Ergebnis des Stresstests:Habeck zu längeren AKW-Laufzeiten
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Deutschland diskutiert, ob angesichts der Energieknappheit die verbliebenen AKW länger am Netz bleiben müssen. Die Ergebnisse des Stresstests stellt der Wirtschaftsminister vor.
Habeck zu längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke - Was passiert bei ZDFheute live?
Drohende Energieknappheit, steigende Preise: Deutschland diskutiert seit Wochen über eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Müssen die verbliebenen Atomkraftwerke länger am Netz bleiben, weil Russland kaum noch Gas liefert? Und kann so ein "Blackout" im Winter verhindert werden?
Nach derzeitiger Rechtslage sollen drei verbliebenen deutschen Atommeiler Isar 2 in Bayern, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Emsland in Niedersachsen zum Jahresende abgeschaltet werden. Bis zuletzt hatten Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium einen Weiterbetrieb ausgeschlossen. Ein erster Stresstest von März bis Mai hatte ergeben, dass die Versorgung gesichert ist. Angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten und Druck von Union und FDP hat die Bundesregierung einen zweiten Stresstest zur Sicherheit der Stromversorgung angesetzt - diesmal unter verschärften Bedingungen.
Die Ergebnisse des Stresstests stellt Wirtschaftsminister Habeck um 18 Uhr vor. Wird der lange angekündigte Atomausstieg jetzt doch verschoben? Wie steht es um die Sicherheit der drei verbliebenen AKW? Und welche Alternativen gibt es? Darüber sprechen wir mit Uwe Stoll, dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, Prof. Karen Pittel vom Ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen und ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Nicole Diekmann.
Die aktuelle Diskussion um Atomkraft und Streckbetrieb
Bei der Frage, wie die derzeitige Energiekrise abgeschwächt werden kann, wird die Atomkraft immer wieder ins Spiel gebracht. So schlägt der frühere Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sogar den Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland vor.
Andere Stimmen lehnen eine Laufzeitverlängerung der derzeit noch betriebenen AKWs ab. Sie weisen unter anderem auf das ungelöste Problem der Atommüll-Entsorgung und die hohen Sicherheitsrisiken für Bevölkerung und Umwelt im Falle eines Unfalls hin.
Neben klimapolitischen Fragen ergeben sich außerdem weitere praktische Probleme. So fehlen entsprechende Brennelemente, die normalerweise weit im Voraus bestellt werden müssen. Fraglich ist außerdem, ob die derzeit noch betriebenen Atomkraftwerke die notwendigen Sicherheitsanforderungen erfüllen. Die letzte periodische Überprüfung hätte bereits 2019 stattfinden sollen und erfolgte nur aufgrund des geplanten Austritts im Jahr 2022 nicht.
Eine mögliche Lösung könnte ein sogenannter Streckbetrieb der derzeit noch betriebenen Atomkraftwerke sein. Bei diesem werden die vorhandenen Brennstäbe länger verwendet – allerdings bei reduzierter Erzeugungsleistung. So kann der Reaktorkern etwa 80 bis 90 Tage über seinen eigentlichen Betriebszyklus hinaus genutzt werden. Ob durch den Streckbetrieb allerdings mehr Strom produziert werden kann, die Energieknappheit gemindert und damit die Preise gesenkt werden können, ist dabei umstritten.