DFB-Team vor dem Start im Check

    DFB-Team vor dem Start im Check

    von Frank Hellmann
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    Matthias Ginter, Sebastian Rudy und Julian Draxler (v.l.)

    Der Countdown läuft: Mit der Landung der deutschen Nationalmannschaft in Sotschi rückt der Confed Cup immer näher. Das Auftaktspiel gegen Ozeanien-Vertreter Australien (Montag, 16:15 Uhr/live ZDF) soll erste Erkenntnisse liefern. Was könnte der Bundestrainer mit den einzelnen Mannschaftsteilen planen?

    Im Schnelldurchlauf hat sich die deutsche Nationalmannschaft für den am Samstag beginnenden Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) präpariert: Dienstag wurde im Sportpark Kelsterbach noch schnell das Mannschaftsfoto gemacht, Mittwoch nahm DFB-Präsident Reinhard Grindel zu drängenden sportpolitischen Fragen Stellung, doch seit der Ankunft am Donnerstag in Sotschi steht der Fußball im Mittelpunkt: Bundestrainer Joachim Löw muss sein Aufgebot für das erste Gruppenspiel gegen Australien (Montag, 17 Uhr MESZ/live im ZDF ab 16:15 Uhr) vorbereiten.

    Wir haben talentierte Spieler bei uns, aber der Maßstab ist nicht nur die Bundesliga, die Messlatte ist die absolute Weltklasse. Messi oder Ronaldo.

    Joachim Löw

    Viel Spielzeit für alle

    Aus dem nach den Absagen von Leroy Sané und Diego Demme nur noch 21 Spieler umfassenden Kader sollen alle Akteure viel Spielzeit erhalten, um auf die nächste Entwicklungsstufe zu gelangen. „Wir haben talentierte Spieler bei uns“, sagt Löw, „aber der Maßstab ist nicht nur die Bundesliga, die Messlatte ist die absolute Weltklasse. Messi oder Ronaldo.“ Der Bundestrainer will einige der Perspektivspieler so weit bringen, dass sie vielleicht schon bei der übergeordneten Russland-Mission, der WM 2018, im Bedarfsfall eine entscheidende Rolle spielen.

    Was passiert in den einzelnen Mannschaftsteilen?

    Tor

    Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno (v.l.)
    Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno (v.l.)
    Quelle: dpa

    Mit Kevin Trapp, Marc-André ter Stegen und Bernd Leno balgen sich gleich drei fast gleichaltrige und gleichstarke Kandidaten um zwei Plätze für die WM in Russland. Da ist Manuel Neuer gesetzt, aber einen klaren Kronprinz gibt es nicht. „Auch für die Torhüter gilt, dass wir nicht auf einen allein vertrauen wollen, sondern alle ihre Chance erhalten werden“, sagt der Bundestrainer. Gut denkbar, dass in drei Gruppenspielen alle drei Keeper zum Einsatz kommen.

    Trapp durfte in Dänemark (1:1) zwischen die Pfosten, ter Stegen gegen San Marino (7:0). Beginnt Leno jetzt gegen Australien? Bundestorwarttrainer Andreas Köpke hat bereits verraten: „Unser Ziel ist es, einen erfolgreichen Confed Cup zu spielen. Wenn wir das schaffen, haben wir in Russland insgesamt fünf Spiele. Diese Situation müssen wir nutzen, alle drei Torhüter zum Einsatz zu bringen.“

    Abwehr

    Niklas Süle, Shkodran Mustafi und Jonas Hector
    Niklas Süle, Shkodran Mustafi und Jonas Hector
    Quelle: imago

    Auch hier gilt Flexibilität als oberstes Gebot. Probte Löw im Freundschaftsspiel in Kopenhagen gegen Dänemark noch mit einer Dreierkette mit drei klassischen Innenverteidigern (Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Matthias Ginter), brauchte es im WM-Qualifikationsspiel gegen die San-Marinesen nur noch einen (Shkodran Mustafi). Es ist damit zu rechnen, dass die deutsche Elf sowohl mit der klassischen Viererkette agiert – vermutlich zum Auftakt gegen Australien – wobei sich dann das Gespann Mustafi/Süle anbietet.

    Im zweiten Gruppenspiel gegen Chile – der Südamerika-Meister wird nicht nur von Löw geschätzt – könnte dann eine Dreierkette vorteilhaft sein. Anpassen müssen sich die Außenverteidiger Joshua Kimmich und Jonas Hector, die aus dem Verein eine gewisse Flexibilität gewohnt sind. Beide können dank ihrer fußballerischen Qualität auch im Mittelfeld spielen, was sie tun, wenn sie bei einer Dreierkette vorrücken.

    Mittelfeld

    Emre Can und Leon Goretzka
    Emre Can (vorn) und Leon Goretzka
    Quelle: imago

    Die Auswahl ist auch nach den Absagen noch groß genug. Eine „wichtige Rolle“ (O-Ton Löw) soll Leon Goretzka spielen. Der 23-jährige Schalker ist als Dampfmacher im Mittelfeld vorgesehen, kann diesen Part allein oder mit Emre Can oder Sebastian Rudy bekleiden. Can verkörpert mehr die körperliche Komponente, Rudy die technische Variante. In einem 4-2-3-1-System, lange die bevorzugte Formation der Löw-Ära, wären dann noch drei offensive Rollen zu besetzen.

    Zentral geht kein Weg an Kapitän Julian Draxler vorbei, auf den Flügeln gibt der Kader außer Julian Brandt und Amin Younes keine Alternativen her. Vor allem Brandt ist gefordert, mehr Konstanz in sein Spiel zu bekommen, Younes soll seine Dribbelstärke zeigen. Gleichwohl: Gegenüber der klassischen Besetzung mit Stars wie Sami Khedira, Toni Kroos oder Mesut Özil fällt dieser Mannschaftsteil beim WM-Testlauf am meisten ab.

    Sturm

    Timo Werner (li) und Sandro Wagner
    Timo Werner (li) und Sandro Wagner
    Quelle: imago

    Das Aufgebot gibt fast mehr her als bei der WM 2016. Mit Sandro Wagner steht ein echter Mittelstürmer zur Verfügung. Typ: echter Brecher, der allein mit seiner Präsenz die Gegner beeindruckt. Er kann Bälle festmachen, ist jederzeit in der Luft anspielbar. Der 1,94-Meter-Mann könnte eine Entdeckung werden. Lars Stindl hat in beiden Länderspielen neben Wagner beginnen dürfen, fiel aber deutlich ab.

    Spielt die DFB-Auswahl mit nur einem Angreifer hat Wagner wohl aktuell die Nase vorn. Interessante Alternative ist Timo Werner. Löw schätzt seine schnellen Läufe in die Tiefe. Könnte das Stilmittel gegen die Chilenen werden, wenn der Bundestrainer mehr auf Umschalten setzt. Und in Russland wird der Nationalspieler von RB Leipzig auch gewiss nicht ausgepfiffen.