er trug zum Ende seiner Karriere auch nur noch Kopfschutz und spricht sich aufgrund seiner Erfahrungen daher für einen nachhaltigen Schutz bei Spielern und Spielerinnen aus.
Fußball ohne Kopfball?
Ist denn Fußball ohne Kopfbälle überhaupt möglich? Dafür müsste man Spielsituationen, wie bei Eckbällen neu decken, sagt Taktik-Experte Tobias Escher. „Es würde zur Folge haben, dass häufiger mit dem Fuß gespielt wird, was im Sinne des Spiels ist.“ Für Schiemer wäre das ein Schritt zu viel. „Dann müsste man erfinden, dass man keine langen Bälle mehr spielen darf.“
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"Mainzer Keller" - der Talk zur Bundesliga
Die fachliche und unterhaltsame Analyse der Fußball-Bundesliga: Der wahre Videobeweis kommt nicht aus dem Kölner Keller, sondern montags live um 18.00 Uhr aus dem "Mainzer Keller" – ein Fußball-Talk mit Max-Jacob Ost, bekannt durch seinen Podcast "Rasenfunk", Tobias Escher, Taktikexperte, Kolumnist und Buchautor, und Fußballerin und Moderatorin Lena Cassel sowie wöchentlich wechselnden Gästen. Damit es spannend bleibt, können die Zuschauerinnen und Zuschauer mitdiskutieren und auch mitentscheiden, welche Themen rund um den Spieltag angesprochen werden.