Der VW-Skandal hat die Autonation Deutschland erschüttert. Der Autokonzern musste zugeben, bei der Abgasreinigung eine illegale Abschalteinrichtung eingesetzt zu haben. Die Frontal21-Dokumentation geht der Frage nach, ob auch andere Autobauer in den Abgasskandal verstrickt sind und warum die Behörden nicht rechtzeitig eingeschritten sind.
Es geht um die Gesundheit der Bürger. Die Atemluft in vielen deutschen Städten ist mit giftigen Stickoxiden belastet - deutlich über den gesetzlichen Grenzwerten. Hauptverursacher sind Dieselautos. Zwar hat der Gesetzgeber immer strengere Stickoxid-Grenzwerte für Diesel-Pkw vorgeschrieben. Doch die Fahrzeuge überschreiten auf der Straße die gesetzlichen Vorgaben. Das wissen die Behörden seit vielen Jahren - unternommen haben sie bislang nichts dagegen.
Mehr Stickoxide auf der Straße
Frontal21 macht eine Stichprobe und lässt die Abgaswerte von vier Autos messen: von einem Renault, einem BMW, einem Mercedes und einem VW. Das Ergebnis ist erschreckend: Auf der Straße blasen die Diesel-Fahrzeuge deutlich mehr Stickoxide aus als beim offiziellen Test im Labor.
So stößt beispielsweise der Renault Laguna dCi auf der Straße bei gleicher Fahrweise 6,6-mal so viel an gefährlichen Stickoxiden pro Kilometer aus wie beim offiziellen Test im Labor. Dies ergab eine Untersuchung der Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule im Auftrag von Frontal21. Bei dem offiziellen Abgas-Labortest erfüllte der Turbodiesel von Renault die Abgasnorm Euro 5, die bei Stickoxiden NOx einen Grenzwert von 180 mg/km vorschreibt.
Hohe Abweichungen sind "erklärungsbedürftig"
Im Labortest wurde auf der Prüfstandrolle der gesetzlich vorgeschriebene Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) gefahren. Dabei kam der Renault Laguna auf einen NOx-Wert von 162 mg/km. Später wurde derselbe Fahrzyklus NEFZ auf einem stillgelegten Flughafengelände und auf einem verkehrsarmen Autobahnteilstück durchgeführt. Nach Abzug von Messabweichungen lag der NOx-Wert bei 1.067 mg/km und damit weit über dem gesetzlichen Grenzwert.
"Bei gleicher Fahrweise, also bei gleicher Leistungsanforderung wie im Labor, müssten eigentlich ähnliche Abgaswerte herauskommen. Diese hohen Abweichungen sind physikalisch-chemisch nicht zu erklären“, kommentierte Axel Friedrich, Umweltexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt, das Ergebnis der Stichprobe gegenüber Frontal21. Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Leiter der Berner Prüfstelle, Pierre Comte: Die festgestellten hohen Abweichungen seien erklärungsbedürftig.
Autobauer versichern Einhaltung der Grenzwerte
Auf Nachfrage stellte der französische Autohersteller gegenüber Frontal 21 fest, man respektiere die Vorschriften. Erst im Januar hatte die französische Antibetrugsbehörde mehrere Standorte von Renault durchsucht. Zudem hat die französische Regierung inzwischen eine Untersuchungskommission eingerichtet, die das Abgasverhalten von unterschiedlichen Dieselautos untersucht.
Trotz der Testergebnisse versichern die Autobauer einhellig, sich an alle Vorschriften und Gesetze zu halten. Gleichzeitig wird aber klar: Wenn sich die Dieselautos auf der Straße nicht an die Grenzwerte halten, helfen nur noch Fahrverbote, um die Stadtluft sauber zu halten.