Die Produktion von Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren in Twistetal-Berndorf wurde inzwischen gestoppt und der Rückruf aller Produkte angeordnet. Nun berichten auch ehemalige Mitarbeiter über katastrophale Produktionsverhältnisse bei dem Wursthersteller: gammeliges Fleisch, Schimmel und unhaltbare Hygienezustände.
In Wilke-Wurst waren wiederholt Listeriose-Keime nachgewiesen worden. Aber erst Anfang Oktober hat die zuständige Behörde des Landkreises die Schließung der Produktionsstätte verfügt. Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) hatte einen unmittelbaren Zusammenhang zu Todesfällen ergeben. Wie die Listerien, die für Menschen mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein können, in die Wurst kamen, ist bislang unklar.
Doch die Zahl der Listerien-Todesfälle ist offenbar größer als bisher angenommen. So wurde mittlerweile bekannt, dass dem RKI bereits in den Jahren 2017 und 2018 drei Patienten aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt als direkt oder indirekt an der Listeriose verstorben übermittelt wurden.
Bereits Wochen vor der Schließung der Firma Wilke konnte das Bundesamt für Risikobewertung nachweisen, dass nicht nur der Listeriose-Ausbruch 2019 mit der hessischen Großmetzgerei in Zusammenhang stand. Auch frühere Fälle konnten demselben Erregerstamm zugeordnet werden - jenem, mit naher Verwandtschaft zum Wilke-Keim. Schnell vermutete man, dass Patienten sich in Kliniken, Reha-Einrichtungen und Altenheimen ansteckten - dort, wo eine Listeriose schnell zum Tod führen kann. Darüber wurden die Gesundheitsämter informiert. Warum dauerte es so lange, bis die Verbraucher vor den keimbelasteten Fleischwaren des Herstellers Wilke gewarnt wurden?