Korallensterben durch hohe Temperaturen vor den USA

    Korallenbleiche vor den USA :Massensterben durch hohe Wassertemperaturen?

    von Inga Rabe
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    Der Klimawandel und das Wetterphänomen El Niño sorgen weltweit für viel zu hohe Meerestemperaturen und bedrohen damit das Leben in der Unterwasserwelt.

    Korallen in verschiedenen Farben sind auf dem Meeresboden zu sehen. Einige sind rot, andere pink oder weiß. Das zeigt die Bleiche durch die hohen Temperaturen.
    Korallen vor der Küste Floridas sind teilweise weiß oder pink. Ein Zeichen für die Bleiche durch hohe Temperaturen.
    Quelle: AP/Andrew Ibarra

    38,9 Grad Wassertemperatur vor der Küste Floridas. Was nach Badewannentemperatur klingt, empfinden nicht nur die Badegäste als Zumutung. Für Ökosysteme unter Wasser - wie die bedrohten Korallenriffe - sind diese Temperaturen lebensbedrohlich.
    "Die derzeitige Situation im Golf von Mexiko und in der Karibik ist beängstigend", sagt Dr. Simon Brandl vom Department of Marine Science der Universität Texas.

    Die Wassertemperaturen in dieser Region erreichen ihren Höhepunkt normalerweise erst Ende August, sind aber schon seit Anfang Juni besorgniserregend hoch.

    Dr. Simon Brandl vom Department of Marine Science der Universität Texas

    "Wenn diese den ganzen Sommer über anhalten - das heißt, wenn der Aufbau der warmen Meeresoberflächentemperatur nicht beispielsweise durch eine Reihe von Wirbelstürmen gestört wird -, könnten die Korallen in der gesamten Region einen noch nie dagewesenen Zusammenbruch erleiden, der das Wesen der Ökosysteme der Korallenriffe grundlegend verändern wird", befürchtet er. Brandl studiert gerade das zweitgrößte Barriereriffsystem der Welt in dem mittelamerikanischen Land Belize und sieht auch dort schon eine weit verbreitete Bleiche.
    Eine Koralle ist unter Wasser zu sehen.
    Aktuelle Bilder aus Belize zeigen, dass dort bereits die Korallenbleiche begonnen hat. Betroffen sind auch die für die Karibik so ikonische Elchgeweihkorallen.
    Quelle: Jordan Casey/Department of Marine Science, Universität Texas

    Korallenbleiche ist zur Normalität geworden, mit oder ohne El Niño, aber die Situation, die sich derzeit entwickelt, ist erschreckend für jeden, der sich um Korallenriffe auf der ganzen Welt kümmert.

    Dr. Simon Brandl vom Department of Marine Science der Universität Texas

    "Neben dem, was wir in der Karibik und im Golf von Mexiko erleben, gibt es bereits Berichte über Massenbleichen an der mexikanischen Küste im tropischen Ostpazifik", berichtet Brandl.
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    Hitzestress stört Korallen massiv

    Für Korallen sind die hohen Temperaturen problematisch: Sie leben in einer Symbiose mit Mikroalgen, die Photosynthese betreiben und die Koralle mit Nährstoffen versorgen. Ist die Wassertemperatur für längere Zeit höher als in dem Gebiet üblich, produzieren die Mikroalgen Giftstoffe und werden von der Koralle abgestoßen.
    Es kommt zur Bleiche: Die Koralle lebt erstmal weiter, verliert jedoch ihre Färbung. Kehren die Mikroalgen innerhalb einiger Wochen zurück, kann sich die Koralle erholen, andernfalls stirbt sie.

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    Derzeit wenig Hoffnung auf Erholung von Korallenriffen

    Im El-Niño-Sommer 2016 kam es am australischen Great Barrier Reef sehr schnell zu extrem hohen Wassertemperaturen. Durch diesen Hitzestress ging damals fast ein Drittel der Korallenbedeckung des Riffs - ohne langsame Bleiche - verloren. Die Bilder gingen um die Welt.
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    Das Great Barrier Reef konnte teilweise wieder aufgeforstet werden. Eine Chance, sich zu erholen, könnten die Riffe in Zukunft nicht mehr haben, erklärt Prof. Dr. Christian Wild, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Ökologie der Universität Bremen:

    Das aktuelle Problem (…) ist, dass die Häufigkeit der Bleichen durch die steigenden Wassertemperaturen stark zunimmt, sodass die Riffe immer weniger Zeit haben, um sich von der jeweils vorherigen Bleiche zu erholen, bevor die nächste beginnt.

    Christian Wild, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Ökologie der Universität Bremen

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