Luna-25-Mission vor dem Start:Russlands Mondlandung im Alleingang
von Mark Hugo
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Zum ersten Mal seit fast 50 Jahren soll mit Luna-25 eine russische Sonde auf dem Mond landen. Das klingt fast nach altem Raumfahrt-Alltag. Allerdings sind die Probleme groß.
Mit einer Trägerrakete vom Typ Sojus 2.1b startet die Raumsonde Luna-25 ins All.
Quelle: dpa
Wie gerne mal üblich in der Raumfahrt wird auch rund um Luna-25 nicht mit Superlativen gegeizt: Erstmals nach der damals sowjetischen Luna-24-Mission 1976 bringt nun Russland wieder einen Flugkörper auf den Mond. Vor allem aber soll es die erste weiche Landung in der Südpolarregion des Mondes überhaupt werden, lässt die staatliche Raumfahrtagentur Roskosmos wissen.
"Die Südpolarregion ist deshalb so bedeutsam, weil die Bedingungen dort noch relativ 'angenehm' sind", erklärt Christian Bach vom Institut für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Dresden. An manchen Stellen dort gebe es immer Sonnenlicht. In einigen Kratern Eis, aus dem man Wasser gewinnen könnte.
Ambitioniertes Mondprogamm von Russland
"Deshalb zielen viele Bestrebungen, insbesondere für Mondbasen, auf diese Region ab." Und tatsächlich klingt das neu aufgelegte russische Mondprogramm ambitioniert. Bis 2040 soll es dort eine Basis geben. Luna-25 soll dabei helfen, genau dafür künftige Landungen vorzubereiten.
Quelle: AP
Die Sojus-Rakete mit Mondlandefähre Luna-25 soll sie in der Südpolarregion nördlich des Boguslavsky-Kraters landen. Die Gegend gilt als "schwieriges Terrain". Das vierbeinige Luna-25-Landegerät wiegt rund 800 Kilogramm. Ausgestattet ist es mit acht wissenschaftlichen Instrumenten und einem Roboterarm.
Mindestens ein Jahr lang soll die Sonde die Beschaffenheit von Plasma- und Staubkomponenten in der Exosphäre, also der extrem dünnen Atmosphäre, untersuchen. Ebenso die des Regoliths, also der lockeren oberen Bodenschichten. "Damit lässt sich schlussfolgern, welche nutzbaren Ressourcen man aus dem Regolith extrahieren kann oder wie gut sich der Regolith eignet, um daraus beispielsweise Habitate oder Landeflächen zu bauen", erklärt Raumfahrtexperte Christian Bach.
Allerdings: Wirklich Alltag ist in diesen Zeiten auch die Mondmission nicht. Ursprünglich sollte eine Kamera der europäischen Raumfahrtagentur Esa mit an Bord sein sowie weitere Instrumente bei den Folgemissionen. Nach Beginn des Kriegs in der Ukraine setzte die Esa allerdings die Zusammenarbeit aus.
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Chancen für Luna-25 ohne Esa-Beteiligung nicht geringer
Was das bedeute, sei wegen der Isolierung Russlands schwer zu beurteilen, sagt Bach. Es fehlten zwar einige Technologien. "Doch würde ich nicht sagen, dass die Chancen für Luna-25 nun geringer sind, weil die Esa nicht dabei ist."
Mit der Mission jedenfalls macht nun auch Russland mit beim Wettrennen zum Mond. Gründe für das große Interesse am Erdtrabanten gebe es viele, so Bach: "Von politischem Prestige über einen Goldrausch zum Abbau lunarer Ressourcen bis hin zur Nutzung des Mondes als Technologietreiber." Allerdings: Welche Rolle Russland dabei noch spielen kann, sei fraglich.
Das Wettrennen wird wohl eher zwischen den USA und China entschieden, welche beide sehr ambitionierte Mondprogramme verfolgen. Ich bezweifle, dass Russland in der Lage sein wird, die Ressourcen aufzubringen, um da mitzuhalten.
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Dr. Christian Bach, Technische Universität Dresden
Offenbar suche Russland deshalb gerade nach Partnern wie etwa China.
Im Rahmen des Artemis-Programms sollen möglichst ab Ende 2025 Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond landen. Federführend ist die US-amerikanische Nasa. Aber auch die europäische ESA ist beteiligt und stellt vor allem das Servicemodul.
Mit "Lunar Gateway" soll noch in den 20ern eine Raumstation in der Mondumlaufbahn gebaut werden. Beteiligt sind neben Nasa und ESA auch Japan und Kanada.
Indien hat Mitte Juli das Landemodul "Chandrayaan-3" auf den Weg gebracht. Es soll sein Ziel am 23. oder 24. August erreichen und ebenfalls die Südseite des Mondes erforschen. Es wäre die erste weiche Mondlandung in der indischen Raumfahrt. Vorher ist das nur den USA, der Sowjetunion und China gelungen. Japanische und israelische Versuche sind gescheitert.
China will bis 2030 eigene Astronauten oder "Taikonauten" auf den Mond schicken. Mit Tiangong hat das Land bereits eine eigene Raumstation im Erdorbit.
Russische Raumfahrt leidet unter Sanktionen
Nach einer Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums leidet der russische Raumfahrt-Sektor schwer unter den internationalen Sanktionen. Unklar ist wohl deshalb auch, wann es die kürzlich angekündigte eigene russische Station im Erdorbit geben wird. Bisher befindet die sich gerade mal im Entwurfsstadium.
Überraschend hat Russland im April die Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS bis 2028 verlängert. Sie sollte eigentlich 2024 auslaufen. Es dürfe "in keinem Fall eine Pause in der bemannten Raumfahrt geben", so die Begründung von Roskosmos.
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Europa ohne Zugang zum Weltraum
"Das ist in der Tat ein ziemliches Rätsel", findet Raumfahrtexperte Bach. Es stehe im "krassen Gegensatz" dazu, dass die Zusammenarbeit an anderer Stelle komplett eingestellt worden ist, was massive Folgen habe. "Man schaue sich dazu nur an, dass Europa aktuell ohne Zugang zum Weltraum da steht", so Bach. "Und trotz dieser misslichen Lage bleibt man hart."
Dass es bei der ISS dennoch weiter geht, sei eine gute Nachricht für die Sicherheit der Astronauten, weil es nun weiter die Möglichkeit gibt, Sojus-Kapseln zu nutzen - vor allem in Notfällen.
Man kann dies auch positiv werten, denn die Raumfahrt hat auch zu Zeiten des Kalten Krieges versucht und es geschafft, Brücken zu schlagen.
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Dr. Christian Bach, Technische Universität Dresden
Und auch das fällt auf: Luna-25 startet nicht vom traditionsreichen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus, sondern im russischen Wostotschny, rund 6.000 Kilometer östlich von Moskau, weit weg von Kasachstan und westlichen Nachbarn. Das könnte man als Zeichen der Distanzierung deuten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dort schon seit 2016 immer wieder unbemannte Sojus-Raketen starten.
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