Die Aufregung ist groß: Dieselabgas-Tests mit Affen und Menschen. Daimler, BMW und Bosch sind empört, VW beurlaubt seinen Cheflobbyisten Thomas Steg. Ist damit die Angelegenheit erledigt?
Nein, denn der große Menschenversuch mit Dieselabgasen in Deutschlands Städten läuft weiter, auch wenn das Ergebnis längst feststeht: Stickoxide über Grenzwert verschlimmern das Asthma von Kindern, Herz-Kreislauferkrankungen nehmen zu, mehr als 10.000 Menschen in Deutschland sterben vorzeitig – pro Jahr. Weil sie tagtäglich, jahrelang Stickoxide von Dieselautos einatmen, die viel dreckiger sind, als die Autobauer ihren Kunden versprochen haben. Das ist die erste Täuschung.
Bundestag ließ sich täuschen
Die zweite Täuschung der Autoindustrie hört auf den seriösen Namen "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportwesen", abgekürzt EUGT, erschaffen von VW, Daimler, BMW und Bosch. Die EUGT gab die Abgasexperimente mit Affen und Menschen in Auftrag. Ziel und Botschaft: Stickoxid-Abgas ist harmlos.
Die Täuschung gelang. Der Abgas-Untersuchungsausschuss im Bundestag vermeldete 2016: "Gefahren bei Stickoxiden umstritten". Die Gefahren bestritten hatte ein Sachverständiger: Helmut Gleim, der sich auf den EUGT-Menschenversuch berief und verschwieg, dass er selbst den Forschungsbeirat der EUGT geleitet hatte. Der Bundestag fiel darauf herein. Mittlerweile haben die Autohersteller ihre Tarnorganisation aufgelöst - und VW-Cheflobbyist Thomas Steg muss gehen. Alle anderen Verantwortlichen bleiben, und machen weiter. Sie verkaufen dreckige Dieselautos als sauber und leugnen Gesundheitsgefahren durch Stickoxide.